Marktberichte

Dax-Vorschau Aktienmärkte suchen die Richtung

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(Foto: REUTERS)

Die kommende Woche dürfte für Anleger aufregend werden. Für Impulse wird nicht nur die Notenbanker-Konferenz in Jackson Hole sorgen. Auch Konjunkurdaten werden mit Spannung erwartet.

Eine turbulente Woche könnte Europas Aktienmärkten in der kommenden Woche bevorstehen. Nach der Erholungsrally der letzten zwei Wochen geht den Märkten nach oben die Luft aus. Die Fährnisse der Weltpolitik - wie etwa die Ereignisse in der Ukraine - bringen oft nur noch temporär Bewegung in den Markt. An den Börsen macht sich eine Rückbesinnung auf die wirklich kurstreibenden Faktoren bemerkbar: Die Zukunft der US-Geldpolitik und die unterschiedlichen Konjunkturverläufe in den USA und Europa.

Daher dürfte das Wechselkursverhältnis des Euro zum Dollar im Fokus stehen und die heimischen Aktienmärkte nur als sein Anhängsel gehandelt werden. Die zu erwartende Schwäche des Euro dürfte den Kapitalabzug von Europas Börsen nochmals beschleunigen.

Erschwerend für die Trendfindung bei Aktien kommt hinzu, dass die Londoner Börse am Montag wegen eines Feiertags geschlossen ist. Gewichtige Anlageentscheidungen könnten daher erst ab Dienstag ihren Niederschlag in den Kursen finden.

Schon am Montag wird in Deutschland aber der wichtige ifo-Index veröffentlicht. Von ihm erwarten Investoren entscheidende Hinweise, wie es bei Europas Konjunkturlokomotive weitergehen wird. Die bisher veröffentlichten Einkaufsmanager-Indizes hatten hier eher für Verwirrung als für Klarheit gesorgt. Die Daten aus Deutschland waren nicht so schlecht wie befürchtet; Frankreich entpuppte sich dagegen erneut als kranker Mann Europas. Die Industrie dort rutscht immer mehr in Richtung Rezession.

Blick nach Jackson Hole

Der Markt ist daher wenig überrascht, wenn EZB-Präsident Mario Draghi auf der Notenbankerkonferenz in Jackson Hole Signale für weitere geldpolitische Lockerungen aussendet oder zumindest die Bereitschaft dazu andeutet. In den USA zeichnet sich dagegen immer deutlicher eine Abkehr von der lockeren Geldpolitik ab: Wie das letzte Protokoll der US-Notenbanksitzung zeigte, drängen nicht mehr nur noch "einige" stimmberechtigte Mitglieder, sondern "viele" auf rasche Zinsschritte.

Auf laute Töne von Fed-Chefin Yellen sollten Marktteilnehmer aber nicht warten: "Das ist Yellens erstes Jackson-Hole-Treffen, daher erwartet man von ihr, dass sie sich etwas taubenhafter gibt", warnt Sireen Harajli, Devisen-Stratege der Mizuho Bank. "Jede kleine Dollar-Schwäche, die daraus resultieren sollte, wäre temporär und eine Kaufgelegenheit."

Damit bleibt die Investment-Story intakt, die auf eine Rally des Dollar und damit fallende Euro-Kurse setzt. Dafür spricht die relativ sichere Annahme, dass die US-Zinsen steigen, während die EZB sich umgekehrt in Richtung weiter sinkender Zinssätze orientieren muss. Die Zins-Differenz zwischen Euro und Dollar weitet sich damit auch in Zukunft aus. Und sie ist der Hauptkurstreiber hinter Trends in Währungen.

Selbst die Konjunkturdaten der kommenden Woche dürften daher nur unter dem Aspekt der Wachstumsschere zwischen Europa und den USA beurteilt werden. Der Datenkalender ist hier voll genug, um am Ende der Woche eine klare Tendenz zu erkennen. Die Basis für langfristige Anlageentscheidungen ist damit gegeben.

Neben dem ifo wird auch in Frankreich genau auf das Geschäftsklima geachtet. Daneben gibt es Daten zum Arbeitsmarkt in Deutschland, Frankreich und der EU. Inflationsdaten aus dem gemeinsamen Währungsgebiet werden ebenfalls veröffentlicht. Sorgen macht man sich besonders um mögliche Abwärtsrevisionen bei den BIP-Daten aus Spanien und Italien.

Genau umgekehrt sieht es in den USA aus. Hier stehen überwiegend Indikatoren an, die zuletzt für gute Stimmung gesorgt hatten, so die jüngsten Immobiliendaten. In der kommenden Woche werden US-Neubauverkäufe und der Case-Shiller-Hauspreis-Index veröffentlicht. Auch vom Auftragseingang langlebiger Wirtschaftsgüter und dem Index der Einkaufsmanager Chicago werden keine negativen Überraschungen erwartet, ebenso nicht bei der Revision des US-BIP zum zweiten Quartal.

Per Saldo dürfte sich die Schere zwischen den USA und Europa weiter öffnen. Erstes Opfer ist dann der Euro. Sein Abwärtstrend zeigt derzeit eine erschreckende Dynamik. Zwar versucht er momentan, über 1,3250 Dollar Halt zu finden, aber Charttechniker sehen durchaus Platz bis 1,28 Dollar nach unten.

Fundamental ist das berechtigt. Denn sollten sowohl Zins- und Geldpolitik als auch Konjunkturdaten nur für die USA und ausschließlich gegen Europa sprechen, gibt es keine Argumente mehr für den Euro. Entsprechend hoch sind die Wetten gegen ihn an den amerikanischen Terminbörsen: Zum ersten Mal seit einem Jahr sind die Positionen dort überwiegend auf Euro "short" ausgerichtet, heißt es dazu von Morgan Stanley.

Wohin geht die Reise?

Für die Aktienmärkte stellt sich nun die Frage, wie damit umzugehen ist. Volkswirte argumentieren, ein schwächerer Euro entlaste die Exporteure Europas. Das mag mittelfristig zu steigenden Gewinnen führen, kurzfristig ist es irrelevant. Denn schließlich dominiert seit den schwachen BIP-Daten und Auftragseingängen der Kapitalabzug aus Europa die Kursentwicklung. Mit erneut schwachen Konjunkturdaten ist er nicht aufzuhalten.

Eine Euro-Schwäche wäre dann eine zusätzliche Belastung für Aktien. Denn die Kapitalanleger, zumeist aus dem Dollar-Raum, hätten dann nicht nur mit schwächelnden Aktien auf Euro-Basis zu tun. Sie würden gleichzeitig noch am Euro verlieren. In der Summe das denkbar schlechteste und irrationalste Investment für einen Profi-Anleger. Der Abverkauf europäischer Aktien dürfte daher nicht stoppen. Selbst wenn er sich bereits auf dem höchsten Stand seit über zwei Jahren befindet, wie die Analysten der Deutschen Bank festgestellt haben. Im Gegenteil, mit dem fallenden Euro dürfte er sich weiter beschleunigen.

Zur negativen Sicht Europas passen auch die aktuellen Positionen an der Terminbörse Eurex. Händler berichten vom Verkauf größerer Positionen in Call-Optionen auf den Dax bei 9500 Punkten. Die Kurserwartung der Verkäufer ist klar: Darüber wird es der Dax nicht schaffen.

Lediglich ein überraschend guter ifo-Index oder entspannte Aussagen von "Super Mario" könnten den Kursrückgang verhindern. Ansonsten sollten sich Anleger auf einen neuerlichen Test der Jahrestiefs um die 9000er-Marke im Dax gefasst machen.

Quelle: ntv.de, jga/DJ

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