Wirtschaft

Welt-Handelsindex Welthandel setzt positive Akzente

Trotz aller politischen Risiken ist ein durchaus robustes Wachstum in der Weltwirtschaft zu erwarten. Sofern keine politische Eskalation auftritt, sollten Anleger versuchen, Schwankungen an den Finanzmärkten auszunutzen.

Hohe Verluste, steigende Risiken und Insolvenzen bestimmen weiterhin das Bild in der internationalen Schifffahrt. Dieses trifft vor allem die maritime Wirtschaft in vielen Regionen der Welt, nicht zuletzt auch die in Deutschland, wie die Insolvenz bzw. erneute Fusion verschiedener Redereien in Hamburg untermauern. "Die Branche leidet weiterhin an Überkapazitäten, die Fracht- und Charterraten sind zwar jüngst wieder etwas gestiegen, allerdings viel zu wenig um die notwendige Luft zum Atmen für die Reedereien zu schaffen. Der Welthandel insgesamt konstatiert zwar wieder eine höhere gesamtwirtschaftliche Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen, auch in diesem Jahr, das Überangebot an Schiffen war aber gewaltig. Die realen Anpassungseffekte sind schmerzhaft und dauern weiterhin an. Die vielleicht größte Krise in der globalen Schifffahrtsbranche ist leider eine hausgemachte Krise, welche dem typischen "Schweinezyklus" entspricht. Man könnte auch von einem "Schweinezyklus auf hoher See" sprechen, der aber keine Aussagen über die Verfassung des Welthandels zulässt, führt Dr. Markus C. Zschaber, Chef der gleichnamigen Vermögensverwaltung aus Köln, welche monatlich den "Welt-Handelsindex" veröffentlicht, aus.

Dr. Markus C. Zschaber

Dr. Markus C. Zschaber

In den Jahren vor der großen Krise 2008/2009 kam es zu einem stetigen Anstieg der Charterraten von Containern und Containerschiffen, dadurch wuchs der Welthandel Jahrzehntelang schneller als die Weltwirtschaft und das Geschäft der Reeder boomte. Dieses führte zu verstärkten Investitionen in neue Schiffe und in noch größere Schiffe, mit noch höheren Kapazitäten. Da die Bauzeit der Schiffe eine hohe Vorlaufzeit benötigt und somit nicht von jetzt auf gleich umgesetzt wird, tritt ein sogenannter Verzögerungseffekt ein, so dass das Angebot an Schiffen erst zu einem späteren Zeitpunkt steigt. Dieses war kurz nach der Krise 2008/2009 und führte damit zu einem Überangebot an Schiffen, bei gleichzeitiger schrumpfender Nachfrage aufgrund der realwirtschaftlichen Krise. Der Preisverfall bei den Charterraten schlug in kürzester Zeit durch. Zeitweilig fielen die Frachtraten für einen Standardcontainer (TEU), die in Hochzeiten deutlich über 1000 Dollar lagen, auf unter 100 Dollar. Zwar entlasten die gesunkenen Treibstoffpreise, aber die globale Nachfrage blieb vorerst gering. Die Schiffsbauer versuchten darauf zu reagieren und reduzierten ihre Produktionen. Aufgrund der sehr engen Gesamtkostenkalkulation und der fehlenden Auslastung führten aber bereits wenige Ausfalltage bei den meisten Schiffen und das sehr stark verändere Preisniveau zu stark defizitären Geschäftsmodellen.

"Fakt ist, die globale Schifffahrt durchläuft eine langwierige und schwierige Angebotskrise, welche solange für realwirtschaftliche Anpassungen sorgt, bis ein neues Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage gefunden ist.

Unsere Detaildaten zum "Welt-Handelsindex" verdeutlichen bis auf weiteres eine leichte zyklische Stabilisierung der Fracht- und Charterraten in eigentlich allen Regionen der Welt. Auch die Umschlagsmengen an den wichtigsten internationalen Containerhäfen hat jüngst nochmal zugenommen, dass entspricht auch vollständig unserem Gesamtbild zur globalen Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen sowie der Weltindustrieproduktion. Der Welthandel befindet sich im Wachstumsmodus‘ so Zschaber weiter.

Allerdings verweist der Kölner Vermögensverwalter darauf, dass dieses noch keine strukturelle Stabilisierung der Schifffahrtskrise ist, da aktuelle Maßnahmen wie die Integration von Supersize- Schiffen auf den Handelsrouten, welche bis 20.000 TEU beispielsweise von Shanghai bis Hamburg verfrachten können, vorerst die Frachtpreise weiter drücken sollten. Auch das strukturelle Überangebot ist noch nicht ganz abgebaut. "Ich denke, wir sehen nicht vor 2019 eine wirkliche Erholung der globalen Schifffahrt, zwischendurch sollten aber zyklische Erholungen immer wieder auftreten. Fakt ist aber auch, die Globalisierung schreitet weiter voran, auch wenn der ein oder andere Regierungschef das nicht gut heißen mag. Nur der sehr günstige Transport pro Stück von T-Shirts, Smartphones, Rohstoffen, PC‘s und sogar Lebensmitteln etc. erlaubt es den Konzernen Absatzmärkte in Asien und USA, Südamerika und Westeuropa zu bedienen. Kein anderes Transportmittel wie das Containerschiff kann dieses leisten", so der Experte weiter.

Aus der regionalen Analyse des "Welt-Handelsindex" geht hervor, dass vor allem aus Europa in den letzten vier Wochen sich eine mengentechnische Belebung des interkontinentalen Handels mit Asien und den USA abzeichnete. Gerade die deutsche Exportmaschine verifiziert regelrecht die globale Nachfrage nach hochwertigen Gütern. Deutschland profitiert von der Belebung der Weltkonjunktur und der höheren Nachfrage aus dem Euro-Raum. Aber auch die Nachfrage aus Europa nach US- und asiatischen Gütern ist weiter angestiegen, so dass auch der europäische Binnenmarkt in einem robusten Zustand verharrt. Insgesamt ist Europa in Sachen Handel auf dem Vormarsch. Fakt ist, der Industriezyklus hat in den letzten vier Wochen in der Eurozone und in Asien zu einem wiederkehrenden und sich verbessernden Konjunkturtrend geführt, dass zeigen eindeutig die Frühinkatoren des "Welt-Handelsindex". Vor allem die Umschlagsmengen von Produktions- und Konsumgütern konnten sich im internationalen Kontext positiv entwickeln. Zukünftig unterstützend sollte der Trend zu mehr fiskalpolitischen Investitionsprogrammen in Europa, aber auch in den USA, wirken. Milliardenschwere Infrastrukturprogramme werden die Binnenmarktaktivität ankurbeln.

Ein großes Thema ist und bleibt die Stärke des Binnenmarktes in allen relevanten Wirtschaftsräumen rund um den Globus, welche für den jüngsten Anstieg des "Welt-Handelsindex" verantwortlich waren. Insgesamt profitiert der Welthandel von der ungebremsten Konsumlust der privaten Verbraucher. Das gilt für Europa, die USA und China. "Die Stimmung ist gut, der Arbeitsmarkt ist in vielen Teilen der Welt stabil. Vor allem bei Geschäften in den Innenstädten und beim Online-Handel sind die Umsätze seit einigen Monaten deutlich stabiler, dieses beflügelt die binnenwirtschaftliche Aktivität. Im sogenannten E-Commerce gehen unsere Prognosen davon aus, dass zweistellige Wachstumsraten für 2017 durchaus wahrscheinlich sind", beurteilt Markus Zschaber die derzeitige Ausgangssituation. Ein ganz entscheidender Eckpfeiler der Weltwirtschaft und damit auch des Welthandels ist und bleibt der Konsum.

Summa Summarum konnte die Geschäftslage im Handel im Vergleich zum Vormonat zulegen. Der "Welt-Handelsindex" konstatiert aktuell ein Niveau von 73,7%. Diese Entwicklung besagt, dass das Tempo der Zuwächse in den letzten vier Wochen, gemessen an den handelsspezifischen Konditionalitäten wie Bestellmenge, Lagerbestände, Produktionsvolumen, Warenumschlagshäufigkeit im globalen Kontext über alle vier Handelswege sich weiter verbessert haben. Damit befindet sich der Welthandel im Umfeld seines Trendwachstums.

Wenn die großen negativen Überraschungen im Laufe des Jahres ausbleiben erwartet Zschaber ein Wachstum des Welthandels in 2017 von sogar 3,5%, welches erstmals seit 2012 leicht oberhalb der gegenwärtigen Potenzialwachstumsrate von 3% liegen würde.

Wie geht es weiter ? Die vorausschauenden Daten, sowie die eigenen Analysen des Verwalters untermauern eine ansteigende Aktivität im Handel in den kommenden Wochen. Es dürfte ein gutes erstes Halbjahr für den Welthandel werden, vorausgesetzt politische Risiken wie ein "Hard-Brexit" oder eventuelle Neuwahlen in Italien eskalieren nicht. Dann sehen die Daten wirklich gut aus, so dass sich die Umschlagsmengen von Produktionsgütern, Konsumgütern und Investitions-gütern sowie Dienstleistungen im Allgemeinen sich im internationalen Kontext positiv entwickeln sollten.

Was bedeutet das für den Anleger:

Mit Blick auf unser Investmentszenario, welches wir unter anderem aus den Analyseergebnissen des "Welt-Handelsindex" ableiten, sehen wir aktuell weiterhin eine erhöhte Cashquote innerhalb einer Portfolioallokation als sinnvoll, um bei Marktvolatilitäten die Aktienquoten konsequent auf Basis der wirtschaftlichen Realdaten wieder hochzufahren. Kurz um, wir erwarten trotz aller politischen Instabilitäten und Risiken ein durchaus robustes Wachstum in der Weltwirtschaft. Sofern keine politische Eskalation bzw. ein Extremrisiko (Neuwahlen in Italien) auftreten, sollte ein Anleger Schwankungen an den Finanzmärkten versuchen auszunutzen und Qualitätsaktien akkumulieren. Dadurch, dass der "Welt-Handelsindex" ein dynamisches Gesamtbild des Welthandels zusammengefasst bietet und detailorientierte Analysen auch hinsichtlich der Konjunkturlage ermöglicht, können schnelle und aktive Reaktionen auch im Welthandelsportfolio erfolgen. Das Musterdepot zum "Welt-Handelsindex" wird innerhalb dieser Berichterstattung vierteljährlich erwähnt, es beinhaltet diverse Anlageklassen, übergewichtet Aktieninvestments oder ETF's auf Märkte und Branchen, die insbesondere an den Welthandelsaktivitäten partizipieren. Informationen hierzu und den Gedankengängen bei der Auswahl der Anlageklassen finden Sie unter www.kapitalmarktstudie.de

Funktionsweise Welt-Handelsindex:

Der Welt-Handelsindex fasst alle relevanten Daten aus den vier primären Transport- und Handelswegen (Schifffahrt, Schiene, Straße und Lufttransport) zusammen, gewichtet diese und verdichtet sie in einem Index. Der Index bietet zum ersten Mal ein Gesamtbild des Welthandels zusammengefasst in einer Zahl, erfasst damit unter anderem auch die Auswirkungen der Globalisierung und überwindet funktionale und regionale Beschränkungen, der zum Beispiel nur regional ausgerichteten Indikatoren. Weißt der Welt-Handelsindex einen Stand zwischen 85 und 100 Punkten aus, befindet sich der Welthandel im Expansionsmodus. Je höher oder tiefer die Punktezahl ist, umso besser respektive schlechter steht es um den Welthandel. Weißt der Welt-Handelsindex dagegen einen Stand zwischen 55 und 85 Punkten aus, befindet sich der Welthandel in seinem Trendwachstumskanal, sprich auf Höhe des Potenzialwachstums. Unter Potenzialwachstumsraten werden die Zuwachsraten, mit dem der Welthandel mittel- bis längerfristig unter normaler Ausnutzung aller Kapazitäten wachsen wird, verstanden. Konjunkturelle Schwankungen werden zur Berechnung des Potenzialwachstums absichtlich nicht berücksichtigt. Indexstände zwischen 55 und 0 Punkten bedeuten, dass der Welthandel sich in Kontraktion befindet und schrumpft.

Quelle: Die Vermögensverwaltungsges. Dr. Markus C. Zschaber mbH stellt den Index monatlich exklusiv dem „manager-magazin-online“ und dem "Nachrichtensender n-tv" zur Verfügung. Informationen zum Index unter www.zschaber.de oder www.kapitalmarktanalyse.com

Quelle: ntv.de

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