Wirtschaft

Welt-Index Der Sparer steckt in der Zinsfalle

Die Weltwirtschaft befindet sich auf Kurs, stellt Vermögensveralter Markus Zschaber fest. Dennoch stehen die Sparer vor einem Problem. Wie sollen sie ihr Geld investieren?

Noch nie war der Anlagenotstand bei den deutschen Sparern so groß wie heute. Deutsche Bundesanleihen, welche selbst bei sechs Jahren Laufzeit heute negative Renditen erzielen oder erstklassige Unternehmensanleihen die zu einer Nullrendite rentieren, verdeutlichen die Misere in der sich der deutsche Sparer befindet. Selbst für eine Anlage über zehn Jahre in deutsche Staatsanleihen erhält der Anleger noch gerade eine Rendite von rund 0,4 Prozent pro Jahr. "Dieses Zinstief, in dem wir uns heute befinden ist ein historischer Tiefpunkt, seit es erste Aufzeichnungen von Zinsanlagen, vor ungefähr dreihundert Jahren", konstatiert Markus Zschaber, Geschäftsführer der gleichnamigen Vermögensverwaltung. "Im Rahmen der Welt-Index-Veröffentlichungen weisen wir bereits seit 2012 darauf hin, dass die Zinsen nachhaltig extrem niedrig bleiben werden. Heute, knapp drei Jahre später verinnerlichen immer mehr Menschen, dass die Zinsen auf absehbare Zeit nicht steigen werden, sie sogar weiter fallen. Zinsanlagen erreichen zunehmend eine maximale Unattraktivität, welche sich zunehmend auch in den Köpfen der deutschen Sparer festsetzt", so Zschaber weiter.

Der deutsche Sparer wird dadurch gezwungen umzudenken und sich mehr und mehr hin zum Investor zu entwickeln. Um die langfristig notwendigen Renditeziele zu erreichen, müssen die Menschen heute mehr Akzeptanz hinsichtlich auftretender Kursschwankungen aufbringen. Für all diejenigen, die auf ansteigende Zinsen hoffen und bis dahin einfach ausharren möchten, sieht der Vermögensverwalter schwarz: "Auf der einen Seite kauft die EZB in den nächsten zwei Jahren deutsche Staatsanleihen im Umfang von fast 300 Milliarden Euro und das bei einem ausstehenden Gesamtbestand von deutschen Anleihen in Höhe von 1300 Milliarden. Euro. Auf der anderen Seite verschuldet sich der Bund nicht mehr, sprich es werden keine neuen Anleihen ausgegeben. Daraus resultiert zwangsläufig, dass uns das negative Zinsszenario noch sehr lange erhalten bleibt".

Aus Sicht von Markus Zschaber bedeutet die Entwicklung der negativen Zinsen gesteuert durch die EZB aber folgendes: "Mario Draghi, der EZB-Präsident, ist der größte Unterstützer der Aktienanlage. Anleihen und andere Sparanlagen zu niedrigsten Zinsen sind für mich heute in weiten Teilen eine Fehlallokation und die deutschen Sparer werden, sofern sie ihr Anlageverhalten nicht grundsätzlich verändern, große Probleme mit ihrer Altersvorsorge bekommen. Mario Draghi ist durch die Maßnahmen der EZB der Schutzpatron der Aktienanlage geworden. Die Bevölkerung muss, statt sich über die niedrigen Zinsen zu beschweren, schlichtweg umdenken und endlich die Bereitschaft zur Beteiligung an der Wirtschaft, sprich an erstklassigen Unternehmen umsetzen."

"Ich möchte nochmals betonen, die Notenbanken haben den "Point of no return" längst überschritten. Es gibt eigentlich keinen wirklichen Weg mehr zurück aus dieser Tiefzinspolitik, welche auch die einzige Möglichkeit ist, gepaart mit etwas mehr Inflation als heute, die Schulden der Staaten wieder zu reduzieren," so Zschaber weiter. Außerdem schwächt das Rückkaufprogramm der EZB die heimische Währung, was wiederum wie eine Konjunkturstimulation wirkt, da europäische Exportgüter sich im Außenhandel verbilligen. Weltweit betrachtet wird nach wie vor sehr viel billiges Geld produziert, bedenkt man, dass neben der EZB, die 60 Milliarden Euro oder rund 70 Mrd. USD pro Monat, auch die Bank of Japan rund 80 Milliarden USD pro Monat an frischem Kapital zur Verfügung stellt. "Summa Sumarum verteilen diese beiden Notenbanken 150 Mrd. USD an die internationalen Finanzmärkte pro Monat, das ist mehr als die US-Notenbank in den letzten beiden Jahren. Dies wird die Zinsen insgesamt aber eben explizit auch in Europa nachhaltig tief halten", fasst Markus Zschaber zusammen.

Dies führt laut Angaben des Kölner Vermögensverwalter auch dazu, dass immer mehr institutionelle Anleger, wie Stiftungen, Pensionskassen und andere sich gezwungen sehen, zum einen in ausländische Währungs- und Zinsmärkte zu investieren und zum anderen mehr Bereitschaft zu zeigen, erstklassige Aktien in ihr Portfolio aufzunehmen, aus der schlichten Notwendigkeit heraus: "Gerade der USD wird derzeit präferiert, was natürlich auch daran liegt, dass hier noch positive Zinsen, wenn auch niedrige, erhältlich sind. Ich sehe im Rentenbereich bereits seit dem Jahr 2014 eine ganz klare Rotation aus dem Euro in den USD".

Vor allem im zweiten Halbjahr des Jahres 2014, wurde deutlich mehr Kapital in den USD-Raum durch europäische Investoren umgeschichtet, als US-Investoren in Euro investiert hatten. Unterm Strich wurden mehr USD gekauft als Euro. Dies sorgte für eine sehr positive Kursunterstützung US-amerikanischer Wertpapiere bei einer gleichzeitig auftretenden Euroschwäche. Der Eurowechselkurs verringerte sich um minus 12 Prozent zum USD.

Bis zum 22. Januar 2015, dem Tag der letzten EZB-Sitzung, hatte sich der EUR sogar um rund minus 18 Prozent zum USD seit Juli 2014 abgeschwächt.

Die markante Abschwächung des Euro ist anders ausgedrückt eine Aufwertung des USD. Der USD hat in der Spitze somit 18 Prozent zum Euro aufgewertet und dies in nur sechs Monaten. Sprich, US-Investoren hatten in Kaufkraft gerechnet, rund 18 Prozent mehr Kaufkraft zur Verfügung, um in Europa Güter oder eben Vermögenstitel zu kaufen. Dies hat jetzt dazu geführt, dass entsprechende Kapitalströme aus den USA in europäische und vor allem deutsche Qualitätsaktien vermehrt stattgefunden haben. Dies ist auch der Hintergrund der positiven Kursverläufe der entsprechenden Aktienmärkte seit Jahresanfang und der Mehrperformance gegenüber dem US-Aktienmarkt in 2015.

Interessant ist, dass die Kapitalabflüsse aus Europa heraus in Zinsanlagen in der USA weiterhin deutlich wahrzunehmen sind, allerdings durch die besagten US-amerikanischen Zuflüsse in europäische und vor allem deutsche Aktien, im Saldo, kompensiert werden. "Die Konsequenz ist, dass derzeit keine weitere Abschwächung des Euros sondern eine gewisse Stabilisation des Wechselkurses festzustellen ist. Wir gehen davon aus, dass das Momentum für deutsche Qualitätstitel, welches aus den USA heraus stattfindet, stark bleibt, so lange der Euro unterhalb von 1,20 USD verbleibt", so Zschaber.

Der V.M.Z.-Kommentar zum aktuellen Stand

Hinsichtlich des makroökonomischen Datenbilds, welches im Rahmen des Welt-Index analysiert wird, lässt sich folgendes festhalten: Die Weltwirtschaft befindet sich auf Kurs, auch wenn politische Krisenherde in Griechenland und in der Ukraine weiterhin Bestand haben. Dennoch wirken aktuell vor allem drei positive Entwicklungen, die im Jahr 2015 eine moderate Belebung des Weltwirtschaftswachstums begünstigen sollten. Exakt diese Entwicklung spiegelt der "Index der Konjunkturdaten" wider. Mit einem aktuellen Niveau von 69 Prozent (Vormonat 66 Prozent) verdeutlich das Konjunkturbarometer die positive Grundtendenz für die Weltwirtschaft, vor allem die vorausschauenden Daten versprechen ein positives Momentum. "Wir sehen einen Dreiklang aus geldpolitischer Stimulation, niedrigen Energiepreisen und der Tatsache, dass die exportlastigen Industrieländer, wie z.B. Europa eher schwächere Währungen gegenüber den importlastigen Industrieländer, wie z.B. die USA, verzeichnen, als direkten konjunkturellen Impuls der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage", konstatiert Markus Zschaber seine aktuelle empirische Studie zur Weltwirtschaft im Rahmen des Welt-Index.

Hinzu kommt, dass in vielen Industrieländern der Sparzwang der öffentlichen Hand etwas nachgelassen hat. Wichtigster Faktor für die zukünftigen Kreditoperationen sind aber die Notenbanken. Wie angesprochen hat die Europäische Zentralbank ein Anleihenaufkaufprogramm verankert und die chinesische Zentralbank ihre Liquiditätsspritzen verstärkt. In Kanada, Indien und der Türkei haben die Zentralbanken die Zinsen im Januar gesenkt, und auch von der Bank of Japan sowie erstmals seit einiger Zeit aus China werden wohl weitere Stimulus-Maßnahmen kommen.

Zu den USA: Fakt ist, die Verfassung der US-Wirtschaft befindet sich weiterhin im Aufschwung. Die Haupttreiber des Wachstums sind nach wie vor die niedrigen Kreditzinsen, höhere Ausgabenbereitschaft der Regierung und natürlich die gesunkenen Energiepreisen. Zwar haben sich in den vergangenen vier Wochen einige Teilbereiche der US-Wirtschaft etwas abgeschwächt, was aber rein zyklische Hintergründe hat. Hinzu drücken natürlich gerade die niedrigen Energiepreise auf die Stimmung der Energieindustrie in den USA. In den kommenden Monaten jedenfalls dürfte sich der Rückenwind für den Konsum und sinkende Produktionskosten infolge fallender Energiepreise zunehmend in den Daten sehr positiv niederschlagen, erste Anzeichen sind auch heute bereits wahrzunehmen. Positiv auf das US-Wachstum durchschlagen wird sich die Entwicklung der niedrigen Energiepreise aufgrund der Verzögerungseffekte aber erst im zweiten Quartal.

Zu China lässt sich festhalten, dass das langsamere Wirtschaftswachstum in China als Folge struktureller Reformen nach wie vor anhält. Ganz elementar, nach Angaben von Markus Zschaber, ist, dass die Ungleichgewichte im Schattenbankensystem und im Immobiliensektor sich reduzieren. Gerade in den letzten sechs Monaten hat sich hier einiges getan.

"Ich sehe gute Chancen, dass im ersten Halbjahr dieses Jahres zu einem sehr soliden Anstieg der Konjunkturdaten kommen könnte, getragen von den jüngsten Stimulusmaßnahmen durch die chinesische Geldpolitik sowie den Investitionen in die Infrastruktur seitens der chinesischen Regierung", fasst Markus Zschaber zusammen.

Die Konjunkturüberraschungen erreichten erneut sehr starkes Niveau. Dies bescheinigt auch der "Index der Markterwartungen" mit einem gestiegenen Niveau von 71 Prozent (Vormonat: 70 Prozent). "Nach unserer Analyse haben vor allem Aktivitäten der EZB sowie die nur geringfügige Einflussnahme der Wahlen in Griechenland viele Marktteilnehmer sehr positiv überrascht. Viele waren und sind skeptisch und entsprechend zurückhaltend in ihren Annahmen. Es scheint so, als würde das Vertrauen in die Maßnahmen der EZB hinsichtlich der Konjunkturstimulation noch sehr schwach ausgeprägt sein", fasst Markus Zschaber zusammen.

Fazit & Ausblick für Anleger:

Die Geldmenge, welche in aggressivster Form durch die Notenbanken rund um den Globus geschaffen wird, landet nach wie vor nur im geringen Teil in der Realwirtschaft, sondern vor allem in den Vermögenspreisen. "Der Hintergrund dieser Entwicklung ist, dass die Banken nach wie vor bilanziell zu wenig Eigenkapital aufweisen, sie müssen ihre Geschäfts- und Kreditbücher reduzieren um eine angemessen Quote zum Eigenkapital vorzuweisen. Das bedeutet, all das Geld, welches die Notenbanken in das System verteilen, kommt nicht über den Kreditkanal in die Realwirtschaft, sondern fließt an die Kapitalmärkte. Im Übrigen kommt davon aktuell noch am wenigsten bei den Aktienmärkten an, dass wird sich nach unserer Meinung zukünftig ändern", blickt Markus Zschaber positiv auf die Aktienmärkte.

"Unsere strategische Überzeugung favorisiert erstklassige Unternehmen und wir sind überzeugt, exakt diese gefunden zu haben. Vor allem die Unternehmen, welche operativ von einem schwachen Euro und den niedrigen Energiepreisen besonders profitieren und gleichzeitig sich zu niedrigsten Zinsen fremdfinanzieren können", so Zschaber weiter. Diese drei Faktoren führen zu ansteigenden, operativen Margen, die sich im Jahr 2015 im Profit niederschlagen werden. Sprich die Nachfrage nach guten Aktien mit attraktivem Geschäftsmodell wird durch die Tatsache steigen, dass die Gewinne anziehen, da diese im Vergleich zu allen anderen Anlageklassen sehr günstig sind. "Wir schauen sehr zuversichtlich auf das Jahr 2015, auch wenn es sicherlich temporäre Kursschwankungen geben wird", führt Markus Zschaber aus.

Explizit schaut der Kölner Vermögensverwalter auf europäische Aktien: "Fakt ist, den europäischen Unternehmen geht es deutlich besser als ihren Heimatstaaten. Die Gewinne der Firmen liegen im Schnitt über denen vergleichbarer Unternehmen weltweit, trotz des niedrigeren Wirtschaftswachstums in Europa. Außerdem sind die operativen Geschäftsmodelle der europäischen Unternehmen durchaus solide aufgestellt, gerade hinsichtlich der Emerging Markets. Allerdings sind nicht alle Aktien attraktiv. Die Einzeltitelauswahl ist und bleibt entscheidend".

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Asset-Allokation:

Erhöht werden: Aktien Large-Caps Deutschland von 18 auf 20 Prozent, Aktien Large-Caps Europa von 2 auf 5 Prozent; Aktien Nebenwerte Deutschland von 5 auf 9 Prozent, Wandelanleihen von 5 auf 8 Prozent.

Beibehalten werden: Aktien Large Caps Japan 5 Prozent, Staatsanleihen USA 3 Prozent; Staatsanleihen Emerging Markets 7 Prozent, Unternehmensanleihen 5 Prozent, Edelmetalle 3 Prozent.

Reduziert werden: Aktien USA von 25 auf 20 Prozent; Aktien Schweiz von 10 auf 5 Prozent, Aktien Emerging Markets von 12 auf 10 Prozent.

Zur Methode: Die Grundlage des "Welt-Index" ist die Analyse von Wirtschaftsindikatoren aus der ganzen Welt, die eine hohe wirtschaftliche Relevanz und eine hohe Reaktion an den Finanzmärkten mit sich bringen. Diese werden weltweit von Statistikämtern und Forschungsinstituten sowie weiteren hochrangigen wissenschaftlichen Quellen veröffentlicht. In der Endform konzentriert sich der "Welt-Index", der aus zwei Komponenten besteht, dem "Index der Konjunkturdaten" und dem "Index der Markterwartungen", auf die monatlich 50 wichtigsten Konjunkturdaten, zugrunde liegen mehr als 1.000 internationale Indikatoren, die monatlich ermittelt und bewertet werden. Die Verknüpfung der Datenreihen in einer nach Dominanzfaktoren gegliederten Gewichtung gibt Aufschluss darüber, in welchem Zyklus und Stadium sich die Weltwirtschaft befindet. Aufgrund der Kombination von frühzyklischen, gleichzyklischen und nachzyklischen Indikatoren sowie der Integration einer Erwartungskomponente ermöglicht der "Welt-Index" eine sehr genaue Messung des aktuellen Status. Um dieses zu vereinfachen, werden dann zwei Trenddaten erstellt, die Aufschluss darüber geben, wie viele der ermittelten Daten in den vergangenen vier Wochen gefallen oder gestiegen sind. Nähere Informationen hierzu unter: www.weltindex.de und www.kapitalmarktanalyse.com

Das Musterportfolio zum "Welt-Index" ist nur als begleitende Information zu verstehen und dient nicht als konkreter Anlage-Ratschlag. Die Dr. Markus C. Zschaber Vermögensverwaltungsges. mbH erstellt den Index monatlich exklusiv für die "Welt am Sonntag" und den Nachrichtensender "n-tv". Informationen zum Index unter www.zschaber.de und www.kapitalmarktanalyse.com

QUELLE: Dr. MARKUS C. ZSCHABER VERMÖGENSVERWALTUNGSGESELLSCHAFT MBH

Quelle: ntv.de

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