Kolumnen

Per Saldo Das Weihnachtswunder

Für den Einzelhandel werden es bestimmt frohe Weihnachten.

Für den Einzelhandel werden es bestimmt frohe Weihnachten.

(Foto: dpa)

Am Wochenende fiel der Startschuss für das Adventsgeschäft. Aber eigentlich sind sich doch alle einig: Geschenke gibt es höchstens für die Kinder. Warum nur ist dann der Einzelhandel schon so aus dem Häuschen?

Glänzende Kinderaugen. Was braucht man mehr?

Glänzende Kinderaugen. Was braucht man mehr?

(Foto: dpa)

Alle Jahre wieder erzählen sich Erwachsene das Märchen von der Bescherung ohne Geschenke. Weihnachten ganz entspannt, mit Familie, Freunden und gutem Essen. Natürlich gibt es für die Kinder ein paar kleine Überraschungen. Strahlende Kinderaugen gehören schließlich zu Weihnachten, wie die drei Nüsse zu Aschenbrödel. Weihnachten ist nicht nur dafür da, dem Konsum zu frönen, oder? Na also.

Komisch nur, dass Einzelhandelsverbände und Konjunkturexperten seit Wochen frohlocken und jauchzen, als hätten sie den Stern über Bethlehem erblickt. Sie erwarten sich vom Weihnachtsgeschäft 2010 die höchsten Umsatzzuwächse seit fünf Jahren. "93 Prozent der Deutschen wollen Weihnachtsgeschenke kaufen und dafür 14 Milliarden Euro ausgeben", rechnen die GfK-Konsumforscher vor. Insgesamt. Nicht pro Kopf. Das muss das Christkindl den Nürnbergern eingeflüstert haben. Denn die paar Kleinigkeiten für den Nachwuchs können doch unmöglich so viel ausmachen.

Mal abgesehen davon, dass die "Keine-Geschenke-Regel" hinfällig ist, sobald die weihnachtsselige Mutter oder der liebende Partner sie bricht und den Beschenkten in die Bredouille bringt, kommen die durchschnittlich 230 bis 290 Euro, die Analysten für dieses Jahr pro Kopf und Weihnachtsshopping-Tour veranschlagen, verblüffend schnell zusammen. Die Spielkonsole für die kleinen Weihnachtsengel schlägt mit gut 300 Euro zu Buche, das neue Spiel dafür (mittlerweile eher ein Nikolaus-, als ein veritables Weihnachtsgeschenk) ist für 30 bis 80 Euro zu haben.

"Do they know it's Christmas?"

"Do they know it's Christmas?"

(Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb)

Und was ist mit dem neuen Rechner, den man sich selber vom Weihnachtsgeld gönnt? Den Schokomännern für die lieben Kollegen? Dem Weihnachtsstern, den man Mutti als "Danke schön" für das leckere Essen mitbringt? Und das leckere Essen selbst? Auch die Haustiere sollen natürlich wissen, dass Weihnachten ist. Einschlägige Läden haben aktuell nicht nur das neue Glitzer-Hundehalsband oder die Katzenangel mit dickem Schneemann im Sortiment, sondern auch den Festschmaus für die besten Freunde: Hirschmahlzeit mit Preiselbeeren für Bello, Wildente mit Äpfeln für Minka.

Am Ende des Jahres kann es dem Einzelhandel egal sein, für was das Geld ausgegeben wird. Hauptsache, die Kassen klingeln süßer denn je. Und auch für die Verbraucher gibt es eigentlich kein Grund für ein schlechtes Gewissen, schließlich ist Weihnachten das weltweit beste Konjunkturprogramm, das man sich vorstellen kann. Das wusste schon US-Präsident Franklin D. Roosevelt, der 1939 das Thanksgiving-Fest auf den dritten Donnerstag im November vorziehen wollte. Er dachte ökonomisch: Da das große Truthahn-Essen in den USA traditionell Startschuss für die Weihnachtszeit gab, wollte er seinen Bürgern mehr Zeit zum Einkaufen geben. Roosevelt konnte sich nicht durchsetzen, der Termin blieb beim vierten Donnerstag im November, aber daran, dass der Tag danach der Feiertag des amerikanischen Einzelhandels wurde, hat sich bis heute nichts geändert. In Deutschland werden spätestens am ersten Adventswochenende die Weihnachtslichter in den Schaufenstern angeknipst. Frohes Shoppen!

Quelle: ntv.de

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