Inside Wall Street "Google-Kugel" bringt frischen Wind
30.05.2014, 06:45 UhrGoogle geht unter die Autohersteller: Der Internet-Konzern stellt ein selbstfahrendes Fahrzeug vor. Das Projekt könnte in Sachen Innovationen für ein Umdenken in den USA sorgen.
"Das war cool. Ich fühle mich wie ein Astronaut", sagt Thida... ein langsamer Astronaut, wohlgemerkt, denn die junge Frau war gerade mal mit 40 km/h unterwegs. Aber immerhin in einem Wagen aus der Zukunft: Google hat ein selbstfahrendes Auto entwickelt, voller Kameras, Sensoren und ganz viel Software.
Das "self-driving vehicle" ist eine Revolution auf der Straße. Während bisherige Studien stets normale Fahrzeuge mit Autopilot waren, sieht der Kleine von Google ganz anders aus: Es gibt kein Lenkrad, kein Gaspedal, keine Bremse – hier steigt man als Passagier ein. Tausende von Amerikanern sollen das in den nächsten zwei Jahren tun, wenn Google mehr als hundert Prototypen in einem Großversuch auf die Straße lässt. Und wenn das Ding einmal serienmäßig gefertigt wird, könnte der Kundenkreis gewaltig sein: Senioren ohne Führerschein, Partylöwen mit zu viel Promille, lesende und lernende Studenten, notorische Telefonierer... alle könnten von dem Projekt profitieren.
Interessant ist die "Google-Kugel" wohlgemerkt nicht nur für den Internetkonzern. Vielmehr könnte dieser Wagen der Zukunft einen neuen Innovationsgeist durch ein Land treiben, dass seine einstige Führungsposition auf dem Gebiet längst abgegeben hat. Eine Studie von Bloomberg hat gerade den Erfindergeist von Deutschen und Amerikanern verglichen und beschreibt, warum die USA dem Markt hinterherrennen.
In Deutschland, so schreibt Bloomberg, werden regelmäßig neue Technologien in etablierten Branchen verwendet. Im Automobilsektor finden sich die besten Beispiele: Immerhin strotzen neue Modelle von Mercedes-Benz, BMW und VW vor revolutionärer Software. Die Konzerne haben eigene Entwicklungsabteilungen, für die sich die klügsten Hightech-Köpfe im Lande bewerben.
In den USA hingegen, so die Experten, bleiben Hightech-Innovationen meist im Hightech-Sektor stecken. Was im Silicon Valley erfunden wird, fließt nur selten in andere Branchen. Vielmehr sprießen neue Webseiten und Gadgets von zweifelhaftem ökonomischen Wert aus dem Boden.
Bei Google ist das nun anders: Revolutionäre Ideen in Hardware und Software fließen in den Autosektor, der gerade in Amerika dringend frischen Wind braucht. General Motors und Ford setzen nach wie vor auf Spritschleudern, Detroit macht eher als Pleitestadt und mit teuren Rückrufaktionen Schlagzeilen als mit atemberaubenden Modellen. Ausgerechnet ein Unternehmen das einst als Suchmaschine startete, könnte nun einen neuen Trend einleiten. Amerika könnte von einem solchen Umdenken profitieren.
Quelle: ntv.de