Kolumnen

Inside Wall Street Börsianer fürchten Kurssturz

Geht es weiter aufwärts?

Geht es weiter aufwärts?

(Foto: REUTERS)

Die Wall Street blickt auf überaus erfolgreiche sechs Monate zurück. Doch wie geht es in der zweiten Jahreshälfte weiter? Viele Börsianer gehen davon aus, dass bald die Korrektur kommt. Andere bleiben zuversichtlich.

Und da ist der Pfiff zur Halbzeitpause… jetzt wird Bilanz gezogen. Nicht nur im Fußball, sondern auch an der Wall Street. Wer ist in den ersten sechs Monaten gut gelaufen? Muss im Portfolio gewechselt werden? Ist bis Jahresende ein Sieg drin? Eine Rallye? Oder vielleicht eine bittere und teure Niederlage?

Während die USA immer mehr dem Fußball verfallen, nicht zuletzt dank der (bis zum Belgien-Spiel) starken Performance der Klinsmann-Elf, kann man auch mit der Börse im ersten Halbjahr 2014 zufrieden sein. Für die amerikanischen Aktienmärkte ging es um rund 7 Prozent ins Plus, die Blue Chips und der S&P-500 liegen auf Rekordständen – wow!

Doch manch ein Team hat auch nach einer starken ersten Halbzeit noch verloren - und davor fürchtet man sich an der Wall Street. Seit Monaten häufen sich die Stimmen, die vor einer Korrektur warnen. Ein Abstrich von 3 bis 5 Prozent sei das mindeste, sagen die einen, während für die Pessimisten ein krasser Sturz um bis zu 20 Prozent durchaus drin ist. Angesichts der rasanten Kursentwicklung in den letzten Jahren ist es schwer, das als Schwarzmalerei einfach abzutun. Zumal jeder Anleger weiß, dass Tausende von Dow-Punkten auf der lockeren Geldpolitik der Fed beruhen, und dass diese wohl Anfang 2015 auslaufen wird. So mancher Investor könnte sich aus dem Markt verabschieden, bevor die Kurseinbrüche kommen - damit ist eine Trendwende an der Wall Street noch im laufenden Jahr durchaus möglich.

Andererseits: In zwei Dritteln der vergangenen Jahre folgte auf ein gutes erstes Halbjahr auch ein gutes zweites Halbjahr. Statistisch gesehen ist also noch Luft nach oben. Doch das ist Zukunftsmusik... wer die Wall Street in den letzten Jahren beobachtet hat, der weiß, dass die Dauerrallye schon hundertmal totgesagt worden ist und dennoch weiter ging.

Öl-Aktien legen zu

Blicken wir also zurück auf die erste Hälfte, auf die großen Sieger und Verlierer. Unter den Gewinnern im ersten Halbjahr finden sich zunächst drei Öl- und Gasförderer. Kein Wunder, denn Amerika fördert wie wahnsinnig, der Umsatz steigt, und noch mehr der Gewinn – weil die Rohstoffpreise nicht zuletzt durch die Krise in der Ukraine in die Höhe getrieben wurden. Die stärkste Aktie im laufenden Jahr gehört zu Newfield Exploration mit einem Plus von 77 Prozent, gefolgt von Nabors Industries und Williams Companies.

Zwei Pharmazeuten hingegen profitierten von Übernahmeangeboten. Forrest Labs soll demnächst von Actavis übernommen werden, während der Botox-Hersteller Allergan mehrere Angebote von Valeant abgelehnt hat – beides war für dicke Kursgewinne gut. Und der Kaffeeröster Keurig Green Mountain profitiert zumindest von einer Kollaboration, und zwar mit dem Getränkeriesen Coca-Cola, der die Reichweite des einstigen Kaffeezwerges enorm vergrößern dürfte.

Ebenfalls unter den Top-Ten der ersten Halbzeit: der Computerspiele-Riese Electronic Arts, und die Chip-Hersteller Micron und SanDisk.

Verbraucher zögern

Auf der Verliererseite finden sich hingegen einige Verbraucher-nahe Aktien, deren Einbußen sich vielleicht am ehesten mit mangelndem Interesse der Konsumenten in wirtschaftlich schwierigen Zeiten erklären lassen. Allen voran steht Coach. Der Handtaschen-Designer hat in den vergangenen sechs Monaten 38 Prozent verloren, denn Luxus läuft gerade nicht so toll. Zudem leidet das Unternehmen an hohen Kosten, muss in Kürze sogar 70 Filialen schließen.

Mit dem Biohändler Whole Foods, dem Büro-Ausstatter Staples, dem Hauswarenhändler Bed, Bath & Beyond und der Elektronikkette Best Buy stehen vier weitere klassische Branchenriesen auf der Loser-Liste – dazu der Online-Gigant Amazon, der seit Jahresbeginn um 18 Prozent eingebrochen ist. Das Unternehmen erfreut sich beim Kunden zwar ungebrochener Beliebtheit, doch die Anleger verzweifeln. Denn Amazon steckt kaum Gewinne ein, sondern reinvestiert immer wieder in neue Projekte, zuletzt Fire TV und das Amazon-Handy.

Ob es dem Einzelhandel an der Börse besser geht, wenn es dem Verbraucher besser geht? Ob die Wall Street überhaupt je wieder das abbildet, was die Wirtschaftsrealität vorschreibt? Das sind Fragen, die in der zweiten Halbzeit beantwortet werden... und hier kommt der Pfiff.

Quelle: ntv.de

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