Wirtschaft

Raimund Brichta stellt Vertrauensfrage Wie gesund ist die Deutsche Bank?

Koppers "Peanuts"-Bemerkung, Ackermanns "Victory"-Zeichen: Die Chefs der Deutschen Bank tappen des Öfteren einmal ins Fettnäpfchen. Aber die Cryan-Aussagen in dieser Woche sind an Peinlichkeit nicht zu überbieten.

Die Chefs der Deutschen Bank haben selten ein Fettnäpfchen ausgelassen. Hilmar Koppers "Peanuts"-Bemerkung oder Josef Ackermanns "Victory"-Zeichen gehören hier zu den Klassikern. Aber im Vergleich zu der Peinlichkeit, die sich Deutschlands größtes Geldinstitut in dieser Woche leistete, waren das tatsächlich nur Peanuts.

Wenn eine Bank per Pressemitteilung beteuern muss, dass sie noch zahlungsfähig ist, dann erlebt sie die größte Schmach, die einem Geldinstitut zustoßen kann. Denn damit gesteht sie ein, dass sie bereits einen erhebliche Vertrauensverlust erlitten hat. Wozu es eigentlich gar nicht kommen darf, denn das Vertrauen in eine Bank ist ihr höchstes Gut. Geht es flöten, kann sie damit zu Fall gebracht werden, selbst wenn sie eigentlich gesund ist.

Ein Hauptproblem der Deutschen Bank ist, dass niemand genau weiß, wie gesund sie ist. Ihre Bilanz, vollgepumpt mit Derivaten, die wiederum mit Derivaten finanziert werden, ist selbst für ausgefuchste Experten schwer durchschaubar. Ein Hedgefonds-Manager spitzte das einmal auf die Bemerkung zu, vermutlich verstünden selbst die Deutsche-Bank-Manager ihre eigene Bilanz nicht.

Raimund Brichta

Raimund Brichta

Mag sein, dass auch solche Leute nur ihr eigenes Süppchen kochen, um damit gegen die Bank zu spekulieren. Aber mit ihrer unendlichen Unübersichtlichkeit lädt die Deutsche Bank zu solchen Spekulationen geradezu ein.

Wer bedenkt, dass in der letzten Finanzkrise ganze Wertpapiergattungen durch bloße Undurchsichtigkeit in Verruf gerieten und wertlos wurden, der weiß, welche Brisanz darin stecken kann.

Die Chancen in der Krise

Was den Gesamtmarkt betrifft, sehe ich dagegen klarer. Und auch für diejenigen, die meine Kommentare regelmäßig lesen, können die Turbulenzen der letzten Wochen keine große Überraschung sein. Im Gegenteil: Im Prinzip läuft es an den Börsen so, wie von mir im Januar avisiert.

Deutsche Bank
Deutsche Bank 14,93

Damals schrieb ich im ersten Teil meines Ausblicks: "Nach einem solchen Jahresstart halte ich es für wahrscheinlich, dass die Börsen bis in den März hinein wackelig bleiben. Die Tiefststände von August und Ende September könnten noch einmal getestet oder sogar unterboten werden. Mit der ersten Börsenwoche ist sogar die Wahrscheinlichkeit gestiegen, dass Letzteres passiert."

Tatsächlich ist Letzteres jetzt passiert: Am Montag fiel der Dax unter die besagten Tiefststände und am Donnerstag schickten sich auch die Indizes in New York an, dem Dax zu folgen.

Damit dürften die nächsten vier Wochen ungemütlich bleiben. Aber – auch darin hat sich meine Einschätzung nicht geändert – spätestens Mitte März dürfte das Ärgste vorüber sein. Dann könnte eine kräftige Erholung beginnen.

Im zweiten Teil meines Januar-Ausblicks bat ich Sie, sich bei der Ursachenforschung nicht vom täglichen Nachrichtenflimmern verwirren zu lassen, und schrieb: "Auch aktuell bereitet mir das Börsenverhalten mehr Kopfzerbrechen als all das, was an Nachrichten bekannt ist. In einer solchen Situation, das habe ich gelernt, muss man sich besonders vor dem in Acht nehmen, was noch im Verborgenen liegt. Denn die Börsen beginnen große Störungen oft einzupreisen, bevor sie ans Tageslicht kommen."

Nun kristallisiert sich langsam heraus, wo der Ursprung der Störungen liegen könnte: in den Finanzmärkten selbst und in der Branche, die eng mit ihnen verwoben ist, den Banken. Schließlich sind es die Kurse der Bankaktien weltweit, die die Talfahrt anführen. Und es würde mich nicht wundern, wenn hier in nächster Zeit die eine oder andere Leiche aus dem Keller geholt und ans Tageslicht der Weltöffentlichkeit gezogen wird.

Entspannte Anleger können sich darauf aber freuen, weil sie im Zuge des allgemeinen Kursrutsches auch Qualitätsaktien preiswert einsammeln können. In jeder Krise steckt also auch eine Chance,

meint Ihr

Raimund Brichta, der sich auf Ihre Kommentare und Anregungen hier freut.

Quelle: ntv.de

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