Marktberichte

Fed verstört Börsianer Dow nach Rekordhoch im Minus

Die Fed bestimmt das Handelsgeschehen in New York.

Die Fed bestimmt das Handelsgeschehen in New York.

(Foto: imago/UPI Photo)

Die zweite US-Zinserhöhung binnen zehn Jahren ist vollzogen. Der Dow Jones nähert sich kurz der 20.000-Punkte-Marke. Danach geht es mit den US-Indizes aber bergab. Der Euro verliert gegenüber dem US-Dollar kräftig an Wert.

Die erwartete Zinserhöhung der US-Notenbank hat den Dow-Jones-Index auf ein neues Rekordhoch bei 19.966 Punkten geschoben. Die US-Währungshüter um Janet Yellen projizieren für das nächste Jahr nun drei Zinserhöhungen um insgesamt 75 Basispunkte. Bislang war die Fed von lediglich zwei Zinsanhebungen ausgegangen. Für die Jahre 2018 und 2019 war ein unveränderter Zinspfad gezeichnet worden.

Dieser möglicherweise schneller als erwartet anvisierte Billiggeldentzug in den Vereinigten Staaten verpasste an der Wall Street der jüngsten Rally einen Dämpfer. Der Dow-Jones-Index reagierte zunächst recht volatil auf die Entscheidungen der Fed. Nach dem Erreichen eines neuen Rekordhochs legte der Index den Rückwärtsgang ein und schloss 0,6 Prozent tiefer bei 19.792 Punkten. Vor der Bekanntgabe lag der Index bei 19.922 Punkten. Der S&P-500 fiel um 0,7 Prozent auf 2253 Zähler. Der Nasdaq Composite gab um 0,5 Prozent auf 5437 Punkte nach.

Der US-Dollar machte gegenüber dem Euro einen Satz nach oben und drückte die Gemeinschaftswährung kräftig runter. Zu US-Handelsschluss notierte der Euro bei 1,0524 Dollar, nach 1,0650 Dollar vor dem US-Zinsbeschluss.

Auch der Goldpreis geriet mit dem anziehenden Dollar unter Druck. Die Feinunze lag mit 1143 Dollar auf dem niedrigsten Stand seit Anfang Februar. Die Rendite zehnjähriger US-Anleihen sprang nach der Bekanntgabe des Beschlusses um 6 Basispunkte auf 2,50 Prozent.

Unter den Einzelwerten standen etwa Johnson & Johnson im Blickpunkt der Anleger. Das Unternehmen hatte die Übernahmegespräche mit der schweizerischen Actelion abgebrochen, weil der geforderte Preis zu hoch gewesen sei. Die Aktien von Johnson & Johnson verloren 0,8 Prozent. IBM gewannen 0,4 Prozent. Das Unternehmen scheint zuversichtlich, was die Ertragsaussichten der kommenden Jahre angeht, denn der Konzern will in den kommenden vier Jahren 25.000 Mitarbeiter einstellen, wie Vorstandschef Ginni Rometty in einem Beitrag für die "USA Today" schrieb.

Deutschland: Dax gibt nach

Der deutsche Aktienmarkt verlor nach zuletzt rund sieben Prozent Kursgewinn an sieben positiven Handelstagen zur Wochenmitte an Schwung. Die Kurse gaben leicht nach. Die Anleger warteten ab und gingen in Hab-Acht-Stellung, denn erst am Abend - nach Börsenschluss in Deutschland - erhöhte die US-Notenbank den Leitzins. Davon waren die Anleger ausgegangen. "25 Basispunkte sind eingepreist", sagte n-tv-Börsenexpertin Sabrina Marggraf. Wirklich wichtig sei daher, was Fed-Chefin Janet Yellen zur weiteren Zinsentwicklung sagen werde, unterstrich Marggraf. Für n-tv-Börsenexpertin Susanne Althoff war indes klar: "Der Markt ist im Stand-by-Modus. Richtig spannend wird es erst am Donnerstag."

Der Dax verabschiedete sich 0,4 Prozent tiefer mit 10.245 Punkten aus dem Handel. Am Dienstag hatte er die 11.300er Marke im Tageshoch geknackt. Der MDax schloss 0,6 Prozent ins Minus bei 21.634 Zählern. Der TecDax verlor 0,6 Prozent auf .1740 Stellen.

Konjunktur: Alle Augen auf Yellen

Die Stimmung im Handel war unverändert gut. Der freundliche Grundton blieb trotz der Abgaben erhalten. Die abwartende Haltung der Anleger sahen Marktteilnehmer dabei der bevorstehenden US-Zinsentscheidung geschuldet. Eine Reaktion darauf sei aber erst am Donnerstag möglich, so Händler.

Eine Anhebung der US-Leitzinsen durch die Fed um 25 Basispunkte wurde an der Börse zu 100 Prozent erwartet und war damit bereits in den Kursen eingepreist. Damit dürfte die Zinserhöhung für die US-Notenbank die leichteste Übung sein. Viel schwieriger dürfte sich inmitten großer Unsicherheit um die künftige Ausrichtung der US-Wirtschaftspolitik die Kommunikation mit den Märkten über die zukünftige Zinspolitik gestalten. Ab Ende Januar amtiert im Weißen Haus der Republikaner Donald Trump. Zusätzlich ist der Kongress mehrheitlich in den Händen seiner Partei. 

Dax: BMW klettern

Bei den Einzelwerten im Dax lag der Anlegerfokus auf den Autowerten. China will Steuererleichterungen auf kleine Neuwagen nicht so stark abbauen wie bisher erwartet. "Das stützt die Stimmung", sagte ein Händler. Belastend wirkten Gewinnmitnahmen. VW schlossen 0,5 Prozent in Minus. Daimler gewannen 0,4 Prozent. BMW stiegen dagegen nach einer Hochstufung durch die Deutsche Bank auf "Kaufen" 0,8 Prozent.

Lufthansa legten mehr als 1 Prozent zu und gehörten damit zu den Topgewinnern im Dax. "Anleger setzen auf einen Durchbruch in den anstehenden Verhandlungen mit den Piloten", sagte ein Händler. Sollte eine Einigung kommen, gebe es kräftiges Erholungspotenzial. Daneben stützte der wieder leicht fallende Ölpreis die Stimmung. Und schließlich seien die Branchenvorlagen aus den USA sehr gut, hieß es weiter.

MDax: Kupferhütte im Fokus

Die Hauptmusik spielte indes im Nebenwerteindex MDax: Niedrige Preise bescherten etwa dem Kupferproduzenten Aurubis im Geschäftsjahr 2015/16 einen geringeren Umsatz und rückläufige Gewinne. Marktteilnehmer sprachen von leicht enttäuschenden Zahlen. "Sie liegen alle knapp unter den Erwartungen", sagte Heino Ruland von Ruland Research. Aurubis büßten 0,8 Prozent ein.

Aktien der Pfandbriefbank sackten rund 7 Prozent ab.  Die Bank hatte einen Verlust von rund 130 Millionen Pfund in Aussicht gestellt, resultierend aus ausgefallenen Kreditforderungen. "Ob und wie die Bank diesen Verlust buchen muss, ist schwer einzuschätzen", sagte ein Händler. Zumal die Bank und der Wirtschaftsprüfer Deloitte offenkundig uneins hierüber seien. Sollte der Verlust jedoch voll zum Tragen kommen, entspreche er rund der Hälfte des für 2016 geschätzten Vorsteuergewinns der Pfandbriefbank, sagte ein anderer Händler.

Mit Aufschlägen von fast 4 Prozent reagierten die Metro-Aktien auf die Unternehmenszahlen. Das bereinigte Ebit liege deutlich über den Erwartungen. Der Ausblick sei in Ordnung, hieß es am Markt. "Auch Saturn entwickelt sich nun besser als erwartet", äußerte sich ein Händler. Der Markt warte nun auf Aussagen zum Weihnachtsgeschäft auf dem Capital Markets Day am Donnerstag.

Europa: Wer will Actelion?

Nachdem die Verhandlungen mit Johnson & Johnson beendet sind, senkte Jit Hoong Chan von S&P Global die Actelion-Aktien auf Verkaufen. Eine Übernahme des Biotechunternehmens durch Sanofi hält der Analyst für "schwierig", denn die Schweizer forderten eine sehr hohe Prämie. Das gegenwärtige Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von Actelion sei bereits 80 Prozent höher als das von Sanofi. Bei einem am Markt spekulierten Übernahme-Angebot von 250 Franken je Actelion-Aktie wäre das KGV sogar 110 Prozent höher. Sanofi schlossen rund 2 Prozent leichter, Actelion fielen etwa 9 Prozent. 

Rohstoffe: Öl deutlich billiger

Die Ölpreise vergrößerten zum späten Abend hin ihre Verluste beträchtlich. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete zu US-Handelsschluss 53,81 Dollar. Das waren 3,4 Prozent weniger als am Dienstagabend. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) sank um 3,7 Prozent auf 51,96 Dollar.

Vor dem Fed-Zinsentscheid hatten sich die Preise für das schwarze Gold erholt. Den Grund sahen Händler im überraschend deutlichen Abbau der Rohöllagerbestände in den USA. Sie fielen nach Angaben der staatlichen Energy Information Administration (EIA) um 2,6 Millionen Barrel gegenüber der Vorwoche. Analysten hatten nur einen Rückgang um 1,7 Millionen erwartet. In der Vorwoche hatten sich die Lagerbestände um 2,4 Millionen Barrel verringert. Bei den bereits am Vortag veröffentlichten Daten des privaten American Petroleum Institute (API) war mit 4,7 Millionen Barrel dagegen eine Zunahme registriert worden.

Asien: Anleger wagen sich nicht aus der Deckung

Uneinheitlich und verhalten: So präsentierte sich der Handel an den ostasiatischen Aktienmärkten zur Wochenmitte. Die Anleger warteten das Ergebnis der Fed-Sitzung ab, sagten Händler. Es wurde weithin damit gerechnet, dass die Fed erstmals in diesem Jahr die Zinsen anheben wird. "Am wichtigsten wird sein, wie der Dollar auf die Entscheidung reagiert, die zu den letzten großen dieses Jahres gehören wird", sagte Masahiro Ichikawa, Handelsstratege beim Finanzhaus Sumitomo Mitsui Asset Management.

Der Tokioter Nikkei-Index beendete den Handel 0,2 Prozent höher bei 19.254 Punkten. Der Shanghai Composite schloss 0,5 Prozent im Minus bei 3141 Zählern. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans kaum verändert. 0,1 Prozent fester. Der S&&P/ASX200 in Sydney schloss mit freundlicher Tendenz - trotz eines gesunkenen Verbrauchersentiments.

Unter den japanischen Einzelwerten legten Token Corporation 1,9  Prozent zu. Der Baukonzern wies einen deutlichen Anstieg seines Gewinns aus. In China waren derweil Energiewerte gefragt. China Petroleum & Chemical (Sinopec) zogen etwa 5 Prozent an, nachdem Bloomberg von Plänen berichtet hatte, das Geschäft mit Tankstellen und Rastanlagen an die Börse zu bringen.

Quelle: ntv.de, wne/bad/DJ/rts/dpa

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