Archiv

Markus Zschaber, V.M.Z. Vermögensverwaltung "EZB-Politik zulasten der Sparer"

Seit dem Beginn der Finanzkrise findet eine starke Umverteilung von Vermögen und Risiken statt. Die Sozialisierung der Bankschulden ist laut Vermögensverwalter Markus Zschaber das beste Beispiel. Kurzfristig ein probates Mittel, drohen dadurch langfristig Gefahren.

Dr. Markus Zschaber

Dr. Markus Zschaber

Die Finanzkrise, welche 2007 in den USA ihren Ursprung hatte und kurze Zeit später sogar noch verstärkt nach Europa kam und für realwirtschaftliche Verwerfungen in der Eurozone sorgte, hat durch verschiedene fiskal- und geldpolitische Maßnahmen in den letzten Monaten an relativem Einfluss verloren. Fakt ist, dass schwerwiegende Finanzkrisen automatisch zu hohen Umverteilungen von Vermögen und Risiken führen, welches auch nicht zuletzt auf die staatlichen Finanzierungssyteme zurück zu führen ist.

Seit mehr als fünf Jahren findet innerhalb der einzelnen Wirtschaftszweige eine starke Verteilung von Vermögen und Risiken statt. Das bekannteste und eindrucksvollste Beispiel ist sicherlich die Sozialisierung, sprich die Verallgemeinerung der Bankschulden. Durch massive Schuldenaufnahme der Staaten wurden Verlustrisiken von vermeintlich systemrelevanten Banken aufgefangen, während Kleinanleger oder Hausbesitzer diese Verluste selbst zu tragen hatten.

Kurzfristig erweist sich eine solche Vorgehensweise sicherlich als Beruhigung für ein ganzes System und führt dazu, dass sich die hohen Instabilitäten an den Finanzmärkten reduzieren. Langfristig wird der Umverteilungstrend von Vermögen und Risiken durch die geldpolitischen Maßnahmen weiter voranschreiten und gesellschaftliche Schäden verursachen.

Werte schrumpfen

Bereits die Historie lehrt uns, dass nachhaltig aggressive geldpolitische Interventionen wie Zinssenkungen oder Anleihenaufkäufe, auf lange Sicht Vermögen sowie potenzielle Risiken verwässern bzw. umverteilen. Zinssenkungen unterstützen in erster Linie die Refinanzierung von Banken, die in einer Krise in Liquiditätsnöte geraten, während Anleihekäufe durch die EZB direkten Einfluss auf die Preise von Wertpapiere nehmen, beispielsweise historisch niedrige Anleihenrenditen.

Vor allem Anleger von Lebensversicherung, Pensions- und Versorgungskassen, die wiederum nahezu ausschließlich in Anleihen investieren, aber auch Festgelder und Sparbücher, welche durch die Mehrheit der Bürger genutzt werden, leiden besonders darunter, da die Erträge zusammenschrumpfen, während andere Anlagen deutlich an Wert zulegen, in die wiederum nur eine Minderheit investiert. Dies macht die Umverteilung von Vermögen sichtbar.

Interessenkonflikte

Wie angesprochen werden aber nicht nur Vermögen umverteilt, sondern auch potenzielle Risiken. Dadurch, dass die Notenbanken nicht nur Staatsanleihen aufkaufen, sondern auch andere Wertpapiere, wie Hypothekenverbriefungen wird das Risiko der vorherigen Besitzer deutlich reduziert. Hierin liegt das eigentlich gravierende Problem, da die Notenbanken aufgrund dieser Maßnahmen durch die Märkte und deren Marktteilnehmer immer mehr als Rettungsschirm angenommen beziehungsweise interpretiert werden.

Dies führt auf lange Sicht immer zu Interessenkonflikten, da die besagte extrem expansive Geldpolitik die eigentlichen stabilitätsorientierten Aufgaben einer Notenbank untergräbt. Exakt diese Entwicklung wird auch die EZB treffen bzw. sie befindet sich in Mitten einer solchen Entwicklung.

Die Leidtragenden sind bekannt

Die sechs größten Notenbanken haben insgesamt seit 2009 ihre Bilanz um 6000 Mrd. US–Dollar durch den Aufkauf von Staatsanleihen und anderer Maßnahmen ausgeweitet. Das Risiko in den Bilanzen der Notenbanken ist jetzt das Risiko der Steuerzahler. Die Risiken, die von einer Minderheit getragen wurden, sind nun auf eine große Gruppe umverteilt.

Dadurch, dass die Risiken bereits so überdimensioniert sind, werden die Notenbanken auch zukünftig einschreiten müssen, um systemische Risiken abzufedern. Aus diesem Grund ist die Annahme des Finanzmarktes, dass es sich bei den Zentralbanken auch in Zukunft um eine Art von Versicherungslösungen gegen systemische Verwerfungen handelt, absolut ernst zu nehmen. Durch diese Zentralisierung von Risiken werden aus Sicht des Finanzmarktes zwar die allgemeinen Risiken reduziert, allerdings stellen die Interessenkonflikte, neben dem Risiko der Geldentwertung, sprich Inflation, auf lange Sicht ebenfalls Risiken dar.

Fakt ist, dass durch diese Entwicklung keinerlei Trennung zwischen Geldpolitik, Fiskalpolitik und Aufsicht mehr existiert, was wiederum den politischen Einfluss auf die Verhaltensweisen der Notenbanken erhöht. Dadurch resultiert automatisch, dass gesamtwirtschaftlich sinnvolle Maßnahmen, die kurzfristig schmerzhaft sein können, langfristig aber für eine Verbesserung der Lage sorgen, durch die Politik mit hoher Wahrscheinlichkeit verhindert werden. Die Leidtragenden werden einmal mehr die Steuerzahler, Kleinanleger und Sparer sein.

Ihr Dr. Markus Zschaber

Dr. Markus C. Zschaber ist leitender Fondsmanager der V.M.Z Vermögensverwaltungsgesellschaft in Köln. Bereits mehrfach ausgezeichnet für sein Portfoliomanagement, zuletzt mit dem Prädikat "magna cum laude" durch den "Handelsblatt-Elite-Report 2013", kennen ihn die n-tv-Zuschauer seit 1997 als Experte unter anderem in der Telebörse, dem Investment-Check, Börse@n-tv oder dem Geldanlagecheck. Gemeinsam mit dem Nachrichtensender n-tv veröffentlich sein Institut auch monatlich den "Welt-Index" und "Welt-Handelsindex.

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen