Marktberichte

Wall Street stagniert am Ende Dax schließt knapp über 12.600

Aktienhandel in der Ära Trump: Im Dax sehen sich Auto-Anleger mit handelspolitischen Drohungen konfrontiert.

Aktienhandel in der Ära Trump: Im Dax sehen sich Auto-Anleger mit handelspolitischen Drohungen konfrontiert.

(Foto: REUTERS)

Im Brückentagshandel vor dem Wochenende kämpft der deutsche Aktienmarkt mit reichlich Gegenwind. Schwer lastet Trumps Drohung, den deutschen Exporterfolg in den USA zu "stoppen", auf dem Handel. Auf Wochensicht geht es leicht nach unten.

Enttäuschender Wochenausklang am deutschen Aktienmarkt: Der Leitindex Dax verabschiedet sich mit einem leichten Minus von 0,16 Prozent bei 12.602,18 Punkten aus dem Handel. Auf Wochensicht liegt das Frankfurter Börsenbarometer 0,3 Prozent im Minus. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen legt um 0,38 Prozent auf 25.208,33 Zähler zu. Der Technologiewerte-Index TecDax schließt 0,02 Prozent tiefer bei 2275,43 Punkten. Der Eurostoxx50 geht rund 0,1 Prozent tiefer bei 3579,02 Punkten aus dem Handel.

"Derzeit fehlen die Impulse, um die Märkte nach oben zu ziehen", heißt es aus Frankfurt. Der Impuls einer sehr guten Berichtssaison zum ersten Quartal werde schmerzlich vermisst, von daher könne die Konsolidierung am europäischen Aktienmarkt noch etwas weitergehen.

Im Freitagshandel lastete insbesondere ein kolportierte Äußerung von US-Präsident Donald Trump auf dem Handelsgeschehen in Frankfurt. Trump soll sich bei seinem Besuch in Brüssel unter anderem auch kritisch zu den Exporterfolgen deutscher Autobauer im US-Markt geäußert haben. Aktien aus dem Automobilsektor gerieten daraufhin zeitweise unter Druck.

Der US-Präsident soll Deutschland und die deutschen Exportüberschüsse vor EU-Vertretern als "sehr böse" (wörtlich: "bad, very bad") bezeichnet haben. "Das ist nicht wirklich neu, aber auch nicht gerade hilfreich", meinte ein Händler mit Blick auf mögliche handelspolitische Konsequenzen.

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker bestätigte die Berichte, wonach Trump sich über den deutschen Handelsüberschuss beschwert hatte. Allerdings sei das von Trump in keiner Weise aggressiv vorgetragen worden. Der "Spiegel" zitierte Trump laut Teilnehmern mit den Worten: "Schauen Sie sich die Millionen von Autos an, die sie in den USA verkaufen. Fürchterlich. Wir werden das stoppen."

Auto-Aktien standen vor dem Wochenende vor diesem Hintergrund unter besonderer Beobachtung: Die im Dax gelisteten Vorzugsaktien von VW schließenen ebenso wie die Titel von Daimler 0,6 Prozent im Minus. BMW geben bis zum Abend um 1,1 Prozent nach. Der europäische Sub-Index der Automobilwerte verbucht ein Minus von 0,5 Prozent.

Analysten zweifelten angesichts Trumps jüngsten Äußerungen den wirtschaftspolitischen Sachverstand des US-Präsidenten an. Kein deutscher Automobilhersteller zwinge die ausländische Kundschaft dazu, seine Produkte zu erwerben, betonte etwa Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank. Schon allein aus diesem Grund sei Trumps Bewertung der deutschen Handelsbilanzüberschüsse unsinnig.

Selbst solide Wachstumszahlen aus der US-Wirtschaft konnten dem Dax nicht dabei helfen, die Verluste aus dem frühen Handel weiter einzudämmen. Am Brückentag nach Christi Himmelfahrt verzeichneten Händler allerdings auch erwartungsgemäß ausgedünnte Umsätze, was die Kurse schwankungsanfälliger als üblich macht. Der Dax bewegte sich in einer engen Spanne um die Marke bei 12.600 Punkten, die nun schon den siebten Handelstag in Folge Bestand hat.

Unternehmensnachrichten blieben am letzten Handelstag der Woche Mangelware. In einem europaweit freundlichen Branchenumfeld zählen die Aktien von Prosiebensat1 im Dax mit 0,9 Prozent zu den größten Gewinnern. Börsianer begründeten dies mit einer allgemein verbesserten Stimmung für Medienwerte. Papiere der Deutschen Bank und der Commerzbank hingegen belegen mit Verlusten von bis zu 2,1 Prozent die letzten Indexplätze.

Pünktlich zum anlaufenden Übernahmeangebot für Drillisch erreichen die Aktien von United Internet am Freitag erstmals seit Januar 2016 wieder kurz die Marke von 49 Euro. Angetrieben von dem Plan, mit Drillisch eine starke vierte Kraft am deutschen Mobilfunkmarkt aufzubauen, ist der Internet- und Telekomkonzern damit zeitweise wieder 10 Milliarden Euro wert. Bis zum Abend gehen der United-Internet-Aktie aber die Luft aus: Zuletzt steht ein Minus von einem halben Prozent auf der Kurstafel.

Einige weitere Nebenwerte schieben sich ebenfalls mit Kursrekorden ins Rampenlicht: Die Aktien von CTS Eventim etwa legen um 2,3 Prozent zu und kosten im Tagesverlauf erstmals mehr als 38 Euro. Im TecDax geht die Rally bei den Titeln des Bausoftware-Herstellers Nemetschek mit plus 1,8 Prozent weiter. Sie erreichen zwischenzeitlich erstmals die Marke von 70 Euro.

Im SDax ziehen Hypoport-Aktien um fast 6 Prozent an. Ein Händler begründete die Bestmarke bei 128 Euro mit "anhaltend guter Stimmung".

Europaweit hält die solide Börsenstimmung an: Der französische Leitindex CAC 40 schließt kaum verändert. In London steigt FTSE 100 mit einem Plus von 0,4 Prozent auf ein neues Rekordhoch. Treibender Faktor sei hier das schwache Pfund, heißt es. Am Rentenmarkt fällt die Umlaufrendite von 0,17 Prozent am Vortag auf 0,15 Prozent. Der Rentenindex Rex steigt um 0,09 Prozent auf 141,71 Punkte. Der Bund-Future gewinnt 0,27 Prozent auf 161,79 Punkte.

USA: Wall Street schleicht ins Wochenende

Müde und träge hat sich der Handel an der Wall Street präsentiert, die Aktienindizes waren wie festgezurrt. Nach der sechstägigen Gewinnserie ging den Anlegern erst einmal die Puste aus. Größerer Abgabedruck kam aber nicht auf. Freundlich liest sich die Wochenbilanz, nachdem die beiden Wochen zuvor mit roten Vorzeichen geendet hatten.

Am Freitag fiel der Dow-Jones-Index um 3 Punkte auf 21.080. Der S&P-500 stieg um 1 Punkt. Der Nasdaq-Composite gewann 0,1 Prozent und erreichte damit ein neues Rekordhoch auf Schlussbasis.

Zu den Wochengewinnern am Aktienmarkt gehörte die Amazon-Aktie mit einem Wochenplus von 3,7 Prozent. Im Tageshoch am Donnerstag und Freitag kamen die Titel bis auf einen Dollar an die 1.000er Marke heran, die sie noch nie überschritten haben. Der Siegeslauf der Aktie begann vor rund zehn Jahren, als das Papier noch bei 68 Dollar notierte.

Die Blackberry-Aktie fiel nach kleinen Gewinnen im frühen Handel schließlich um 1 Prozent zurück. Offenbar nahmen Anleger Gewinne mit. Das Unternehmen bekommt nach einem Streit mit Qualcomm um eine Lizenzvereinbarung mehr Geld als ihm ursprünglich zugesprochen wurde. Der Qualcomm-Kurs gab um 1,6 Prozent nach.

Hinweis: Am US-Anleihemarkt findet vor dem langen Wochenende zum Feiertag "Memorial Day" nur eine verkürzte Sitzung statt.

Gold zieht kräftig an

Gold, Feinunze
Gold, Feinunze 2.392,49

Im Edelmetallhandel beobachten Händler vor dem Wochenende deutliche Bewegungen: Der Preis für eine Feinunze Gold verteuert sich um 0,8 Prozent auf 1266 Dollar. Damit kostet Gold so viel wie zuletzt vor gut einer Woche.

Unterstützung bekomme das Edelmetall davon, dass der Dollar sich von der mehrheitlich erwarteten US-Zinserhöhung im Juni unbeeindruckt zeige und schwach bleibe, erklärten die Rohstoffexperten der Commerzbank. China habe gemäß Daten der Hongkonger Statistikbehörde im April netto 74,2 Tonnen Gold aus Hongkong importiert. Dies sei zwar weniger als im Vormonat, aber 8 Prozent mehr als im Vorjahr, schrieben die Analysten in einem Überblick zur Gold-Nachfrage. Auch Indien habe im vergangenen Monat eine große Menge Gold eingeführt. Daten der indischen Zentralbank zufolge seien 94 Tonnen ins Land geholt worden.

Marktteilnehmer verwiesen überdies auf die Angst vor einer Eskalation des Streits um die nordkoreanischen Atomwaffen. Das Weiße Haus teilte vor dem Wochenende mit, US-Präsident Donald Trump und der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe hätten sich darauf verständigt, die Sanktionen gegen Nordkorea zu verschärfen.

Devisen: Euro geht auf Talfahrt

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,07

Der Kurs des Euro verliert vor dem Wochenende deutlich an Höhe. Nach der Vorlage der neuen Konjunkturdaten aus den USA wird die europäische Gemeinschaftswährung nur noch mit 1,1168 Dollar gehandelt und damit 0,37 Prozent unter dem Niveau des Vorabends. Kurz zuvor hatte der Euro in der Spitze noch bei knapp 1,1235 Dollar notiert.

Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,1196 (Donnerstag: 1,1214) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8932 (0,8917) Euro. Zu anderen wichtigen Währungen errechnete die EZB Referenzkurse für einen Euro in Höhe von 0,87190 (0,86528) britischen Pfund, 124,38 (125,33) japanischen Yen und 1,0888 (1,0904) Schweizer Franken.

Wie gegen 14.30 Uhr (MESZ) bekannt wurde, ist die US-Wirtschaft nicht ganz so schwach in das Jahr gestartet wie bisher gedacht. Das Bruttoinlandsprodukt (US-BIP) habe im ersten Quartal um annualisiert 1,2 Prozent zum Vorquartal zugelegt, teilte das Handelsministerium auf Grundlage einer zweiten Schätzung mit. In einer ersten Erhebung war nur ein Zuwachs um 0,7 Prozent ermittelt worden.

Eine neue Wahlumfrage drückt das britische Pfund weiter ins Minus. Zum Euro rutscht die Devise auf den tiefsten Stand seit zwei Monaten. Die Gemeinschaftswährung klettert auf 0,8727 Pfund von 0,8662 Pfund am Vorabend. Auch zum Dollar werte die britische Devise ab. Hier liegt der Kurs aktuell bei 1,2859 Dollar. Im US-Geschäft am Donnerstag waren es noch knapp 1,2950 und im Tageshoch sogar über 1,30 Dollar.

Marktbeobachter verweisen zur Begründung auf eine neue Umfrage von YouGov zur Wahl am 8. Juni. Demnach ist der Vorsprung der Konservativen von Premierministerin Theresa May gegenüber der Labour-Partei deutlich gesunken. Die Tories führen in der Umfrage nur noch mit 43 zu 38 Prozent gegenüber der Labour Party. Der Vorsprung der Konservativen ist damit innerhalb nur einer Woche um 5 Prozentpunkte geschrumpft.

Zuletzt hatte sich der anstehende Brexit zunehmend in den Konjunkturdaten niedergeschlagen. So hat die Wirtschaft Großbritanniens zu Beginn des Jahres laut Zahlen vom Donnerstag noch stärker an Fahrt verloren als erwartet. Der Außenhandel und der private Konsum dämpften die Wirtschaftsentwicklung.

Asien: Rekordjagd in Seoul geht weiter

Die seit dem Opec-Treffen am Donnerstag fallenden Ölpreise sind am Freitag an den ostasiatischen Börsen und in Australien das bestimmende Thema. Aktien aus dem Ölsektor stehen in der ganzen Region auf der Verliererseite und geben damit an einigen Plätzen auch die Richtung für den Gesamtmarkt vor. Das trifft vor allem für den rohstofflastigen Aktienmarkt in Sydney zu. Dort verliert der S&P/ASX-200 knapp 0,7 Prozent. An den anderen Plätzen ist die Tendenz uneinheitlich bei geringen Ausschlägen.

Nikkei
Nikkei 37.068,35

Am meisten tut sich noch in Seoul, wo sich der Kospi weiter von Rekordhoch zu Rekordhoch schwingt. Er legt um weitere 0,5 Prozent zu, getragen von Konjunkturzuversicht. Neue Nahrung erhält sie von Daten zum Verbrauchervertrauen. Der entsprechende Index ist auf ein Dreijahreshoch gestiegen, angetrieben von Hoffnungen in den neuen Staatspräsidenden und dessen angekündigte Maßnahmen zur Ankurbelung der Konjunktur. Rückenwind kommt außerdem vom andauernden Höhenflug des Schwergewichts Samsung. Die Aktie legt um weitere 1,1 Prozent zu und hat damit seit Jahresbeginn fast 30 Prozent an Wert gewonnen.

In Tokio gibt der Nikkei-Index um 0,4 Prozent nach auf 19.740 Punkte, gebremst vom im Handelsverlauf etwas anziehenden Yen. Damit verschlechtern sich die Exportaussichten der japanischen Exporteure verschlechtern. Kein positiver Impuls geht von neuen Preisdaten aus Japan aus. Im Mai sind die Kernverbraucherpreise zwar um 0,1 Prozent gestiegen, während Ökonomen unveränderte Preise erwartet hatten. Experten führen das kleine Plus aber lediglich auf gestiegene Energiepreise zurück. Um wirklich für einen stabilen, die Konjunktur stützenden Preisauftrieb zu sorgen, benötige es eine breitere Basis. An den chinesischen Börsen in Schanghai und Hongkong bewegen sich die Leitindizes kaum vom Fleck.

Unter Druck stehen in Hongkong die Aktien von Lenovo. Profitierten sie am Vortag noch stark von den vorgelegten Geschäftszahlen des Technologieunternehmens, fällt der Kurs nun um 3 Prozent wieder zurück. Nomura und Morgan Stanley haben sich negativ zu den Zahlen geäußert. Laut Nomura verfehlte der operative Gewinn die Erwartungen und Morgan Stanley bemängelt die sinkenden Margen im PC-Geschäft und die sich ausweitenden Verluste bei Smartphones.

Rohstoffe: US-Öl unter 50 Dollar

Die Ölpreise ziehen im Freitagshandel leicht an. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent steigt um 11 Cent auf 51,57 Dollar. Ein Barrel der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) legt um 13 Cent auf 49,05 Dollar - und damit weiterhin unterhalb der 50-Dollar-Marke.

Die Ölpreise waren am Vortag zeitweise stark unter Druck geraten. Die Ölminister der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) hatten zwar ein erwartungsgemäß seit Januar geltendes Produktionslimit um neun Monate bis zum März 2018 verlängert. Die Märkte schienen aber doch etwas enttäuscht, begründete Jan Edelmann, Analyst bei der HSH Nordbank, die Kursverluste.

Einige Investoren hätten offenbar mit mehr gerechnet. Die Opec-Vertreter zeigten sich jedoch zufrieden mit dem Ergebnis. "Neun Monate sind das Optimum", sagte Saudi-Arabiens Energieminister Khalid Al-Falih. Ziel der Maßnahme ist es, den Ölpreis zumindest zu stabilisieren.

Quelle: ntv.de, mmo/jki/DJ/dpa/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen