Marktberichte

Wall Street im Plus 160-Punkte-Plus: Dax krallt sich Jahreshoch

Die Verluste vom Wochenauftakt sind wettgemacht. Mehr noch: Der Dax etabliert sich oberhalb des jüngsten Gaps. Für die zweite Luft sorgt am späten Nachmittag die Wall Street. Danach geht alles ganz schnell - auch beim TecDax.

Der deutsche Aktienmarkt hat am Dienstag deutlich zugelegt und die Verluste vom Wochenstart vergessen gemacht. Der Sprung über die psychologisch wie charttechnisch wichtige 12.000er Marke gelang bereits am Morgen. Danach war die Luft raus, der Leitindex pendelte um 12.065 Punkte. "Einen richtigen Trend kennt der Dax nicht", kommentierte n-tv-Börsenexperte Frank Meyer passend. Dann eröffnete die Wall Street und zog schnell in positives Terrain. Das brachte noch einmal Schwung - und ein neues Jahreshoch: Den "Trump-Kater" vom Wochenbeginn hätten die Anleger aber verdaut, sagte n-tv-Börsenexpertin Katja Dofel. "Die gute Stimmung gewinnt wieder die Oberhand."

Der Dax schloss 1,3 Prozent fester bei 12.149 Punkten. Das Tageshoch lag bei 12.158,72 Zählern und damit 2 Stellen über dem bisherigen Jahreshoch. Am Montag war er 0,6 Prozent schwächer aus dem Handel gegangen. Der MDax zog 1,0 Prozent auf 23.580 Stellen an. Der TecDax legte 1,4 Prozent auf 2020 Punkte zu. Der Techwerte-Index stand damit so hoch wie zuletzt vor etwa 16 Jahren, als er noch Nemax-50 hieß. Damit bleibe der Aufwärtstrend mit steigenden Tiefs und steigenden Hochs intakt, hieß es im Handel.

Trump? Alles halb so wild!

Am Freitag war es der Regierung um Donald Trump zum zweiten Mal nicht gelungen, die Gesundheitsreform - eines der größten Wahlversprechen Trumps - durch das Parlament zu bringen. Das hatte Befürchtungen ausgelöst, dass es dem Präsidenten schwerfallen könnte, andere Punkte seiner politischen Agenda, insbesondere die geplanten Steuersenkungen, durchzusetzen.

Analysten waren nun aber mehrheitlich der Meinung, dass sich aus dem jüngsten Trumpschen Scheitern keine Rückschlüsse über die Steuerreform ziehen lassen. Die meisten Analysten rechnen weiter mit einer solchen, schließen allerdings Änderungen und Abstriche in einem gewissen Maße nicht aus.

"Wenn die Steuersenkungen und die Infrastrukturprojekte auch nicht kommen, dann muss der Aktienmarkt runterkommen", ist sich allerdings ein Händler sicher. Bis dahin kann aber noch einige Zeit verstreichen. So erwartet etwa Berenberg, dass ein größeres Steuerpaket erst im August verabschiedet wird.

Dax: Neues bei VW und RWE?

Die Nachrichtenlage war erneut dünn. Wie bereits zum Wochenstart fehlten vielen Einzelwerten die Impulse. Bei Volkswagen beschäftigte sich der Aufsichtsrat Insidern zufolge abermals mit der Abgaskrise. Die 20 Mitglieder des Kontrollgremiums sollten über den Stand der Ermittlungen informiert werden und über eine Entlastung des Managements entscheiden. VW-Aktien zogen rund 1,6 Prozent an.

Bei RWE stand ein sogenannter Kapitalmarkttag an, auf dem der Versorger über Themen wie die künftige Strategie, die Dividendenpolitik und Übernahmespekulationen in der Branche informierte. RWE drehten im Handelsverlauf knapp 1 Prozent ins Minus.

Analysteneinstufungen rückten darüber hinaus in den Vordergrund: So hatte Baader Helvea die Adidas-Aktien auf "Buy" von "Hold" angehoben. Die Titel kletterten daraufhin fast 1 Prozent. Die Citigroup hatte Continental zum "Kauf" empfohlen, auch hier ging es für die Papiere nach oben: mehr als 2 Prozent.

MDax: Analysten belasten Leoni

In der zweiten Reihe hatte HSBC die Leoni-Papiere auf "Hold" gesenkt und im TecDax Pfeiffer Vacuum auf "Buy" erhöht. Leoni verloren etwa 1 Prozent, während Pfeiffer Vacuum mehr als 3 Prozent stiegen.

TecDax: Evotec gesucht

Die Ziele von Evotec für 2017 ließen den Kurs mehr als 8 Prozent klettern. Das Unternehmen erwartet 2017 ein Umsatzwachstum von mehr als 15 Prozent. "Das würde bedeuten, dass der Umsatz mindestens 190 Millionen Euro beträgt", so ein Händler. Die Konsensschätzung liege aktuell bei 185 Millionen Euro. Beim bereinigten Ebitda rechnet Evotec mit einem "signifikanten Anstieg" vom Vorjahreswert von 36,2 Millionen Euro. Hier liege der Marktkonsens bislang bei 35 Millionen Euro.

SDax: Hornbach leiden

Hornbach Holding verbilligten sich dagegen wegen der Platzierung von einer Million Aktien durch die Familien-Treuhand 4,5 Prozent. "Im Handel wird von einem Platzierungspreis von 65,50 Euro je Aktie gesprochen. Aber hier muss man vorsichtig sein, die Bücher scheinen noch nicht geschlossen zu sein", sagte ein Marktteilnehmer.

USA: Nicht vor, nicht zurück

An der Wall Street zogen die Kurse nach anfänglicher Zurückhaltung im weiteren Handelsverlauf leicht an. Sollte sich erneut eine negative Tendenz durchsetzen, könnte es bereits der neunte Handelstag in Folge mit Abgaben werden - die längste Verlustserie seit 2011. Dabei spielt die Schlappe von US-Präsident Trump bei der Gesundheitsreform keine Rolle mehr. Der Case-Shiller-Hauspreisindex für Januar sorgte am Markt für keine Bewegung. Dieser hatte um 5,7 Prozent zugelegt und damit leicht über der Prognose einer Zunahme um 5,6 Prozent gelegen. Die Verbraucherstimmung verbesserte sich indes deutlich auf 125,6. Mehr als zehn Punkte mehr als erwartet worden waren.

Der Dow Jones legte 0,7 Prozent auf 20.701 Punkte zu. Der S&P-500 erhöhte sich um 0,7 Prozent auf 2358 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq verbesserte sich um 0,6 Prozent auf 5875 Punkte.

Am Aktienmarkt stieg die Apple-Aktie auf ein Allzeithoch bei 144,04 Dollar, der Tagesgewinn lag bei 2,1 Prozent. Die UBS hat ihre Einstufung "Buy" und ihr Kursziel 151 Dollar bestätigt. Um die Marke von 200 Dollar zu erreichen, müsse Apple indes noch innovativer werden, so die Experten. Amazon gewannen 1,1 Prozent. Der Online-Einzelhändler expandiert mit der Übernahme der in Dubai beheimateten Souq.com in den wachsenden Markt im Nahen Osten.

Für die Tesla-Aktie ging es um 2,7 Prozent nach oben. Der chinesische Technologiekonzern Tencent Holdings hat einen Anteil von 5 Prozent an dem Elektroautobauer erworben. Damit ist Chinas größter Konzern einer der größten Aktionäre des Unternehmens von Elon Musk. Tencent hat im März rund 1,8 Milliarden US-Dollar für die passive Beteiligung gezahlt, wie aus einer Mitteilung an die Behörden hervorgeht. Erst vor kurzem hatte die Tesla mit einer Kapitalerhöhung 1 Milliarde Dollar eingesammelt. Seit Jahresbeginn ist die Tesla-Aktie um gut 26 Prozent nach oben geklettert.

Die Aktie des Softwareunternehmens Red Hat gewann 5,2 Prozent nach besser als erwartet ausgefallenen Geschäftszahlen. Zudem überzeugte Red Hat auch mit einem angehobenen Ausblick. Nach enttäuschenden Ergebnissen im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2016/17 stuft die Deutsche Bank das darauffolgende Quartal von Red Hat als eines der stärksten in den letzten Jahren ein. Die Kaufempfehlung wurde bestätigt und das Kursziel um 10 auf 100 Dollar nach oben genommen.

Devisen: Euro tritt auf der Stelle

Der Dollar lief mit den starken US-Daten steil aufwärts. Bereits zuvor hatte die Entspannung nach der Pleite von "Trumpcare" für eine Erholung in der US-Devise gesorgt. Aktuell kostet der Euro 1,0814 Dollar, nachdem er zu Wochenbeginn mit 1,0906 Dollar noch auf dem höchsten Niveau seit November gelegen hatte. Im Tagestief sank der Euro kurzzeitig unter 1,08 Dollar.

Marktbeobachter sprachen von einem impulsarmen Handel am Devisenmarkt. Ein unerwartet starker Anstieg der Konsumlaune in den USA konnte die Kurse am Nachmittag nicht nennenswert bewegen. Zuvor hatte der Euro von einer breitangelegten Dollarschwäche profitiert und zum Wochenauftakt ein Jahreshoch bei 1,0906 Dollar erreicht. Die Euphorie der Anleger über US-Präsident Donald Trump ist verflogen, nachdem dessen Gesundheitsreform gescheitert war. Dies hatte den Dollar belastet.

Aufschläge beim Ölpreis

Die Ölpreise verteuerten sich und trugen ihr Teil zum festen Aktienmarkt bei. Jüngster treibender Faktor war die Meldung, dass in Libyen ein Milizheer mehrere Ölpipelines geschlossen hat. Bereits am Vortag konnten sich die Notierungen von WTI und Brent im Handelsverlauf deutlich von ihren Tagestiefs erholen. Hier stützte die Hoffnung auf eine mögliche Ausweitung der beschlossenen Förderbegrenzung, wie sie von der Opec am Wochenende ins Spiel gebracht worden war. Genannt wurde eine Verlängerung um weitere sechs Monate. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI verbesserte sich zum Settlement um 1,3 Prozent auf 48,37 Dollar.

Der Goldpreis tendierte nach einigem Auf und Ab leichter, er fiel um 0,4 Prozent auf 1.251 Dollar je Feinunze. Neben dem festen Dollar lastete auch die Risikofreude der Anleger auf dem Goldpreis, die wichtige Marke von 1.250 Dollar konnte aber verteidigt werden.

Asien: Nikkei deutlich fester

Nachdem eine harschere Reaktion auf das gescheiterte Gesundheitsreformgesetz von US-Präsident Trump an der Wall Street ausgeblieben war, ging es an den Aktienmärkten in Ostasien und Australien wieder nach oben mit den Kursen. Dass die Akteure wieder hoffnungsvoller nach vorne schauen, spiegelte sich auch beim Yen wider. Die als Fluchthafen in Krisenzeiten geltende Währung wertete nach ihrem Höhenflug wieder etwas ab, der Dollar erholte sich auf 110,60 von Vortagestiefs unter 110,20.

In Tokio schloss der Nikkei-Index 1,1 Prozent fester bei 19.203 Punkten. Kräftig erholte Rohstoffaktien - am Montag noch mit die größten Verlierer aus Sorge, dass Trumps geplantes Infrastrukturausgabenprogramm so nicht kommen könnte - trieben den S&P/ASX200-Index in Sydney 1,2 Prozent nach oben.

An den anderen Plätzen fielen die Gewinne etwas kleiner aus. In Südkorea halfen dem Kospi einen Tick besser ausgefallene BIP-Daten. Der Schanghai Composite führte wieder einmal ein Eigenleben; nachdem sich der Markt hier am Montag mit am stabilsten gezeigt hatte, bröckelten die Kurse nun leicht ab. Etwas belastend wirke, dass die chinesische Notenbank dem Bankensystem des Landes zum dritten Mal in Folge etwas Liquidität entzogen habe, hieß es.

Quelle: ntv.de, badl/DJ/rts/dpa

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