Kolumnen

Per Saldo - die Wirtschaftskolumne Die Griechen haben einen Plan

Ein Athener bei einer Veranstaltung zum Auftakt der Fastenzeit, bei der es kostenloses Essen gab.

Ein Athener bei einer Veranstaltung zum Auftakt der Fastenzeit, bei der es kostenloses Essen gab.

(Foto: dpa)

Das Verhalten der politischen Klasse Griechenlands trägt mitunter bizarre Züge. Während sich der Staatspräsident den deutschen Finanzminister vorknöpft, hofft das Land auf die dringend benötigte Milliardenhilfe. Irrational? Weit gefehlt!

Dicke Freunde werden Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble und Griechenlands Präsident Karolos Papoulias wohl nicht mehr. "Ich kann nicht hinnehmen, dass Herr Schäuble mein Land beleidigt", schimpft das Staatsoberhaupt. "Wer ist Herr Schäuble, dass er Griechenland kränkt?" Hier könnte man antworten, dass Schäuble der Finanzminister des Landes ist, das für den größten Teil der Milliardenkredite geradesteht. Außerdem hatte er zuvor Griechenland als Fass ohne Boden bezeichnet und eine Verschiebung der Neuwahlen angeregt.

"Wer sind die Niederländer? Wer sind die Finnen?", zürnt Papoulias. Die Antwort gibt Finanzminister Evangelos Venizelos. Der warnt "bestimmte Mächte", mit dem Feuer zu spielen. Unterdessen verbrennen Demonstranten ihn Athen deutsche Fahnen. In Zeitungen wird eine Fotomontage von Bundeskanzlerin Angela Merkel in einer Nazi-Uniform veröffentlicht.

Der Grund dafür? In Griechenland wächst die Wut über den von Deutschland erzwungenen Sparkurs. Zugleich vermitteln die Griechen ein Bild von einer Mischung aus Unwillen und Unfähigkeit, angekündigte Sparmaßnahmen und versprochene Strukturreformen auch nur ansatzweise umzusetzen.

Das erscheint als kein besonders pfiffiger Ansatz, wenn man dringend Milliardenkredite braucht. Warum – so fragt man sich – gehen die Griechen ein solches Risiko ein, dass Deutschland entnervt den Geldhahn zudreht? Haben sie sich in das Unvermeidliche gefügt?

Listige Griechen

Wohl kaum. Der berühmt-berüchtigte US-amerikanische Analyst Dick Bove bietet mit Blick auf das – gelinde gesagt etwas irrationale und unberechenbare – Verhalten griechischer Politiker und die dadurch ausgelösten Kursschwankungen eine verblüffende Erklärung an: Die Griechen brauchen die Milliardenhilfen gar nicht!

Mittlerweile seien sie nämlich ausgebuffte Experten in Sachen Manipulation der US-Börsen. Sie könnten dadurch letztendlich ihre Schulden tilgen, da sie zur rechten Zeit auf steigende oder fallende Kurse setzen. Es sei schon beeindruckend, wie gut die Griechen die Puppen tanzen ließen.

Alles klar. Das klingt nach brillanter Strategie: Wir sparen uns Milliardenhilfen, die Eurozone bricht nicht zusammen, und die Griechen zocken ihre Schulden weg.

Sorge macht lediglich, dass besagter Analyst einst empfahl, auf Kursgewinne von Lehman-Aktien zu wetten – und zwar drei Wochen bevor die Investmentbank Pleite ging und damit das weltweite Finanzsystem vor der Kernschmelze stand.

Da bleibt nur zu hoffen, dass die Griechen die amerikanischen Börsen auch wirklich manipulieren können.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen