Marktberichte

Wie entscheidet Fed-Chefin Yellen? Anleger fiebern der US-Zinsansage entgegen

Janet Yellen wird womöglich 
zögern und die geldpolitische Zeitenwende auf Dezember
verschieben. Die einflussreichste Notenbankerin der Welt
steckt in einem Dilemma.

Janet Yellen wird womöglich zögern und die geldpolitische Zeitenwende auf Dezember verschieben. Die einflussreichste Notenbankerin der Welt steckt in einem Dilemma.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Finanzwelt hofft Donnerstag auf klare Ansagen: Kommt die Zinswende in den USA jetzt nach fast zehn Jahren oder kommt sie doch später? US-Daten zu Wochenbeginn werden die Spekulationen noch einmal anheizen.

In der neuen Woche wird sich die Börse nur um ein Thema drehen: die US-Zinsen. Am Donnerstag werden die Notenbanker um ihre Chefin Janet Yellen bekanntgeben, ob sie den Schlüsselsatz erstmals seit Ausbruch der Finanzkrise 2008 anheben oder sich wegen der Börsenturbulenzen der vergangenen Monate Zeit lassen.

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Einer Umfrage zufolge erwarten zehn der 17 befragten Geldhäuser die Zinswende für das vierte Quartal 2015 oder später. Die Wahrscheinlichkeit einer baldigen Anhebung des Schlüsselsatzes sei in den vergangenen Wochen auf 40 von 60 Prozent gesunken. Der Aufschwung am US-Arbeitsmarkt sei noch nicht breit genug. Marktanalyst Heino Ruland vom Brokerhaus ICF rechnet dagegen mit einer Zinserhöhung in der neuen Woche. Schließlich deuteten Arbeitsmarktdaten darauf hin, dass in einigen US-Regionen Arbeitskräfte knapp würden.

Wenn die Fed die geldmarktpolitischen Zügel anzieht, seien größere Kursverluste am Aktienmarkt eher unwahrscheinlich, betont Bill Miller, der beim Vermögensverwalter Legg Mason die Investitionsentscheidungen verantwortet. Schließlich hätten die Börsen ihren Rücksetzer bereits gehabt. Im August waren Dax & Co. wegen der Turbulenzen an den chinesischen Börsen zeitweise um etwa 20 Prozent eingebrochen. In der vergangenen Woche legte der deutsche Leitindex bis Freitagmittag etwa ein Prozent auf gut 10.100 Punkte zu.

Was bedeuten die US-Daten?

Bis zum Donnerstag werden Anleger sämtliche US-Konjunkturdaten daraufhin abklopfen, ob und wie sie die Entscheidung der Notenbanker beeinflussen. "An dem Bild einer gefestigten konjunkturellen Erholung bei geringem Inflationsdruck werden sie wohl nichts ändern", urteilt Commerzbank-Analyst Christoph Balz.

Besonderes Augenmerk richten Investoren dabei auf die Einzelhandelsumsätze am Dienstag, da der private Konsum als Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft gilt. Am selben Tag werden zudem die Zahlen zur US-Industrieproduktion veröffentlicht. Tags darauf folgen die Zahlen zur Entwicklung der Verbraucherpreise. Am Donnerstag - wenige Stunden vor Bekanntgabe des Fed-Entscheids - stehen die Wohnbaubeginne und das Konjunkturbarometer der Federal Reserve Bank von Philadelphia auf der Agenda.

In Deutschland wird am Dienstag der ZEW-Index veröffentlicht. Er gibt Aufschluss darüber, wie stark sich die Börsenturbulenzen der vergangenen Wochen auf die Stimmung der Börsenprofis niedergeschlagen hat. Commerzbank-Experte Balz rechnet mit einem Rückgang auf 15 Punkte von 25 Zählern im Vormonat. Im Durchschnitt tippen Analysten allerdings auf einen Wert von 20.

Großer Verfall - Index-Umstellungen

Auf Unternehmensseite stehen angesichts der anlaufenden Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt die Fahrzeug-Hersteller im Rampenlicht. Gleiches gilt für die Rückversicherer, die sich zu ihrem Branchentreffen in Monte Carlo versammeln.

Am Freitag rückt dann der sogenannte "Hexensabbat", an dem Futures und Optionen auf Indizes sowie Optionen auf einzelne Aktien verfallen. In den Tagen zuvor schwanken die Aktienkurse üblicherweise stark, weil Investoren die Preise derjenigen Wertpapiere, auf die sie Derivate halten, in eine für sie günstige Richtung bewegen wollen.

Zum Wochenschluss gibt Lanxess seinen Abschied aus dem Dax. Der Chemiekonzern weicht Vonovia. Der ehemals Deutsche Annington genannte Konzern steigt am darauffolgenden Montag als erste Immobilienfirma überhaupt in die erste deutsche Börsenliga auf.

Quelle: ntv.de, ddi/rts

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