Wirtschaft

Frank Meyer Meyers böser Jahresrückblick

2009 steht für Telebörse-Moderator Frank Meyer auch für ein Jahr der Verrücktheiten. Da deren Aufzählung den Rahmen dieser Kolumne sprengen würde, hier eine Kurzfassung…

Frank Meyer.

Frank Meyer.

Besonders im Dezember hagelt es nicht nur Schneeflocken und Weihnachtskarten, sondern auch Weihnachtsansprachen, Neujahrsreden und anderen Unsinn. DAX-Prognosen sind mitunter sehr beliebt. 20 lustige Experten werfen mit Zahlen auf Dartscheiben wie betrunkene Hühner nach einem Glühweinfest auf ihren Eierkorb. Was dabei herauskommt, zeigt die Prognose aus dem letzten Jahr. Im Schnitt haben die Experten jetzt einen DAX-Stand von 5.077 Punkten erwartet. Volltreffer! Nur 900 Punkte oder 18 Prozent daneben. Das lässt sich doch sehen! Während die Deutsche Bank mit 5.900 Punkten einen Volltreffer landete, sagte die Royal Bank of Scottland 3.691 Punkte voraus. Okay! Es sind ja noch drei Handelstage.

Und auch das noch…

Die Banker-Musikcharts wurden in diesem Jahr von "My Boni are over the ocean" angeführt. Wer als Investmentbanker am Wochenende fünf Hemden für die kommende Woche bügelte, galt als gnadenloser Optimist. V.I.P. stand für "Vorstand in Panik". "Hau den Banker" wurde in England zu einem beliebten Gesellschaftsspiel. Dabei tun sie doch "Gottes Werk"…

Im Januar wurde ein Konjunkturprogramm in Höhe von 50 Milliarden Euro verabschiedet. Damit hätte man nicht nur die Autobahn 4 zwölfspurig ausbauen und die Leitplanken mit Plattgold überziehen lassen können - für einen "Aufbau West" hätte es auch noch gereicht. Bestimmt kommen 2010 wieder Forderungen, die staatlichen Goldreserven zu verkaufen. Ich glaube, das Thema hatten wir schon mal, bei Goldpreisen von 300 /400/ 500/ 600/ 700/ 800 / 900 US-Dollar pro Unze. Unser Gold soll ja im amerikanischen Fort Knox liegen, wenn es überhaupt da liegt, wie immer wieder gemunkelt wird. Und leise drang aus den Nachrichten das Lied...

"Es ist noch Suppe da..."

Für Bankenrettung, Kurzarbeitergeld, Abwrackprämie, Millionen ungenutzter Impfdosen gegen die Schweinegrippe, die als Ziegengrippe im nächsten Jahr ihr Comeback feiern könnte. Die Arche Noah war ja voller Tierarten. Wie wäre es mit Schlangen – Kröten – Elch – und Läusegrippe im nächsten Jahr? An Erfindungsarmut hat es bei Big Pharma doch noch nie gemangelt. Weitere Milliarden wurden für das Stopfen von Haushaltslöchern, Bundeswehreinsätzen im Ausland, (ja, wir sind im Krieg...) goldenen Füllfederhalter für Bundestagsabgeordnete und anderes zur Verfügung gestellt. 2009 kam jeden Tag der Weihnachtsmann.

Die Commerzbank bekam auch ein paar Milliarden Euro ab. Durch den Einstieg des Staates ist nun jeder Deutsche ein Besitzer von vier Coba-Aktien. Durchschnittskurs rund 66 Euro. Forderungen, die Bank in ein "Commerz-Amt" umzutaufen, gingen dann doch etwas zu weit. Doch der Suppentopf wurde und wurde nicht leer.

Die Hypo Real Estate holte sich einen Nachschlag nach dem anderen, bis wir jetzt alle durch die Enteignung der Altaktionäre Anteilseigner der hypo-ventilierenden Bank geworden sind. Jippie! HRE wurde schon 2003 als eine Bad Bank für die Hypovereinsbank eingerichtet und an die Börse gebracht, um die HVB hübsch genug für einen Verkauf an die Unicredit zu machen. Das sagen nicht nur Händler, sondern auch ein ranghoher Mitarbeiter der Unicredit am Rande einer Veranstaltung in Köln. HVB war vielleicht pleite, dafür aber ein Politikum. Das Wort "Bad Bank" sollte aber erst 2009 in Mode kommen. Und schaue ich mich um, sehe ich viele schlechte Banken, deren Bilanzierungsmethoden ein Quantum geruchsneutralisierenden Weihrauch um manchen Bankenturm wehen lässt.

SoFFin? BaFin? UnSinn

"SoFFin" war eines meiner Lieblingsworte des Jahres 2009. Zuerst dachte ich, die SoFFin wäre die Schwester der BaFin, aber dann "nur" so ein Finanzmarktstabilisierungsfonds mit immerhin 480 Milliarden Euro im Gepäck. Entschieden und verteilt wird im Geheimen. Bisher sind 157 Milliarden Euro für die Stabilisierung von 24 Banken vorgesehen, heißt es in einer sechszeiligen Mitteilung vom 9. Oktober. Mehr Informationen gibt es nicht, aber viele Hilferufe. Auch Herr Krause meldete sich bei uns in der Redaktion...

"Ich lebe seit Jahren auf der Straße. Meine Schlafstätte ist eine Bank. Ich würde mich sehr freuen, wenn der Rettungsschirm auch für meine Bank greift. Durch eine Einmalzahlung von 100.000 Euro - ich will ja keine Milliarden - wäre mir sehr geholfen und das Vertrauen meiner Mitbürger in meine Person würde sehr gestärkt…"

Der Antrag wurde abgelehnt. Eine Klage hätte 4.500 Euro gekostet.

"Geld für Bildung" war eine der politischen Lieblingsphrasen im Wahlkampf, worauf sich ja heute alle Schwierigkeiten zurückführen lassen. Die Bürger sind einfach zu dumm, habe ich verstanden. Wozu in drei Teufels Namen brauchen wir aber kluge Bürger? Diese kommen nur auf dumme Gedanken, indem sie Dinge hinterfragen, die sie ohne Bildung gar nicht interessiert hätten... Dann doch lieber ein "Wachstumsbeschleunigungsgesetz". Klingt nett. Oder?

Wegstaben verbuchselt

Die Wortkreationen aus der Küche der Nebelkerzenwerfer waren umwerfend im Jahr 2009, dem Jahr der Schattenbilanzen, Schuldenbremse, Kuschelwahlkämpfe, Umweltprämie, Haushaltswahrheit, Haushaltsklarheit, Rotationsmigration und so weiter - und das alles im Jahr der Wegwarte und dem Internationalen Jahr der Astronomie - wobei wir schon wieder bei den Experten wären und deren Prognosen. 2009 war außerdem das Internationale Jahr der Naturfasern. Warum denke ich jetzt gerade an Filz?

Das mit dem Klima hat mich mächtig irritiert. Kopenhagen wird nach dem Scheitern des Klimagipfels Floppenhagen genannt. Neben CO2 könnte auch noch Sauerstoff als Klimagas gegeißelt werden. Lieder wie "Sag mir, wo die Blumen sind", "Sah ein Knab` ein Röslein stehen" und "Über allen Wipfeln ist Ruh" kommt neben "Oh Tannenbaum..." auf den IKVL-Index, den Index der Klima verherrlichenden Lieder. Jetzt ist mir klar geworden – CO2 ist kein Klimagas, sondern eine Steuerreligion und künftige Einnahmequelle für alle, die diese Rechte handeln, an den Zahlungswegen sie lungern und die Hand aufhalten. Für mich steht der CO2 – Klimadom jetzt in Kopenhagen – ohne Kuppel.

Das Wort des Jahres ist Abwrackprämie. Richtig. Wracken wir das Jahr 2009 ab, nehmen keine 2.500 Euro, sondern die Liebsten in den Arm, an den wohl ruhigsten Tagen des Jahres.

Quelle: ntv.de

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