Marktberichte

Neuer Anlauf Richtung 12.000? Dax brennt doch noch nach oben durch

"Sie sind satt - und nun muss eine richtig gute Leckerei kommen, damit sie noch einmal zuschlagen", sagt Analyst Halver über die Anleger in Frankfurt. Am Nachmittag gibt es "Leckereien".

Das Thema Konjunkturhat am Donnerstag die Laune der Anleger am deutschen Aktienmarkt bestimmt. Unbefriedigende US-Notenbank-Protokolle, schwache Einkaufsmanagerindizes aus China, Deutschland und der Eurozone belasteten zunächst. "Schwache Daten, steigender Euro: Investoren nehmen Gewinne mit", konstatiert n-tv-Börsenexpertin Sabrina Marggraf. "Dem Markt fehlen aktuell die Treiber", sagte Robert Halver von der Baader Bank. Die Dividendensaison sei vorbei und die Anleger säßen nach dem starken ersten Quartal auf soliden Gewinnen. "Sie sind satt - und nun muss eine richtig gute Leckerei kommen, damit sie noch einmal zuschlagen", so Halver. Am Nachmittag war es dann soweit: Ebenfalls schwache US-Daten vom Arbeitsmarkt und aus der Industrie lieferten erste Lichtblicke. Sie implizieren, dass eine Leitzinserhöhung in den USA noch auf sich warten lassen könnte.

Der Dax fuhr seine Verluste zurück und ging bei 11.866 Punkten 0,1 Prozent fester aus dem Handel. Der MDax schloss bei 20.973 Zählern nahezu unverändert. Der TecDax verbesserte sich um 0,1 Prozent auf 1737 Stellen. Der Dax hat zur Wochenmitte mit 11.848 Zählern auf der Stelle getreten - nach einem "kleinen Kursfeuerwerk" zum Wochenstart und einem "Höhenrausch" am Dienstag.

Konjunktur: Schlechte Daten heben die Stimmung

Auf Konjunkturseite gab es frische Daten aus China. Der vorläufige HSBC-Einkaufsmanagerindex per Mai stieg zwar zum Vormonat leicht auf 49,1, verfehlte allerdings die Markterwartung knapp. Deutlich schwächer als erwartet fielen die entsprechenden Indizes für die Eurozone und Deutschland aus. In den USA verlor die Industrie im Mai zudem an Schwung. Der vom Markit-Institut veröffentlichte Einkaufsmanagerindex gab auf 53,8 Punkte von 54,1 im Vormonat nach. Auch der Philadelphia-Fed-Index fiel schwächer aus als erwartet, so auch die restlichen Daten.

USA: Dow Jones klebt fest

Die Aussicht auf eine anhaltende Niedrigzinsphase stützte den Handel an der New Yorker Wall Street. Schwache Konjunkturdaten untermauerten die Einschätzung vieler Investoren, dass die US-Notenbank Federal Reserve sich mit ihren Zinserhöhungen Zeit lassen wird. Wie aus dem Protokoll der jüngsten Fed-Sitzung hervorgeht, hielten die Notenbanker zuletzt eine Zinswende bereits im Juni für verfrüht.

Immer mehr Börsianer stellen sich inzwischen die Frage, ob der Schritt überhaupt noch 2015 kommen wird. Denn die wirtschaftliche Entwicklung bleibt gedämpft. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe fielen vergangene Woche etwas höher aus erwartet. Außerdem gingen die Verkäufe bestehender Eigenheime im April überraschend zurück. "Ich bezweifle, dass wir eine Zinsanhebung in diesem Jahr sehen werden", sagte Portfoliomanager Paul Nolte von Kingsview Asset Management.

Der Dow-Jones-Index für die Standardwerte schloss mit 18.287 Punkten auf Vortagesniveau. Der breiter gefasste S&P-500 stieg um 0,2 Prozent auf 2131 Zähler und lag damit nahe seines jüngsten Rekordhochs. Der Index der Technologiebörse Nasdaq gewann 0,4 Prozent auf 5091 Punkte.

Dax: HV-Saison läuft heiß

In Deutschland fiel von Unternehmensseite vor allem die Hauptversammlung der Deutschen Bank ins Gewicht. Es ging heiß her in der Frankfurter Festahlle, auf dem Börsenpa rkett aber eher nicht, die Titel verloren 0,3 Prozent. Vor der HV hatte der Chef des Privatkundengeschäfts, Rainer Neske, bereits seinen Rücktritt erklärt. Er zog damit die Konsequenzen aus der Trennung der Deutschen Bank von der Postbank und der damit einhergehenden Schwächung des Privatkundengeschäfts.Auch die zahlreichen Klagen und Milliarden-Strafzahlungen erregten die Gemüter der Aktionäre. Zudem war der Aktienkurs seit dem Antritt der Doppelspitze Jürgen Fitschen/Anshu Jain lediglich um etwas mehr als 5 Prozent gestiegen, während der Dax rund 85 Prozent zugelegt hatte. Eine "grottenschlechte Performance", sagte Aktienstratege Ascan Iredi n-tv.

Partmer für T-Mobile US?

Auch die Deutsche Telekom hatte ihre Aktionäre geladen. Die "T-Aktie" schwang sich 0,2 Prozent nach oben. Konzernchef Tim Höttges liebäugelt mit einem Partner für die Erfolgstochter T-Mobile US. Die Telekom eilt in den USA derzeit von Erfolg zu Erfol g. Nach Jahren des Siechtums zahlen sich mittlerweile hohe Investitionen in das Mobilfunknetz und in die Werbung aus. Mit 55 Millionen Kunden rangiert der viergrößte Mobilfunker in Amerika nur noch knapp hinter dem Rivalen Sprint.

Bei SAP wirkten die guten Geschäftszahlen von Salesforce eher kontraproduktiv. SAP-Titel gaben etwa 1,3  Prozent ab und zählten damit zu den größten Verlierern im Leitindex. Ebenfalls mit Abschlägen warteten die Autotitel auf, die zu Wochenbeginn stark gelaufen waren. BMW und VW verloren jeweils rund 1 Prozent. Daimler konnte sich gegen den Abwärtstrend stemmen und legte 0,3 Prozent zu.

TecDax: Wetten auf Evotec

Die Aktien von Evotec sprangen dagegen um rund 4 Prozent an. Im Handel wurden zwei Kurstreiber genannt. Zum einen sei die Aktie über den Widerstand bei 4 Euro gesprungen, an dem sie jüngst gescheitert war. Zum anderen wird an der Börse darauf gesetzt, dass die Phase-IIb-Studie von EVT302 zur Behandlung moderater Formen von Alzheimer erfolgreich abgeschlossen wird. Ein Ergebnis wird für das erste Halbjahr 2015 erwartet. Sollte die Studie allerdings scheitern, könnte sie auch schnell unter 3 Euro fallen, wie es hieß.

Nordex büßten rund 1 Prozent ein. Der Grund: Vorstandschef Zeschky wird überraschend das Unternehmen verlassen. "Hier will der Markt erst einmal genau wissen, warum das so plötzlich der Fall ist", sagte ein Händler. Zeschky sei in der Finanz-Community respektiert und für das starke Wachstum der letzten Jahre verantwortlich gewesen.

Devisen: Euro stabilisiert sich

Das jüngste Sitzungsprotokoll der Fed ließ Devisenanleger etwas ratlos zurück. Der Euro pendelte am Morgen um die Marke von 1,11 Dollar. Er zog bis zum Nachmittag an. Die EZB setzte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,1133 Dollar fest. Am Abend notierte die Gemeinschaftswährung bei 1,1124 Dollar. "Nein, sehr viel schlauer sind wir nach der Veröffentlichung des Protokolls (...) nicht", urteilte Commerzbank-Analystin

Asien: Rekordserie dauert an

Die Gewinnserie in Tokio dauerte an. Am Donnerstag ging es an der ostasiatischen Leitbörse bereits den fünften Handelstag in Folge nach oben und den neunten der vergangenen zehn Handelstage. Am Ende des Handels blieb aber nur ein Miniplus für den Nikkei-Index von 0,1 Prozent auf 20.203 Punkte. Auch der Aufwärtstrend an der Börse in Schanghai setzte sich fort. Nach den zum Teil kräftigen Gewinnen der Vortage legte der Shanghai-Composite nach Anfangsverlusten um weitere 1,9 Prozent zu vor dem Hintergrund der Bekanntgabe des Einkaufsmanagerindex (PMI) für das Verarbeitende Gewerbe in China.

Rohstoffe: Lagerdaten stützen

Die Ölpreise legten deutlich zu. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juli kostete am Abend 66,82 Dollar, rund 3 Prozent mehr als am Mittwoch. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg ebenfalls etwa 3 Prozent auf 60,82 Dollar. Leichte Unterstützung erhielten die Ölpreise von neuen Lagerzahlen aus den USA. Wie das Energieministerium mitgeteilt hat, sind die Rohölvorräte der USA in der vergangenen Woche zum dritten Mal in Folge gesunken. Allerdings bleiben die Lager im längeren Vergleich sehr gut gefüllt.

Quelle: ntv.de, bad/rts/DJ/dpa

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