Kolumnen

Auf in den Sommer Börsianer blasen zur Rally

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(Foto: REUTERS)

Es ist wie jeden Sommer: Analysten sagen der Wall Street einen Sommer mit kräftig steigenden Kursen voraus. Doch sie könnten sich gewaltig irren. Denn die Pessimisten haben gute Argumente.

Ding, ding, ding, ding, ding…. Die Glocke an der Wall Street läutet, der Handelstag beginnt und ganz offiziell nun auch der Sommer. Amerika meldete sich nach dem langen Wochenende zurück, an Memorial Day hat man der gefallenen Helden gedacht – überwiegend mit Barbecue und Beachvolleyball – jetzt geht das Leben weiter, auch im Finanzviertel New Yorks, wo sich in den nächsten Monaten drückende Hitze über die schmalen Straßen legen wird.

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Heiß war es jetzt schon über Memorial Day. Vielleicht zu heiß für den ein oder anderen... wer zu lange in der prallen Sonne liegt, an der Jersey Shore oder am privaten Pool in den Hamptons, dem wird das Hirn schon einmal weich. Analysten und Fondmanager sind dagegen nicht gefeit. Dabei ist ein Sonnenstich auch die einfachste Erklärung für die Losung, die viele von ausgeben: Sie blasen zur Rally an den Aktienmärkten.

Solcher Optimismus ist nicht neu. Nicht in New York... Selbst Touristen werden bekanntlich beim Spaziergang durch den Finanzdistrikt von einer solchen Hoffnung übermannt, dass die glückbringenden Bronze-Hoden des Wall-Street-Bullen längst blank poliert sind. Die Berufsoptimisten hingegen streicheln keine Tierstatuen, sie schicken jeden Morgen Anlagetipps an ihre gutgläubige Klientel, und da steht dann drin: Auf geht's zur Sommer-Rally. Sie schreiben das jedes Jahr, doch 2015 stehen die Chancen auf rasante Kursanstiege in den Sommermonaten nicht besser als in den letzten Jahren.

Warnende Kassandras

Im Gegenteil: Die US-Börsen kommen seit Februar nicht aus einer sehr engen Handelsspanne heraus. Der Dow Jones bewegt sich eng an 18.000 Punkten, der S&P 500 bei 2100 Zählern... Insider halten Aktien längst für überteuert. Selbst die ansonsten viel neutralere Fed-Chefin Janet Yellen gab das neulich öffentlich zu. Man mag ihre Meinung als Warnung verstehen, denn Yellen weiß, dass der Börse Ungemach droht, wenn die Notenbank den Leitzins anhebt. Das soll wohl noch nicht im Juni geschehen, munkelt man an der Wall Street, aber doch spätestens im September. Die Aktienmärkte werden dann einen guten Teil ihrer Gewinne abgeben, die in den letzten Jahren auf der Niedrigzinspolitik der Fed gewachsen sind.

Das alleine spricht vielleicht nicht gegen eine Sommer-Rally - die Statistik aber schon. Mark Hulbert, der einen der bekanntesten Newsletter für Anleger schreibt, entlarvt die Sommer-Rally als unbegründeten Mythos. Es hat rückwirkend für die vergangenen 75 Jahre berechnet, in welchen Monaten deutliche Kursanstiege von drei Monaten begonnen haben. Das Intervall ist nachvollziehbar, wenn man eine Rally erklären will. Hulberts Ergebnis: Ausgerechnet in den Sommermonaten liegen die mittelfristigen Renditen unter dem Jahresmittel. Wenn man überhaupt von saisonalen Trends ausgehen möchte, dann sieht man die eher zwischen September und Dezember und möglicherweise im Februar im März. Die Vergangenheit zeigt klar: Es mag im Sommer schon die eine oder andere Rally gegeben haben, eine Regel lässt sich daraus aber nicht ableiten.

Quelle: ntv.de

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