Wirtschaft

"Märkte hassen Überraschungen" Asiatische Leitindizes geben deutlich nach

Bleicht Griechenland ein Euroland?

Bleicht Griechenland ein Euroland?

(Foto: picture alliance / dpa)

Mit Abgaben zu Yen und Dollar wartet der Euro nach der griechischen Volksabstimmung auf. Die Anleger in Asien sind verunsichert, die Kurse bröckeln auf breiter Front.

Nach dem klaren "Nein" der Griechen zum Reformkurs der Geldgeber sind die asiatischen Börsen und zeitweise auch der Euro deutlich unter Druck geraten. Die Gemeinschaftswährung rutschte zeitweise um 1,4 Prozent ab, konnte sich dann aber etwas fangen und lag im asiatischen Handel mit 1,1032 Dollar noch 0,7 Prozent tiefer. Am Freitag hatte der Euro in New York bei 1,1104 Dollar geschlossen. Auch zum Yen geriet der Euro unter Druck und fiel zeitweise auf 133,700 Yen - der tiefste Stand seit sechs Wochen.

Die Börse in Tokio verzeichnete zunächst starke Verluste. Der Nikkei-Index für 225 führende Werte verlor nach Handelsbeginn 340 Punkte oder 1,7 Prozent auf 20 200 Zählern. Der breiter gefasste Topix sank um 1,5 Prozent auf 1627 Punkte. Der australische S&P/ASX 200-Index rutschte zum Auftakt 1,4 Prozent auf 5460 Punkte unter den Schlusskurs von Freitag. In Seoul lag das Minus der Börse bei 1,3 Prozent.

"Nach Umfragen sollte das Ergebnis in Griechenland knapp werden, und die 61 Prozent Nein sind eine Überraschung", sagt der Analyst Saul Eskale dem Sender ABC. "Märkte hassen Überraschungen."

Die Futures auf US-Aktienindizes rutschten um 1,4 Prozent ab. Der Preis für ein Barrel Brent-Öl fiel um gut ein Prozent auf 59,70 Dollar. Dagegen stiegen die Futures auf die zehnjährige US-Anleihe um einen vollen Punkt.

EZB kommt Schlüsselrolle zu

Citi-Aktienstratege Antonin Jullier rechnet mit Kursabschlägen an den europäischen Aktienmärkten: "Es hängt viel davon ab, was die Europäische Zentralbank (EZB ) mit den Liquiditätshilfen für die griechischen Banken macht." Das Ergebnis der Volksabstimmung schüre die Unsicherheit, sagte Ray Attrill, Devisenstratege bei der National Australia Bank. "Das Risiko für einen 'Grexit" ist stark gestiegen."

Insidern zufolge wird die EZB voraussichtlich die Nothilfen an griechische Banken nicht stoppen. Obgleich die Entscheidung noch ausstehe, würden die Währungshüter wahrscheinlich die so genannten ELA-Hilfen auf dem aktuellen Niveau belassen, sagten mehrere mit der Situation vertraute Personen. Es wird erwartet, dass der EZB-Rat auf einer Telefonkonferenz erneut über die Notkredite berät. Insidern zufolge liegt der Rahmen für die Liquiditätshilfen derzeit bei rund 89 Milliarden Euro. Ohne die  ELA-Kredite drohen die Institute auszubluten, da Unternehmen und Privatleute wegen der Unsicherheit, ob das Land im Euro bleiben kann, massiv Gelder von ihren Konten abgezogen haben.

ELA-Hilfen werden gegen Sicherheiten von der griechischen Notenbank vergeben - über die Gewährung beschließt aber der EZB-Rat. Die Hilfen sind inzwischen für das Überleben der Institute entscheidend, da sie seit Februar von der direkten Geldversorgung durch die EZB abgeschnitten sind.

Eine mit dem Vorgang vertraute Person sagte vor Bekanntwerden des Abstimmungsergebnisses, auch ein "Nein" werde nicht sofort Konsequenzen für die Bankenhilfen haben. Auch ein zweiter Insider sagte, das Referendum werde wohl keine Veränderung zur Folge haben. Viel Liquiditätsspielraum haben griechische Geldhäuser allerdings auch mit der Beibehaltung der Hilfen nicht mehr. Insidern zufolge dürfte der ELA-Rahmen bald erschöpft sein. Es wird daher erwartet, dass die Geldhäuser auch in den kommenden Tagen geschlossen bleiben.

Die Währungshüter dürften am Montag auch darüber diskutieren, die Sicherheitsabschläge auf die Pfänder zu erhöhen, die Hellas-Banken zum Erhalt der ELA-Kredite einreichen. Ein solcher Schritt würde aber vor allem als Signal zu sehen sein, dass die EZB auf die neue Lage reagiert, ohne damit die Geldversorgung für die Banken komplett zu sperren.

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Quelle: ntv.de, bad/rts/dpa

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