Kolumnen

Inside Wall Street Wie wichtig ist der Dow Jones?

Die wichtigste Börse der Welt: die NYSE.

Die wichtigste Börse der Welt: die NYSE.

(Foto: dpa)

Investoren haben vor allem einen Index im Blick: den Dow Jones. Dabei lohnt es sich für Anleger, ihr Blickfeld zu erweitern und auch andere Indizes zu beobachten.

Die Ertragssaison läuft, und weil binnen weniger Wochen tausende von Unternehmen ihre Bücher öffnen, konzentrieren sich die meisten Marktbeobachter auf die prominentesten Werte: die Blue Chips. So nennt man die dreißig Aktien, die im Dow Jones Index zusammengefasst sind. Ob die einen guten Überblick über Corporate America bieten, ist allerdings umstritten.

Experten fordern immer wieder, den eng gefassten Index abzuschaffen oder wenigstens über die einschlägigen Finanzmedien den Blick der Anleger verstärkt auf andere Indizes zu lenken. Etwa auf den S&P 500, der immerhin 500 Unternehmen beinhaltet... oder gar den zehnmal größeren Wilshire 5000 Total Market Index, den am breitesten aufgestellten Marktindikator überhaupt.

Was spricht auf einmal gegen den guten alten Dow? Zum einen, dass er mit 30 Titeln eben recht mager bestückt ist und damit das Gesamtbild der amerikanischen Wirtschaft längst nicht so genau abbilden kann wie etwa ein Index mit 5000 Aktien. Dazu kommt, dass der Dow nach wie vor recht industrielastig daher kommt. Kein Wunder: Mit vollem Namen heißt das Ding ja "Dow Jones Industrials". Zwar gehören längst Finanz- und Medienkonzerne ebenso zu den Dow-Werten wie ausgesuchte Hightech-Riesen, doch verfehlt der Index mit der Gewichtung auf der klassischen Industrie (General Electric, United Technologies, 3M, Du Pont, Boeing, etc.) eben das eigentliche Ziel, ein breites Bild der amerikanischen Unternehmenswelt zu zeichnen. Denn der Sektor spielt längst eine untergeordnete Rolle.

Und noch etwas werfen Experten dem Dow Jones seit ewigen Zeiten vor: Die preisgetriebene Gewichtung der einzelnen Aktien mache keinen Sinn. Sie führt dazu, dass etwa die Aktie von Visa, die zur Zeit mehr als 200 Dollar kostet, den gesamten Index achtmal mehr beeinflusst als etwa General Electric mit einem Kurs von rund 25 Dollar . Dabei ist die Marktkapitalisierung von GE mehr als doppelt so hoch als die des Kreditkartenriesen.

Zum Vergleich: Die übrigen Indizes sind nach der Marktkapitalisierung der Unternehmen gewichtet. Das heißt, dass größere Unternehmen bei gleicher prozentualer Schwankung im Aktienkurs den Index mehr beeinflussen als kleinere Unternehmen.

Probleme werden deutlich

Nun ist nicht damit zu rechnen, dass die Wirtschaftsmedien die Blue Chips bald mit einem Blick auf die wirklich marktbreiten Indizes ersetzen. Aber für Anleger lohnt sich zumindest nebenbei ein Blick auf die großen Brüder des Dow Jones.

Und wer an den Industriewerten festhalten will, dem sei ein Trost gegeben. Im Rahmen der aktuellen Berichtssaison gaben zumindest einige Werte im Dow Jones nun doch ein recht angemessenes Bild der US-Wirtschaft ab: Ihre Zahlen legten Probleme offen, die sich in Corporate America noch immer auftun, die aber von einer mehrjährigen Rallye an den Aktienmärkten übermalt wurden. IBM, McDonald's, Coca-Cola... die Liste der Unternehmen, die zuletzt enttäuschende Bilanzen ablieferten, ist lang, und die Blue Chips sind entsprechend geschwächt. Damit hat der Dow Jones mit der amerikanischen Wirtschaft im Allgemeinen wieder mehr gemein als zuletzt erkennbar war.

Quelle: ntv.de

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