Kolumnen

Inside Wall Street Die Obama-Rally

An der Wall Street geht es aufwärts.

An der Wall Street geht es aufwärts.

(Foto: AP)

Börsen lieben Republikaner und freuen sich gar nicht über demokratische Präsidenten. Diese einfache Gleichung machte Präsidentschaftskandidat Romney im Herbst 2012 auf. Die Rekorde an der Wall Street zeigen, wie sehr er sich verrechnet hat.

Haben Sie jüngst mal auf die Blue Chips geschaut? Auf den Dow Jones, der gerade wieder auf einem Allzeit-Hoch turnt? Wer hätte das gedacht vor einem Jahr, als in Amerika der Wahlkampf tobte und die Republikaner um ihren Kandidaten Mitt Romney mit den grausigsten Schreckensszenarien vor einer zweiten Amtszeit des Sozialisten Obama warnten ... wie hat man sich getäuscht.

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Im September 2012 sprach Mitt Romney bei einem privaten Mittagessen zu einigen seiner spendabelsten Unterstützer. Bekannt ist von dem Auftritt vor allem seine erschütternd arrogante Aussage, er könne sich als Präsident nicht zuständig fühlen für die 47 Prozent der Amerikaner, die sich in einer Opferrolle sehen und auf finanzielle Unterstützung der Regierung schielten. 47 Prozent – Mitt Romney hielt fast die Hälfte der Amerikaner für nichtsnutzige Schmarotzer. Dass die ihn nachher nicht wählten, konnte letztlich nicht einmal eingefleischte Republikaner überraschen.

Bei dem Mittagessen, von dem ein Videomitschnitt später an die Öffentlichkeit gelangte, sprach Mitt Romney auch über die Wall Street. Für die Märkte sei eine zweite Amtszeit von Obama wohl eine Katastrophe, bemerkte er. Und wörtlich: "Wenn sich andeutet, dass ich die Wahl gewinne, dann werden die Märkte zulegen – wenn sich andeutet, dass der Präsident die Wahl gewinnt, werden sich die Märkte nicht freuen."

Zeitsprung: Obama hat bekanntlich eine zweite Amtszeit gewonnen. In deren erstem Jahr haben die amerikanischen Aktien-Indizes um rund 24 Prozent zugelegt. Damit gehört 2013 bereits zu den besten Börsenjahren aller Zeiten. Seit Barack Obama ins Weiße Haus eingezogen ist, haben sich Dow & Co. mehr als verdoppelt. Die Blue Chips alleine bilanzieren ein Plus von 108 Prozent.

Die Gewinne sind breit verteilt. Die Finanzwerte gehören zu den großen Gewinnern der letzten Monate, nicht zuletzt weil sie von der Geldpolitik einer Notenbank profitieren, die schier endlos Liquidität in die Märkte pumpt und Staatsanleihen kauft. Die Taktik heckte der Offenmarktausschuss unter Ben Bernanke aus, seine von Obama designierte Nachfolgerin Janet Yellen wird sie wohl fortsetzen – inwiefern Obama hier eine Gefahr für die Märkte darstellt, ist unklar.

Auch außerhalb des Finanzsektors sieht es ganz gut aus: Die Gewinne von Corporate Amerika haben satt zugelegt. Jüngsten Schätzungen zufolge sind die Profite von US-Konzernen zur Zeit dreimal so hoch wie 2009, als Barack Obama ins Weiße Haus kam. Überraschend ist diese Bilanz wohlgemerkt nicht: Unter demokratischen Präsidenten ging es der US-Wirtschaft immer besser als unter republikanischen. Der Nachrichtendienst Bloomberg hat berechnet, dass sich eine Anlage in den marktbreit aufgestellten S&P 500 in "demokratischen Jahren" seit Kennedy verzehnfacht hätte – das ist mehr als neunmal die Rendite, die ein Anleger in "republikanischen Jahren" erzielt hätte. Die größten Ausschläge stammen dabei von den letzten beiden Präsidenten: Unter Bill Clinton verzeichnete die Wall Street Rekordzuwächse, unter George W. Bush Rekordverluste. Doch selbst diese beiden ausgeklammert kommt ein Investment von 1.000 US-Dollar unter demokratischen Präsidenten auf einen Wert von 3.539 Dollar und unter republikanischen Präsidenten auf 3.296 Dollar.

Den Meinungsmachern an der Wall Street gefällt nicht, dass Obama – und andere Demokraten – eine Politik fahren, die außer den Top-Verdienern auch dem Rest des Landes zugute kommen soll. Doch dass eben eine solche Strategie die richtige ist, zeigen die Indizes immer wieder.

Quelle: ntv.de

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