Marktberichte

Zweifel an Trump und Italien Anleger räumen ihre Depots auf

Für die Deutsche Bank war es ein verlorenes Börsenjahr.

Für die Deutsche Bank war es ein verlorenes Börsenjahr.

(Foto: picture alliance / dpa)

Kurz vorm Jahreswechsel bestimmen Gewinnmitnahmen das Geschäft. Wegen der Italien-Unsicherheit schmeißen Anleger hierzulande Bankentitel aus ihren Depots. Auch in den USA gibt es Zweifel an einer nachhaltigen Rally.

Nach der Kursrally der vergangenen Wochen war an der deutschen Börse am Donnerstag die Luft raus. Am vorletzten Handelstag des Jahres nutzten viele der verbliebenen Anleger die Gelegenheit für Gewinnmitnahmen. Am Freitag vor Silvester endet der deutsche Börsenhandel um 14 Uhr.

Dax
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Der Dax gab zuletzt 0,2 Prozent auf 11.451 Punkte nach. Damit kam er etwas von seinem höchsten Niveau seit August 2015 zurück. Auf Jahressicht steht er damit aber immer noch knapp sieben Prozent im Plus. "Investoren nehmen Gewinne mit", sagte Analyst Mike van Dulken von Accendo Markets. Vor dem Jahreswechsel tendierten Anleger dazu, ihre Risikopositionen etwas zurückzufahren.

Am Vorabend waren schon in New York fallende Kurse zu beobachten. Auch für die anderen deutschen Indizes waren die Vorzeichen rot. Der MDax schloss nahezu unverändert bei 22.146 Punkten. Der Technologiewerte-Index TecDax notierte nahezu unverändert bei 1813 Zählern, ebenfalls fast unverändert. Der EuroStoxx 50 tendierte ebenfalls 0,2 Prozent schwächer.

Nachrichten gab es aus Italien. Rom nahm kurz vor dem Jahresende den Kapitalmarkt in Anspruch und verkaufte Anleihen für insgesamt 6,75 Milliarden Euro. Es war der Maximalbetrag, den das Schatzamt in Rom erlösen wollte. Investoren setzen demnach auf Nummer sicher und zeichnen Staatsanleihen. "Schließlich sind die Probleme des Landes inklusive der Bankenrettung nicht vom Tisch", sagte Dirk Gojny von der National-Bank.

Die festverzinsten Papiere haben Laufzeiten von fünf und zehn Jahren. Die italienischen Anleihekurse sind nach der Auktion zunächst gefallen, haben sich anschließend aber wieder erholt. Nachfrage gibt es noch immer nach Bundesanleihen. Zehnjährige Papiere sind am Vormittag auf den höchsten Kurs seit zwei Monaten gestiegen. Am Mittag haben sie einen Teil der Gewinne jedoch wieder abgegeben.

Bei den Einzeltiteln belasteten Sorgen über die Zukunft der kriselnden Geldhäuser in Italien erneut die Finanztitel. Deutsche Bank und Commerzbank verloren 2,3 bzw. 1,8 Prozent. Seit Jahresbeginn haben Commerzbank und Deutsche Bank jeweils mehr als 20 Prozent verloren. "Solange keine endgültige Lösung für die Rettung des italienischen Bankensektors gefunden ist, ziehen sich Anleger aus den Banken lieber zurück", sagte ein Aktienhändler. Zudem seien etwa die Titel der Deutschen Bank in den vergangenen drei Monaten um gut 60 Prozent angestiegen, und Investoren strichen Gewinne ein. Der europäische Bankenindex ist mit einem Minus von 0,9 Prozent einer der größten Branchenverlierer.

Für Banken war 2016 ein verlorenes Börsenjahr. Das gleiche gilt für Autohersteller. Auch am Donnerstag trennten sich Anleger wieder von Autoaktien. VW-Aktien notierten am Ende 2,2 Prozent, BMW 1,4 Prozent, Daimler 0,6 Prozent niedriger.

Neben Italien drückte laut einem Händler auch die Scheu der Wall Street vor neuen Höchstständen auf die Stimmung.

USA: Anleger im Wartemodus

In New York bewegten sich die Indizes kurz vor Jahresende kaum. Zweifel über die Nachhaltigkeit der Rally seit der Wahl von Donald Trump zum künftigen US-Präsidenten dämpften die Kauflaune der Anleger zuletzt wieder. Es bleibe abzuwarten, welche Taten Trump seinen markigen Worten folgen lasse, sagte Konstantin Oldenburger, Marktanalyst bei CMC Markets.

"Eine mögliche Steuersenkung, wie bereits vor und nach dem Wahlkampf angekündigt, spielt hier eine wichtige Rolle. Ein interessanter Januar steht uns also bevor. Es wird eine Art Wettkampf zwischen Zweiflern und Optimisten werden, die den neuerlichen Kursanstieg einzuordnen versuchen." Trump tritt sein Amt am 20. Januar 2017 an.

Der Standardwerteindex Dow Jones gab um 0,1 Prozent nach und schloss bei 19.820 Punkten. Die Marke von 20.000 Punkten scheint somit in diesem Jahr nicht mehr erreichbar zu sein. Der S&P 500 notierte mit 2249 auf Vortagesniveau. Der Nasdaq Composite verringerte sich um 0,1 Prozent auf 5432 Stellen.

Bei den Einzelwerten legten die Aktien von Johnson & Johnson 0,3 Prozent zu. Der US-Konzern erwägt Insidern zufolge bei einer Übernahme von Actelion eine Aufspaltung des Schweizer Biotechnologieunternehmens. Die Forschungsaktivitäten könnten in eine separate börsennotierte Firma ausgelagert werden, sagten mehrere mit den Verhandlungen vertraute Personen. Im Zuge dessen würde der Pharma- und Konsumgüterriese aus New Jersey etwa 260 Dollar in bar je Actelion-Aktie bieten. Das ist etwas mehr als vor wenigen Wochen, als J&J vorübergehend aus dem Übernahmepoker ausgestiegen war.

Die Anteilsscheine von Nvidia drehten nach anfänglichen Verlusten ins Plus und stiegen um 1,7 Prozent auf mehr als 111 Dollar. Ein Brokerhaus hält es für möglich, dass die Aktie des Chipkonzerns im kommenden Jahr unter die Marke von 90 Dollar fällt.

Asien: Minus in Japan

Die ostasiatischen Börsen wie auch der Aktienmarkt in Australien zeigten sich am Morgen von den schwächeren Vorgaben der Wall Street wenig beeindruckt. Nur in Tokio geben die Aktien stärker nach, was in erster Linie dem Anstieg des Yen geschuldet ist. Der Nikkei-Index verlor 1,3 Prozent auf 19.145 Punkte. An den anderen Plätzen überwogen dagegen meist moderate Kursgewinne. In Seoul legte der Kospi unbeeindruckt von einer gesenkten Wachstumsprognose der Regierung für 2017 leicht zu.

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Am Tokioter Aktienmarkt ging das Kursdebakel bei Toshiba weiter. Nachdem der Kurs am Mittwoch um das maximale Tageslimit von 20 Prozent abgestürzt war, verlor er bei extrem hohen Umsätzen weitere 17 Prozent. Toshiba hatte am Dienstag Abschreibungen in mehrstelliger Dollar-Milliardenhöhe auf das Nukleargeschäft seiner US-Tochter Westinghouse angekündigt, was Sorgen um die Existenz des Unternehmens schürt. Seit Wochenbeginn hat die Aktie 42 Prozent an Wert verloren.

Weil Toshiba auf einer Beobachtungsliste der Börse stehe im Zusammenhang mit einem Bilanzierungsskandal 2015, dürfte es dem Unternehmen besonders schwer fallen, mutmaßlich benötigtes frisches Geld aufzutreiben, beispielsweise über eine Kapitalerhöhung, hieß es. Medienberichten zufolge soll Toshiba Gespräche mit Banken aufgenommen haben, bei denen es auch um einen Tausch von Anleihen in Aktien gehen soll.

Kräftig aufwärts ging es unterdessen für die Aktie des Airbag-Herstellers Takata. Sie legte um 16,5 Prozent zu nach einem Bericht, wonach das Unternehmen kurz vor einer Einigung stehen soll im Zusammenhang mit dem Vorwurf kriminellen Fehlverhaltens, nachdem gerissene Airbags Ursache für mehrere Todes- und Verletztenfälle waren. Beobachter erwarten, dass Takata deswegen eine Strafzahlung von bis zu einer Milliarde Dollar leisten dürfte.

Rohstoffe: Keine Ruhe am Ölmarkt

Rohöl (Brent)
Rohöl (Brent) 86,90

Ein unerwartet deutlicher Anstieg der US-Rohölbestände brachte die Ölpreise unter Druck. US-Leichtöl der Sorte WTI gab zu US-Handelsschluss um 0,5 Prozent auf 53,79 Dollar je Barrel (159 Liter) nach. Die Nordsee-Sorte Brent verbilligte sich um 0,2 Prozent auf 56,83 Dollar.

Die Rohöllagerbestände in den USA haben in der Woche zum 23. Dezember entgegen den Erwartungen leicht zugenommen. Die Lagerbestände stiegen nach Angaben der staatlichen Energy Information Administration (EIA) um 0,6 Millionen Barrel gegenüber der Vorwoche. Zuvor hatte bereits der Branchenverband API gemeldet, dass die Bestände überraschend stark gestiegen seien.

Von der Verunsicherung der Anleger profitierten der Anleihemarkt und das Gold. Beide waren während der "Trump-Rally" am Aktienmarkt gemieden worden. Steigende Kurse drücken am Donnerstag die Rendite zehnjähriger US-Anleihen um zwei Basispunkte auf 2,49 Prozent.

Der Preis für die Feinunze Gold stieg um 1,4 Prozent auf 1158 Dollar. Gold, das selbst keine Zinsen abwirft, würde zwar bei steigenden Zinsen unattraktiv, könnte aber als Inflationsschutz gesucht sein, wenn es infolge des geplanten Konjunkturprogramms zu einem verstärkten Preisauftrieb käme. Nicht zuletzt profitiert das Edelmetall davon, dass der Dollar verglichen mit dem Vortag wieder etwas zurückgefallen ist. Damit wird Gold für Käufer aus dem Nicht-Dollarraum billiger.

Devisen: Euro moppelt sich wieder

Der Euro-Kurs erholte sich am Donnerstag wieder. Die europäische Gemeinschaftswährung wurde am späten Abend mit 1,0483 US-Dollar gehandelt und lag damit 0,6 Prozent höher als am Vorabend.

Am Mittwoch war der Euro noch zeitweise unter die Marke von 1,04 Dollar gefallen. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0453 (Mittwoch: 1,0401) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9567 (0,9615) Euro. Marktbeobachter erklärten die Kursgewinne des Euro mit einer Gegenbewegung nach dem Dämpfer vom Vortag. In der Zeit zwischen den Feiertagen ist das Handelsvolumen vergleichsweise niedrig. Es kann daher auch ohne Impulse durch Konjunkturdaten zu größeren Bewegungen am Devisenmarkt kommen.

Gestützt wurde der Euro auch durch einen überraschend starken Anstieg der Geldmenge in der Eurozone. Das Wachstum der Kreditvergabe an private Haushalte und Unternehmen hat sich beschleunigt. Die EZB versucht seit geraumer Zeit, die Banken mit einer extremen Geldflut zu einer höheren Kreditvergabe zu bewegen. Die Daten seien "ermutigend", kommentierte Greg Fuzesi von der US-Bank JPMorgan.

Quelle: ntv.de, ddi/mbo/dpa/rts/DJ

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