Kolumnen

Gegen den Strom Dax wieder auf Rekordkurs?

(Foto: imago/imagebroker)

Die Börse ist in den vergangenen Tagen oft sommerlich müde dahergekommen. Aber nach Einschätzung von Telebörse-Moderator Raimund Brichta erreicht sie gerade jetzt ein spannendes Stadium. Zeit für ein Dax-Update.

Vorweg dies: Lassen Sie sich nicht vom täglichen Nachrichtenwirrwar rund ums Börsengeschehen in die Irre führen. Dieses sorgt allenfalls für Begleitmusik, nicht jedoch für den Grundton der Kursentwicklung. Ein Beispiel: Als die Dax-Korrektur im April begann, spielte das Thema Griechenland als Grund dafür noch keine Rolle. Trotzdem begann die Korrektur, und erst später dienten die Nachrichten rund um das Athener Schuldengezerre immer wieder als Begründung für die Ab- und Aufschwünge der Kurse.

n-tv-Moderator Raimund Brichta

n-tv-Moderator Raimund Brichta

So ist das an der Börse. Wenn es nicht Griechenland gewesen wäre, wäre es was anderes gewesen. Entscheidend ist, was hinten rauskommt: Und das ist in diesem Fall ein sauberer, nicht allzu steiler Abwärtstrend (siehe Dax-Chart). Ein solcher Trend mit gemäßigter Abwärtsneigung, der auf einen vorangegangenen starken Aufwärtstrend folgt, gilt an der Börse als klar trendbestätigend. Das heißt, dass sich in der Mehrzahl der Fälle danach der Aufwärtstrend fortsetzt. Deshalb ist dies auch hier mein bevorzugtes Szenario.

Die Erfahrung lehrt ...

DAX
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Im Prinzip handelt es sich um ein ganz normales Verschnaufen nach einem vorangegangenen starken Anstieg. Wie lange eine solche Rast an der Börse dauert, weiß man immer erst im Nachhinein. Es gibt aber Erfahrungswerte, und danach wären für eine Situation wie der derzeitigen, runde drei Monate durchaus angemessen.

Womit wir bei der aktuellen Lage wären: Ein Abwärtstrend zeichnet sich dadurch aus, dass in ihm Tiefpunkte ausgebildet werden, die stets unter den vorherigen Tiefpunkten liegen (siehe Chart). Entsprechendes gilt auch für die Hochpunkte. Solange es also fallende Hoch- und fallende Tiefpunkte gibt, ist ein Abwärtstrend in Takt.

Die ersten Signale sind da

Und hier wird es jetzt interessant: Der letzte Hochpunkt im Juli lag nämlich über dem vorherigen Hoch, und danach folgte ein Tief, das ebenfalls über dem vorausgegangenen Tief lag. Damit ist zum ersten Mal seit April die Serie fallender Hoch- und Tiefpunkte gebrochen - ein Signal, das auf ein Ende dieses Abwärtstrends hindeutet. Die Normalerwartung wäre nun, dass sich daran ein Aufwärtstrend anschließt, der sich durch ansteigende Hoch- und Tiefpunkte auszeichnet.

Wer das alles für Kaffeesatzleserei hält, der hat nicht verstanden, wie Börse funktioniert. Denn die Kurse werden hauptsächlich durch das Verhalten und die Psychologie der Massen bestimmt, also durch die Empfindungen, Einschätzungen und Erwartungen aller Marktteilnehmer - die sehr unterschiedlich sind. Zum Beispiel gibt es fast immer Leute, die an steigende Kurse glauben, genauso wie solche, die auf fallende Kurse setzen. Trotz dieser Gegensätze ergeben sich aus dieser Gemengelage aber stets Trends. Wer diese Signale beobachtet und analysiert, betreibt also weniger Kaffeesatzleserei als vielmehr Verhaltensforschung.

Und wie geht es nun weiter?

Jetzt muss strikt darauf geachtet werden, ob sich die Signale bestätigen oder nicht. Wahrscheinlicher ist meiner Ansicht nach eine Bestätigung. Das heißt, der nächste markante Hochpunkt sollte über dem vorangegangenen liegen und der nächste Tiefpunkt (denn auch fallende Kurse wird es in einem Aufwärtstrend geben) über dem zuletzt gesehenen Tief.

Apropos: Beim vorletzten Tiefpunkt spielte die Griechenkrise noch die Hauptrolle. Für das darauffolgende markante Tief war dann der China-Crash verantwortlich. Aber dieses Tief lag schon deutlich höher als sein Vorgänger. All dies spielte sich ungefähr drei Monate nach Beginn der Korrektur ab. Zufall?

Die Mehrheit liegt oft daneben

Zugegeben: Selbst wenn sich nun tatsächlich ein Aufwärtstrend ausbilden sollte, wäre die im April gestartete Korrekturphase damit noch nicht zwangsläufig vorbei. Theoretisch könnte der Dax im Lauf dieses Trends sogar bis an seine Allzeithochs aus dem Frühjahr heranlaufen. Sollte er danach wieder nach unten abdrehen, ohne diese Hochs markant zu überspringen, wäre längerfristig noch nicht viel gewonnen. Dann hätten wir es sogar mit einer unangenehmen doppelten Spitze zu tun, die im Anschluss noch einmal deutlich tiefere Kurse provozieren würde.

Darüber hinaus gibt es zurzeit viele Analysten, die vor neuen Börsenturbulenzen im kommenden Herbst warnen. Für Oktober sagt Börsenguru Martin Armstrong sogar einen regelrechten Crash voraus. Klar, an der Börse ist alles möglich. Und wenn jetzt schon Oktober wäre, wäre auch ich noch sicherer bei meiner Prognose eines bevorstehenden Aufwärtstrends. Aber es ist, wie es ist: Jetzt stehen die ersten Signale, auch wenn wir erst August schreiben.

Außerdem gab es die üblichen Herbstturbulenzen, auf die so viele Beobachter warten, doch erst im letzten Jahr. Warum sollten sie also in diesem Jahr schon wieder kommen? Wie gesagt: Solche Schwächen gibt es oft, aber eben nicht immer. Und sie kommen vor allem dann selten, wenn sie von vielen erwartet oder "herbeigeschrieben" werden.

Rückblick

Im letzten Jahr war das anders. Da keimten um diese Zeit bei vielen Anlegern schon wieder Hoffnungen auf neue Rekordhochs. Damals riet ich dazu, erst den Herbst abzuwarten, in dem die Kurse dann tatsächlich noch einmal ordentlich ins Rutschen kamen. Im Oktober war ich dann aber umso sicherer, dort das Tief beobachtet zu haben, von dem aus es wieder in Richtung 10.000 Dax-Punkte gehen dürfte. So war es dann auch. Dass ich damals einigen Widerspruch bekam von Leuten, die noch tiefere Kurse erwarteten, machte mich umso sicherer. Die Mehrheit bekommt eben selten recht an der Börse.

Deshalb halte ich auch in diesem Jahr dagegen: Viel zu viele setzen derzeit auf die "übliche" große Herbstschwäche. Was ist aber, wenn sie nicht kommt, so wie sie auch 2013 ausgeblieben ist? Für mich besteht das wahrscheinlichere Szenario eher aus neuen Höchstständen im Herbst.

Ende Januar schrieb ich, dass die 12.000 Punkte in diesem Jahr nun Pflicht seien. Der erste Teil ging schon in Erfüllung, jetzt wartet Teil zwei auf seine Bestätigung,

meint Ihr

Raimund Brichta

Gerne können Sie mit mir darüber hier diskutieren:

https://wahre-werte-depot.de/dax-wieder-auf-rekordkurs/

Quelle: ntv.de

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