Marktberichte

"Kein gutes Zeichen" Dax schließt schwach im Plus

Schwach im Plus: Der Dax am frühen Dienstagnachmittag.

Schwach im Plus: Der Dax am frühen Dienstagnachmittag.

(Foto: REUTERS)

Die Bremsen halten: Der deutsche Aktienmarkt kann die große Abwärtsfahrt des Sommers am zweiten Handelstag der Woche stoppen. Dass allerdings Anleger an einem Erholungstag defensive Titel kaufen, stimmt Analysten nachdenklich.

Der Börsentag endet mit versöhnlichen Schlusskursen: Im Frankfurter Aktienhandel verzeichnen Händler nach einer wochenlangen Talfahrt leichte Gewinne. Am Abend geht der deutsche Leitindex Dax mit einem Plus von 0,39 Prozent auf 9189,74 Punkte aus dem Handel. Zum Wochenauftakt hatte er auf dem niedrigsten Stand seit Mitte März geschlossen. Im Tagesverlauf war er zeitweise über die Marke bei 9200 Punkten gestiegen. Das Tageshoch liegt bei 9237,14 Punkten, das Tagestief bei 9152,38 Punkten.

Schwächer entwickelten sich die Nebenwerte: Der MDax drehte im Verlauf zeitweise ins Minus und liegt zum Handelsschluss knappe 0,03 Prozent im Plus bei 15.516,16 Punkten. Der TecDax gewinnt etwas robustere 0,34 Prozent auf 1180,70 Punkte. Auf europäischer Ebene steigt der Eurostoxx50 schmale 0,04 Prozent auf 3071.65 Punkte.

Der Abwärtstrend scheint gestoppt, doch größerer Rückenwind wollte nicht aufkommen. Schon das Ausbleiben schlechter Nachrichten werteten Beobachter als positives Zeichen: "Keine negativen Überraschungen von den europäischen Einkaufsmanagerindizes und die angekündigte Waffenruhe im Nahen Osten lassen zumindest keinen weiteren Abverkauf zu", kommentierten die Analysten vom Broker GKFX.

Händler blieben skeptisch, was die weiteren Aussichten angeht, und sprachen vor allem von einer technischen Gegenbewegung. Besonders deutsche Unternehmen dürften unter den neuen Russland-Sanktionen leiden. Aber auch in Resteuropa lässt der wirtschaftliche Schwung nach.

Neben den Konjunkturnachrichten standen im Tagesverlauf insbesondere die frisch vorgelegten Quartalsberichte aus der ersten und zweiten Reihe im Vordergrund: Im Dax haben am Morgen die Deutsche Post und BMW ihre Zwischenergebnisse präsentiert. Aus der zweiten Reihe standen Halbjahresbilanzen von Unternehmen wie Axel Springer, Pfeiffer Vacuum und Wacker Neuson an.

Post besser als erwartet

Die Deutsche Post hat im abgelaufenen Quartal mehr verdient als von Analysten erwartet. Während sich der Umsatz leicht verbesserte, kletterte das operative Ergebnis um 5,7 Prozent. Die Prognose für das laufende Jahr bestätigte das Unternehmen, rechnet aber mit einer anderen Zusammensetzung der Ergebnisse.

Für die kommenden Jahre stellte die Post einen neuen Ausblick auf. Die Post-Papiere ziehen zeitweise kräftig an. Am Abend gehen die Post-Aktien 2,2 Prozent fester bei 23,75 Euro aus dem Handel.

Auf Konzernebene erwirtschafteten die Bonner im abgelaufenen Quartal 13,695 Milliarden Euro, nach 13,605 im Vorjahr. Vor Zinsen und Steuern blieben davon 654 Millionen übrig, was einem Plus von 5,7 Prozent entspricht. Analysten hanen dagegen mit einem Gewinnrückgang gerechnet. Unterm Strich waren es nach Steuern und Dritten noch 461 Millionen, das waren 52 Millionen Euro mehr als erwartet.

BMW hält Konkurrenz auf Abstand

Mit einem Gewinnsprung konnte BMW die Anleger nach dem zweiten Quartal überraschen: Der Umsatz wuchs dagegen nur leicht. Unter dem Strich verdiente die Nobelmarke mit fast 1,8 Milliarden Euro gut 27 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Aktien von BMW notierten zeitweise als stärkster Dax-Wert an der Indexspitze. Zum Handelsschluss weicht das Kursplus auf. BMW-Anleger verabschieden sich mit einem Aufschlag von 0,1 Prozent auf 88,50 Euro in den Feierabend.

BMW habe von einem besseren "Mix" sowohl bei den verkauften Modellen als auch in den Absatzregionen profitiert, sagt Michael Punzet von der DZ Bank. Die Ebit-Marge im Automobilgeschäft liege daher mit 11,7 Prozent sowohl über seiner Schätzung von 9,5 Prozent als auch über der Konsensprognose von 9,7 Prozent. Nun müssten Analysten ihre Gewinnschätzungen voraussichtlich erhöhen.

Abgesehen von BMW wurden Autoaktien insgesamt eher gemieden. Im Handel verwiesen Beobachter unter anderem auf die Kartelluntersuchungen in China. Zahlreiche Hersteller haben in den vergangenen Tagen die Preise für einzelne Modelle oder für Ersatzteile zum Teil deutlich gesenkt. China ist in den vergangenen Jahren zum wichtigsten Wachstumsmarkt für die Branche geworden. Die Papiere von Daimler gaben nach zeitweiligen Kursgewinnen 1,2 Prozent auf 60,43 Euro ab. Die im Dax notierten Vorzugsaktien von Volkswagen schlossen 1,6 Prozent schwächer bei 170,00 Euro.

Im Lauf des Tages tauchten neben BMW und Post weitere Dax-Titel auf der Favoritenliste der Anleger auf: Gesucht waren unter anderem Bayer, K+S und Lanxess. Die Kursgewinne erhärteten den Eindruck, dass sich die Erholungstendenz auch auf konjunkturnahe Aktien erstreckt.

Die Aktien der Deutschen Bank verloren 1,3 Prozent auf 24,77 Euro. Einem Zeitungsbericht zufolge verschärft die deutsche Finanzaufsicht Bafin ihre Untersuchungen in der Affäre um manipulierte Libor-Zinssätze. Händler wiesen allerdings darauf hin, dass der Bericht nur einen bereits seit dem Wochenende bekannten Magazinbericht aufgreift. Nach einer Kaufempfehlung durch die UBS gewannen die Titel von Fresenius Medical Care (FMC) um 3,4 Prozent auf 51,83 Euro.

Defensiv in der Erholung

Insgesamt jedoch sei die europaweite Erholungsbewegung vor allem von den eher defensiven Branchen getragen worden, hieß es. "In der Regel ist es kein gutes Zeichen, wenn Investoren an einem Erholungstag defensive Wert kaufen", merkte ein Aktienhändler an. Dies zeige, dass sie sich bereits auf die nächste Abwärtswelle an der Börse vorbereiteten.

Im europäischen Aktienhandel gehören die Sektoren Nahrungsmittel sowie Gesundheit/Pharma zu den Gewinnern. Weiter auf der Verkaufsliste standen dagegen zyklische Branchen, allen voran der Automobilsektor. Auch die Kurse von Reise- und Luftfahrtunternehmen gaben nach.

Bilfinger belastet den MDax

Verhalten positiv äußern sich Händler zu den Entwicklungen bei Bilfinger. Trotz der bereits zweiten Gewinnwarnung in kurzer Folge stand der damit verbundene Rücktritt von Vorstandschef Roland Koch in der breiten Öffentlichkeit stärker im Vordergrund als die nackten Zahlen. An der Börse sahen Experten das anders: Die Bilfinger-Aktie sackte im MDax um 9,7 Prozent ab und notierte am Abend bei 55,03 Euro.

Quelle: ntv.de, mmo/bad/DJ/dpa/rts

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