Kolumnen

EZB kauft Staatsanleihen Wer clever pumpt, gewinnt

Lernfähig: Mario Draghi.

Lernfähig: Mario Draghi.

(Foto: AP)

Heute startet EZB-Chef Draghi sein gigantisches Anleihe-Kaufprogramm. Kritiker sehen darin ein riskantes, bisher beispielloses Experiment. Die Notenbank korrigiert damit eigentlich nur einen alten Fehler.

Wenn man Wasser aus einem Keller pumpt, dieses aber wieder zurückfließt, muss man es von Neuem versuchen - etwa mit einer anderen Pumpe, die das Nass dauerhaft dorthin schafft, wo es hin soll. Was bei diesem Beispiel jedem plausibel erscheint, sorgt bei vielen Leuten für Unverständnis, wenn es um die Geldpumpen der EZB geht. Dahinter steht aber das gleiche Prinzip.

Raimund Brichta findet den EZB-Schritt richtig. Foto: Oliver Berg

Raimund Brichta findet den EZB-Schritt richtig. Foto: Oliver Berg

(Foto: dpa)

Rückblende: Nach der Finanzkrise waren sich die Zentralbanker der wichtigsten Industrieländer einig, dass man dem drohenden Systemzusammenbruch am besten dadurch begegnen könne, dass man für längere Zeit riesige Geldsummen in den Kreislauf pumpt. Und das taten sie auch. Die Amerikaner, die Briten, die Japaner - und sogar die EZB tat es.

Die anderen nahmen dabei auch alle die gleiche Pumpe zur Hand: Sie kauften Wertpapiere, die sie im Gegenzug mit Geld bezahlten. Dieses Geld blieb dann dort, wo man es haben wollte, denn es hätte nur zurückfließen können, wenn die Zentralbanken die erworbenen Papiere aus eigener Initiative wieder verkauft hätten.

Nur die EZB machte es anders: Sie vergab das Geld lediglich auf Pump, also in Form von Krediten an Banken. Dabei dachte sie sich wohl, diese würden es möglichst lange behalten. Aber ach herrje, die dachten gar nicht daran und zahlten einen großen Teil schon bald wieder zurück. Damit floss das gepumpte Geld wieder ab und die Aktion wurde zum Flop. Die Amerikaner, die Briten und Japaner waren dagegen schlauer: Das Geld, das deren Zentralbanken in den Kreislauf pumpten, ist immer noch dort - und wird es auch bleiben, solange sie es wollen.

Draghi bringt eine Billion Euro zurück

Die Pumperei der andern hatte sogar noch einen weiteren Vorteil: Durch den Kauf von Wertpapieren erhöht sich das allgemeine Schuldenniveau nicht. Durch die Vergabe von Krediten, wie es die EZB gemacht hat, dagegen schon. Die Banken standen mit dem gepumpten Geld also zusätzlich in der Kreide. Und das ausgerechnet in einem Umfeld, in dem zu hohe Schulden - übrigens auch von Banken - als eine der Hauptursachen der Finanzkrise galten und jedermann forderte: Baut eure Schulden ab! Wen wundert es also, dass die Geldhäuser im Euroraum nicht lange auf noch mehr Schulden sitzen bleiben wollten und diese lieber früher als später zurückzahlten.

Auch deshalb war die Geldpumperei der anderen Notenbanken cleverer als die der EZB. Und Mario Draghi versucht mit seinem neuen Anleihekaufprogramm nichts anderes, als seinen alten Fehler gutzumachen. Dabei - und auch das wird in der öffentlichen Aufregung oft falsch dargestellt - bringt er fürs Erste gar kein neues Geld in den Kreislauf. Sondern er bringt lediglich die rund eine Billion Euro zurück, die er nach der Finanzkrise schon einmal hineingepumpt hatte, die aber wieder zurückgeflossen waren.

Zumindest er scheint also lernfähig zu sein. Denn in diesem Fall gilt: Wenn nur Gepumptes aus der Pumpe kommt, kann man sich das Pumpen sparen,

meint Ihr

Raimund Brichta

P.S. Wie ist Ihre Meinung? Schreiben Sie mir hier.

Quelle: ntv.de

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