Kolumnen

Inside Wall Street "Cash Mob" kämpft für kleine Läden

Wo Home Depot sich niederlässt, haben kleinere Läden keine Chance.

Wo Home Depot sich niederlässt, haben kleinere Läden keine Chance.

In den USA wächst der Widerstand gegen die Monopolisierung ganzer Branchen. Sogenannte "Cash Mobs" setzen sich für die kleinen Läden ein. Der Einfluss großer Ketten wie Home Depot, Wal-Mart, Target oder Best Buy soll zurückgedrängt werden.

Walmart
Walmart 55,10

Man muss ja nicht so weit gehen wie Randol Stebner. Der 53-Jährige aus Tacoma im US-Bundesstaat Washington machte zwei kleine Feuer in einem örtlichen Home Depot. Er wolle den Baumarkt "bis auf die verf…ten Grundmauern abbrennen", sagte er später in einem Geständnis. Der Grund: Die im Dow Jones notierte Megakette schade kleineren Läden, etwa dem Werkzeugladen seines besten Kumpels.

Diese Reaktion ist extrem, zumal Stebner weiterzündeln wollte. "Ich habe ja erst einen angezündet", sagte er der Polizei. "Ich will das aber noch ein paar Mal machen." Daraus dürfte wohl nichts werden, und auch der erste Versuch brachte nicht das erhoffte Ziel: die Feuer waren schnell gelöscht, der Betrieb ging weiter, und die jüngsten Erfolge von Home Depot - zuletzt ein Gewinnwachstum von 28 Prozent im ersten Quartal - dürften ungebremst weitergehen.

Home Depot
Home Depot 310,65

Der Brandstifter Stebner hat mit seinem Rachefeuer allerdings einen Nerv getroffen. In den USA mehren sich die Proteste gegen die sogenannten "Big Box"-Läden, jene gewaltigen Einkaufszentren großer Marken, die auf tausenden von Quadratmetern alle Konsumsektoren bedienen und die wegen ihrer US-weiten Ausbreitung und Größe die Preise diktieren und kleine Konkurrenten vernichte.

Home Depot ist das beste Beispiel: Wo sich die Mega-Kette niederlässt, oft in unmittelbarer Nähe zum Konkurrenten Lowe's, da haben die traditionellen Hardware-Läden keine Chance. Da kaufen Hobby-Heimwerker vielleicht noch ein paar Schrauben, für die der Weg an die Stadtgrenze nicht lohnt. Die Umsatzbringer mit den hohen Margen allerdings, etwa Bohrmaschinen, Gartenmöbel und Klimaanlagen, kauft man beim Branchenriesen zum Schnäppchenpreis.

Die Baumarktketten sind nicht die einzigen, die in den letzten Jahren die Einkaufslandschaft Amerikas verändert haben. Die Elektronikkette Best Buy hat die klassischen Platten- und CD-Läden vertrieben, die kleine Buchhandlung nebenan konnte mit Barnes & Noble nicht mithalten, und Spielwaren kauft man bei Toys´R´Us, dem sterilen Killer von tausenden kleiner Spielzeuggeschäfte. Wal-Mart und Target wiederum haben sich in den letzten zehn Jahren flächendeckend und branchenübergreifend ausgebreitet und Ladenzeilen in ganz Amerika in den Ruin getrieben.

Widerstand gegen Monopolisierung

Einige Jäger sind wohlgemerkt selbst zu Gejagten geworden und fürchten sich vor der Konkurrenz aus dem Internet, wo Großanbieter wie Amazon.com nicht nur niedrigere Preise bieten, sondern auch steuerfrei arbeiten.

Doch langsam regt sich Widerstand gegen die Monopolisierung ganzer Branchen. Präsident Barack Obama plant Steuersenkungen für die sogenannten "Mom-and-Pop-Stores", also die kleinen Familienbetriebe. Und sogenannte "Cash Mobs" - einige davon Verbündete der "Occupy Wall Street"-Bewegung - haben sich zuletzt mit barem Geld für die kleinen Läden eingesetzt. Die Idee stammt von Andrew Samtoy, einem Anwalt aus Cleveland im Bundesstaat Ohio. Der organisiert per Facebook und Twitter ganze Horden, die sich zum Ziel setzen, an einem bestimmten Tag mindestens 20 Dollar in kleinen Läden auszugeben.

"Das war meine Idee", sagt Samtoy: "Die soll jetzt aber von alleine wachsen." Ziel des "Cash Mob" sei es, nicht nur Geld auszugeben, sondern die Idee an mindestens drei andere Leute weiterzugeben - binnen einiger Wochen sollen Verbraucher in den ganzen USA angestoßen werden, nicht nur bei den Schwergewichten auf Schnäppchenjagd zu gehen, sondern wieder in die traditionellen Geschäfte zurückzukehren, die oft mehr als hundert Jahre lang nicht nur Einkaufszeilen, sondern auch die lokale Kultur geprägt haben.

Erste Erfolge sind bereits zu vermelden, wenngleich sie nicht nur auf den "Cash Mob" zurückgehen. Laut dem Wall Street Journal sind bei einem Drittel der kleinen US-Einzelhändler im vergangenen Quartal die Umsätze gestiegen. Ebenfalls ein Drittel plant Neueinstellungen und rechnet folglich mit anhaltendem Wachstum.

Quelle: ntv.de

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