Wirtschaft

"Juno" ist da US-Börsianer trotzen dem Sturm

Mit Sonnenbrille in den Blizzard? "Wie denn sonst?". mag sich diese Dame denken, als sie im einsetzenden Schneetreiben die First Avenue überquert.

Mit Sonnenbrille in den Blizzard? "Wie denn sonst?". mag sich diese Dame denken, als sie im einsetzenden Schneetreiben die First Avenue überquert.

(Foto: REUTERS)

Die Wettermoderatoren überschlagen sich mit Warnungen: Dieser Blizzard wird "historisch", "gewaltig" oder schlicht "lebensgefährlich". Während die Bewohner Manhattans Vorräte hamstern, stellt die New Yorker Börse klar: Es wird weiter gehandelt.

Eine E-Mail bestätigt: "All NYSE Group exchanges will be open for normal trading sessions" – die New York Stock Exchange (Nyse) bleibt offen, der Handel geht an der New Yorker Börse weiter, trotz "Juno". Vor dem möglicherweise schlimmsten Schneesturm aller Zeiten fürchtet man sich an der Wall Street nicht. The Show must go on ... oder: Den Kapitalismus in seinem Lauf hält weder Schnee noch Glatteis auf.

Wetterbedingte Handelsausfälle sind selten: Im März 1888 fegte ein Blizzard über New York und die Börse blieb drei Tage lang geschlossen. Je einen handelsfreien Tag gab es wegen Schneestürmen 1934 und 1948. Im September 1985 machte Hurrikan "Gloria" für einen Tag den Handel unmöglich, und im Oktober 2012 setzte "Sandy" die halbe Stadt unter Wasser, die Wall Street musste für zwei Tage schließen.

Das öffentliche Leben steht still

In den Stunden vor "Juno" gab man sich an der Wall Street wenig beeindruckt. Die Tanks für die Generatoren sind gefüllt, im Notfall geht der Handel auch weiter, wenn der Strom ausfällt. Man muss eben tapfer sein ... wir sind ja nicht an der Schule. Die Schulen nämlich machten schon am Montag dicht, ebenso sämtliche öffentlichen Einrichtungen, Rathäuser, Gerichte, und vieles mehr.

Ein Riesenthema ist das Wetter an der Wall Street dennoch. Nicht zuletzt, weil ein Schneesturm jede Menge kostet ... vor allem den Steuerzahler. In New York City machten Arbeiter am Wochenende Überstunden, um noch schnell tausend Schlaglöcher zu füllen und Trucks mit Schneepflügen auszurüsten. In der Nacht auf Montag wurde gestreut, und kaum lagen am Dienstag die ersten Zentimeter, rückte die Kavallerie aus: 1500 Schneepflüge und 500 Salzstreuer kümmern sich um die Straßen der Metropole, immerhin ein 10.000 Kilometer langes Netz.

500.000 Dollar für jeden Zentimeter

Der frühere New Yorker Bürgermeister ließ einmal ausrechnen, wie viel Geld die Stadt für die Arbeiten rund um den Schnee ausgibt. Das Ergebnis: Im Schnitt kostet jeder Zentimeter eine halbe Million Dollar. Danach kann sich sein Nachfolger Bill De Blasio auf eine saftige Rechnung gefasst machen: Insgesamt soll "Juno" mehr als einen Meter Schnee bringen.

Im Rathaus, nur ein paar hundert Meter von der Wall Street entfernt, herrscht also trübe Stimmung – umso mehr freut man sich in den Läden. Die New Yorker sind traditionell zu Hamsterkäufen ausgebrochen und tun gerade so, als müsste man sich für Monate eindecken. Zuerst sind in allen Läden immer die Regale mit den Wasserflaschen leer, dann werden die Snacks ausgeräumt ... für einen guten Schneesturm braucht der Amerikaner dieselben Artikel wir für den Super Bowl.

Riesigen Andrang gibt es auch bei den Baumärkten: Generatoren, Schneeschaufeln, kleine Schneefräsen ... jetzt kaufen alle, die nicht schon vor dem Winter dran gedacht haben, dass es ja einmal schneien könnte. Man muss diese Menschen nicht bemitleiden, wenn sie stundenlang Schlange stehen oder am Ende gar nichts mehr kriegen.

In einem New Yorker Baumarkt kam es am Montagmorgen zu einer tödlichen Schießerei. Erste Indizien sprechen aber für die Verzweiflungstat eines frisch gekündigten Mitarbeiters – mit dem Wetterstress hat die Tragödie wohl nichts zu tun.

Quelle: ntv.de

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