Marktberichte

Dax im Aufwärtstrend Dow Jones tritt auf der Stelle

Während die Stimmung am deutschen Aktienmarkt stimmt, sieht es an den US-Börsen nicht ganz so positiv aus. Der Dow-Jones-Index schließt wenig verändert. Vor Veröffentlichung des US-Arbeitsmarktberichts bleiben die Anleger offenbar lieber in Deckung.

Der deutsche Aktienmarkt hat seinen seit Tagen dauernden Aufwärtstrend auch am Donnerstag fortgesetzt. Dabei kletterte der Dax erstmals über die 12.600-Punkte-Marke. Der neue Höchststand liegt bei 12.648 Zählern. Im Tageshoch betrug der Aufschlag damit rund 125 Punkte. Der Grund: "Gute Unternehmenszahlen, gute Stimmung. Der Dax ist super hot", kommentierte n-tv-Börsenexpertin Sabrina Marggraf. "Der Dax powert sich aus", sagte n-tv-Börsenexperte Frank Meyer. "Die Frage lautet: Was ist da noch drin?"

Der Dax schloss 1,0 Prozent im Plus bei 12.648 Punkten. Am Dienstag und Mittwoch war er fester aus dem Handel gegangen. Der MDax verbesserte sich 1,2 Prozent auf 25.028 Zähler. Der TecDax gewann 1,2 Prozent auf 2141 Stellen: Allzeithoch.

Vive le Macron?

"Vom Umfeld kam kein Störfeuer", sagte ein Händler. Er verwies auf das TV-Duell im französischen Präsidentschaftswahlkampf zwischen dem Parteilosen Emmanuel Macron und der Rechtspopulistin Marine Le Pen. "Die Anleger setzen auf einen Sieg von Macron", so n-tv-Börsenexpertin Marggraf. Die Umfragen sähen ihn deutlich vorn.

"Das TV-Duell Macron vs. Le Pen hat für die Investoren die letzten Zweifel beseitigt, dass der nächste Präsident Macron heißen wird", kommentierte auch Daniel Saurenz von Feingold Research. "Dies belohnen Anleger mit einem weiteren kleinen Freudensprung und dem nächsten Dax-Rekord. Die guten Ergebnisse der Unternehmen tun ihr Übriges."

Konjunktur:  Noch zwei US-Zinserhöhungen?

Zuvor hatte die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) wie erwartet zinspolitisch erst einmal stillgehalten. Der Fokus der Sitzung lag für die Volkswirte der BayernLB auf der Einschätzung der wirtschaftlichen Entwicklung. Zwar zollte die Fed der konjunkturellen Eintrübung im ersten Quartal verbal Tribut. Sie machte aber deutlich, dass sie die schwachen Wachstumszahlen als temporäre Konjunkturdelle ansieht und sich somit wohl nichts an ihrer Zinsanhebungsstrategie für das Jahr 2017 geändert hat.

Die BayernLB erwartet noch zwei weitere Zinsschritte in Höhe von 25 Basispunkten im Juni und September dieses Jahres, gefolgt von einer Ankündigung zum Beginn der Bilanzkürzung im Dezember.

Dax: "Dickschiff" Siemens

Bei den Einzelwerten im Dax stand die Berichtssaison ganz oben auf der Agenda der Anleger. Mit Siemens und Adidas legten zwei Kursgewinner der vergangenen Monate Zahlen vor. Von starken Zahlen sprachen Händler dabei bei Adidas, deren Aktien fast 1,5 Prozent fester schlossen. Umsatz und Gewinn lagen in allen Kennziffern noch einmal über den Prognosen, bei den Gewinnen im mittleren einstelligen Prozentbereich. "Allerdings haben viele Marktteilnehmer damit gerechnet, dass Adidas die Erwartungen schlägt", sagte ein Marktteilnehmer. Den Ausblick habe Adidas lediglich bestätigt.

Siemens verloren 0,7 Prozent. Die Bestätigung der Ziele sahen Händler als Kursbremse. "Das ist zunächst einmal enttäuschend", so ein Marktteilnehmer. Die Zahlen seien alle vergleichsweise gut: Auftragseingang, Umsatz und Gewinnkennziffern lägen leicht über den Erwartungen. Den Ausblick auf die Marge im Industriegeschäft von 11 bis 12 Prozent habe Siemens bestätigt, das sei in Ordnung. "Beim Ausblick auf den Gewinn je Aktie hat man aber etwas mehr erwarten können", sagte der Händler.

Auch die Quartalszahlen von Infineon kamen nicht so gut an der Börse an, die Aktien tendierten rund 2 Prozent im Minus. Die Zahlen waren im Rahmen der Erwartungen ausgefallen, das löste nach der jüngsten Aufwärtsbewegung Gewinnmitnahmen aus.

Autowerte fahren vor

Die Erholung bei Bayer setzte sich fort, der Aktienkurs stieg etwa 1 Prozent. Händler verwiesen darauf, dass ein Gericht eine Klage wegen des Medikaments Xarelto abgewiesen hat. Dabei sei es darum gegangen, dass Bayer nicht auf Nebenwirkungen bezüglich bestimmter Blutungen hingewiesen habe. "Zwar hängen weitere Klagen an", sagte ein Händler. "Der Richterspruch könnte aber durchaus Signalwirkung haben."

Auch die Autotitel waren überwiegend gefragt. "Die Marktteilnehmer suchen Autotitel, weil sie dort Nachholpotenzial sehen", sagte Heino Ruland von Ruland Research. Die KGVs lägen zwischen 6,2 bei VW und 8,5 bei BMW, verglichen mit einem 14er KGV am Gesamtmarkt. "Deshalb können die Autotitel jetzt auch gegen die Fundamentaldaten laufen", so Ruland. Sowohl in den USA als auch im Inland neigte der Autoabsatz zuletzt etwas zur Schwäche. BMW gewannen 0,1 Prozent, VW 0,4 Prozent. Daimler büßten indes 0,4 Prozent ein.

SDax: Hypoport liefert

Anschlusskäufe machten Händler für den Kursanstieg von am Ende etwa 2,5 Prozent bei Deutz verantwortlich. Zwar war der Verkauf des bisherigen Standorts Köln-Deutz nur ein Vollzug bereits angekündigter Absichten. "Die Aktionäre können nun aber voraussichtlich eine hohe Sonderdividende erwarten", so ein Händler.

Von guten Zahlen sprachen Händler bei Hypoport. Das Fintech-Unternehmen hatte den Umsatz im ersten Quartal um 34 Prozent auf 47,7 Millionen Euro gesteigert und das Ebit um 29 Prozent auf 7 Millionen Euro. Hypoport verteuerten sich rund 4 Prozent.

Europa: Banken im Blick

Als n nicht ganz so stark wie bei BNP Paribas wurden die Zahlen der Societe Generale im Handel bezeichnet. Der Nettogewinn ging stärker zurück als von Analysten erwartet. Operativ sei es aber ordentlich gelaufen, sagte ein Händler: "Die Belastung kommt aus einer ungewöhnlich deutlich aufgestockten Risikovorsorge für die Bestechungsvorwürfe in Libyen", sagte ein Händler. SocGen-Titel schlossen 0,8 Prozent fester.

Swiss Re stiegen 1,3 Prozent nach als solide bezeichneten Quartalszahlen. "Swiss Re hatten über solide Ergebnisse mit einer anständigen Performance im Rückversicherungsgeschäft berichtet, nur bei Life Capital wurden die Schätzungen verfehlt", hieß es dazu von Baader Helvea.

USA: Uneinheitlich

Die Wall Street zeigte sich am Vormittag (Ortszeit) ohne klare Richtung, nachdem es zum Start noch leicht nach oben gegangen war. Dennoch: "Starke Bilanzen der Unternehmen sind seit einiger Zeit ein wichtiges Thema", sagte Chefökonom Scott Brown vom Finanzdienstleister Raymond James. Für Zuversicht sorge auch ein Anziehen der globalen Konjunktur. Die US-Notenbank hatte zudem die Tür für eine weitere Zinserhöhung im Juni offen gehalten.

Am Ende des Tages verlor der Dow-Jones-Index 6 Zähler auf 20.952 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500 ging mit einem Plus von knapp 0,1 Prozent bei 2389 Zählern aus dem Handel. Der Index der Technologiebörse Nasdaq legte ebenfalls rund 0,1 Prozent auf 6075 Stellen zu. 

Für Tesla ging es um 5,0 Prozent nach unten. Der Elektroautobauer rutschte im ersten Quartal tiefer in die roten Zahlen, weil er viel mehr Geld für die Entwicklung ausgab als im Vorjahreszeitraum. Facebook gaben um 0,6 Prozent nach. Das soziale Netzwerk ist auch im Auftaktquartal kräftig gewachsen. Allerdings hatte Facebook schon in der Vergangenheit gewarnt, dass sich das Umsatzwachstum zur Jahresmitte "erheblich" abschwächen werde. Kellogg zogen indes um 2,1 Prozent an. Der Hersteller von Frühstücksflocken schlug trotz schwacher Umsatztrends gewinnseitig die Markterwartungen.

Rohstoffe: Brent unter 50 Dollar

Der Ölpreis kam im Handelsverlauf immer deutlicher zurück. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostet am Nachmittag 49,41 Dollar. Das waren 2,7 Prozent weniger als zur Wochenmitte. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel 2,5 Prozent auf 46,48 Dollar.

Marktbeobachter erklärten den Preisrückgang mit jüngsten Daten zur Fördermenge in den USA. Die Sorge vor einem zu hohen Angebot habe belastet. Wie die US-Regierung am Mittwoch mitgeteilt hatte, war die landesweite Produktion in der vergangenen Woche um 0,30 Prozent auf 9,293 Millionen Barrel Rohöl pro Tag gestiegen. Das ist der höchste Stand seit Mitte 2015. Ein großes Angebot drückt die Preise.

Goldpreis reißt Unterstützung

Der Goldpreis gab ebenfalls nach - mit der Aufgabe der 1250er Unterstützung fiel er nun auch unter die 200-Tage-Linie. Mit etwa 1230 Dollar notierte die Feinunze auf dem tiefsten Stand seit sechs Wochen und 0,6 Prozent unter dem Wert zur Wochenmitte.

Händler verwiesen darauf, dass die US-Notenbank unbeirrt von den zuletzt schwachen Daten auf eine Zinserhöhung im Juni zusteuert. Allerdings stehen die Oszillatoren im Goldpreis bereits vor Kaufsignalen, wie es am Markt hieß.

Devisen: Euro Richtung Jahreshoch

Der Euro verbuchte deutliche Gewinne mit der Aussicht auf eine europafreundliche Präsidentschaft in Frankreich. Die Gemeinschaftswährung kostete am Abend 1,0947 Dollar. Das war nur etwas weniger als das bisherige Jahreshoch und 0,6 Prozent mehr als zur Wochenmitte. Der Dollar profitierte nur zwischenzeitlich von der Aussicht auf höhere Zinsen. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0927 Dollar fest nach 1,0919 Dollar am Mittwoch.

Asien: Allzeithoch beim Kospi

Überwiegend mit moderaten Einbußen zeigten sich die Aktienmärkte in Ostasien und Australien am Donnerstag. Eine Ausnahme macht Südkorea: Nach Kursgewinnen an 11 der vergangenen 14 Handelstagen hatte der Kospi-Index in Seoul ein Allzeithoch erreicht. An der Börse in Sydney ging es dagegen für den S&P/ASX200 den dritten Tag in Folge nach unten, nachdem der Index zuletzt auf ein Zweijahreshoch gestiegen war. In Tokio wurde im Zuge der sogenannten Goldenen Woche erneut nicht gehandelt.

In Hongkong ging es nach der Feiertagspause am Mittwoch um rund ein halbes Prozent nach unten. HSBC stiegen nach Vorlage von Quartalszahlen 0,5 Prozent. In Schanghai bewegte sich der Composite indes kaum vom Fleck. Gebremst wurde die Stimmung davon, dass die Aktivität im chinesischen Dienstleistungssektor im April erneut nachgelassen hatte. Der entsprechende Einkaufsmanagerindex ist auf den tiefsten Stand seit Mai 2016 gesunken, deutet aber immer noch auf Wachstum hin.

Quelle: ntv.de, bad/kpi/DJ/rts/dpa

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