Kolumnen

Inside Wall Street Aus für den Dollar(-Schein)?

In Washington geht's mal wieder um das liebe Geld. Allerdings nicht um die Frage, wer wie viel ausgeben darf und wofür. Vielmehr steht die Form auf dem Prüfstand. Eine kleine Gruppe Abgeordneter will die knittrige Dollar-Note – ein Symbol des US-amerikanischen Kapitalismus – abschaffen.

Die Dollar-Note abschaffen und durch eine Münze ersetzen? Für US-Amerikaner klingt das Konzept revolutionär. Die Dollar-Note mit dem Konterfei von George Washington ist so legendär wie alltäglich. Eine Mehrheit hat sich bislang für ihren Erhalt ausgesprochen. Frühere Versuche, Dollar-Münzen in Umlauf zu bringen, sind gescheitert und beschränken sich bis heute auf Wechselautomaten etwa an Bahnstationen oder Park-Automaten. Der größte Teil der bisher geprägten Dollar-Münzen liegt bei den Banken – insgesamt rund 1,2 Milliarden US-Dollar.

Ein "Super-Kongress" beschäftigt sich mit der Zukunft des knittrigen Papiers.

Ein "Super-Kongress" beschäftigt sich mit der Zukunft des knittrigen Papiers.

(Foto: REUTERS)

Die US-Amerikaner lieben ihren Schein und wissen nicht, dass die meisten anderen Nationen die kleinste Stückelung längst nicht mehr als Papier ausgeben. Kanada und Großbritannien haben ihre Einzelnoten abgeschafft, auch den Euro gibt es erst als Fünfer im Papierformat. Das hat einen einfachen Grund. Die kleinste Stückelung ist die meistgebrauchte. In den USA macht der Dollar-Schein satte 42 Prozent aller Scheine aus. Er ist im Schnitt dreieinhalb Jahre lang im Umlauf, dann muss er eingezogen und geschreddert werden.

Jedes Jahr werden in den USA etwa 3 Milliarden Dollar-Noten vernichtet und ersetzt, was den Steuerzahler Millionen kostet. "Angesichts eines Rekord-Defizits von 1,3 Billionen US-Dollar müssen wir alles in Betracht ziehen, was Einsparungen bringt", sagt David Schweikert, republikanischer Abgeordneter aus Arizona, der den Gesetzentwurf mit zwei Kollegen eingebracht hat. Unter ihnen ist Jeb Hensarling aus Texas, der jüngst in den "Super-Kongress" berufen wurde, in dem sechs Republikaner und sechs Demokraten im US-Haushalt 1,5 Billionen US-Dollar an Einsparungen finden müssen – jeder Beitrag kommt da recht, was entsprechend das baldige Aus für den kleinsten Greenback bedeuten könnte.

Scheinchen bevorzugt

Davon sind indes nicht alle Politiker begeistert. Die Senatoren John Kerry und Scott Brown aus Massachussetts haben einen Gegenentwurf eingereicht, der die Produktion weiterer Dollar-Münzen verbieten soll, solange ungebrauchte Münzen in den Kellern der Banken lägen. "Die Dollar-Münzen sind einfach nicht beliebt", sagen die beiden. Dabei könnte ihr Widerstand durchaus einen anderen Grund haben: In ihrem Bundesstaat hat der Papierhersteller Crane & Co seinen Sitz, der exklusive Papierhersteller für die US-amerikanische Währung. Dem Unternehmen würden Umsätze und Gewinne wegbrechen, wenn die meist gedruckte Note abgeschafft würde.

Dass US-amerikanische Abgeordnete die regionalen Bedürfnisse von Firmen aus dem Wahlkreis über die nationalen Interessen stellen, ist normal. Unklar ist, wie lange sie sich damit durchsetzen können. Zumindest eine Statistik haben Kerry und Brown auf ihrer Seite: Der US-amerikanische Rechnungshof hat ermittelt, dass der Wechsel von Schein zu Münze zunächst einmal viel Geld kosten würde – neue Prägemaschinen und andere Investitionen würden den Schritt in den nächsten vier Jahren defizitär machen. Erst danach kämen die Einsparungen, die dann allerdings langfristig stehen würden.

Wie lange sich der alte Schein nun noch halten kann, dürfte sich recht schnell zeigen. Der "Super-Kongress" tagt bereits und Abgeordnete beider Parteien haben Anreize, jeden Cent zu sparen. Sonst stehen wichtigere Konzepte auf dem Spiel. Die Republikaner müssten drastische Kürzungen im Verteidigungshaushalt hinnehmen, für die Demokraten stehen Sozialprogramme auf dem Spiel, an denen man unbedingt festhalten will. Dafür einen Schein zu opfern wäre ein kleiner Preis. 

Quelle: ntv.de

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