Kolumnen

Im Rohstoffhandel getrickst? Goldman Sachs erzürnt Senatoren

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(Foto: REUTERS)

US-Bankenriesen spielen im Rohstoffhandel eine wichtige Rolle. Nach dem Geschmack von US-Senatoren ist diese zu groß. Besonders in der Kritik steht Goldman Sachs.

Dass man an dem alten Goldman-Sachs-Hochhaus an der New Yorker Broad Street einfach die Fenster vergittern und das Ganze als Gefängnis nutzen könnte, haben schon einige Leute vorgeschlagen. Der amerikanische Senat wirft dem legendären Investmenthaus nun in einem weiteren Fall Preismanipulation vor, unter der nicht nur die Wirtschaft im allgemeinen, sondern auch der Verbraucher ganz direkt seit Jahren gelitten haben… beliebter macht sich das Unternehmen durch den neuerlichen Skandal nicht.

In einem 400 Seiten starken Bericht kommt ein überparteischer Untersuchungsausschuss in Washington zu dem Ergebnis, dass vor allem Goldman Sachs, Morgan Stanley und JP Morgan Chase in den vergangen Jahren derart weit in das Geschäft mit Rohstoffen vorgedrungen sind, dass sie nicht nur der Wirtschaft schaden, sondern auch die Stabilität der eigenen Bilanzen gefährden.

Zu verdanken hat man das einerseits der ungebremsten Gier der amerikanischen Finanzriesen, die nach immer neuen Geschäftsfeldern streben, und der schamlosen Deregulierung der Märkte, die vor allem die Republikaner in den letzten Jahren betrieben haben. Bis vor zwanzig Jahren etwa durften Banken keine Rohstoffe besitzen, sondern nur mit ihnen spekulieren. Dann wurden die Gesetze nach kostspieliger Lobbyarbeit der Branche gelockert, und die Branche schlug nach Herzenslust zu. Der Branchenriese Goldman besitzt seither eine Kohlegrube in Kolumbien und gewaltige Aluminiumlager in Detroit, JP Morgan besitzt 31 Stromkraftwerke, im Portfolio von Morgan Stanley sind 100 Öltanker und 55 Millionen Fass Rohöl, zudem hat man eigene Lieferverträge mit Großkunden, darunter United Airlines.

Die Investitionen in Rohstoffe zahlen sich für die Banken doppelt aus: einerseits kann man durch geschickte Lagerhaltung den Markt verknappen und Preise in die Höhe treiben - andererseits kann man die eigenen Banker informieren, die dann über die entsprechenden Preisschwankungen spekulieren können. Das nun finden nicht nur Demokraten wie Carl Levin aus Michigan bedenklich. Selbst der Republikaner John McCain, der mit Levin im Untersuchungsausschuss arbeitete, kritisiert den unfairen Vorteil, den sich die Banken erspielt haben.

Dabei haben die Banken interessanterweise auch enorme Risiken auf sich geladen, was ebenfalls kritisiert wird. Gewaltige Mengen an Öl, Uran oder anderen gefährlichen Stoffen zu halten, könne zu einer wirtschaftlichen Katastrophe führen, wenn ein Unternehmen nicht ausreichend abgesichert ist. "Stellen Sie sich vor, BP wäre eine Bank", so McCain mit Verweis auf die Ölkatastrophe an der Plattform Deepwater Horizon vor vier Jahren. "Das hätte zu einer Bankenkrise und einer erneuten Bankenrettung durch die Regierung geführt."

McCain und Levin empfehlen nun, die Branche wieder strenger zu regulieren. Einige Banken, darunter JP Morgan, haben sich zuletzt schon wieder aus dem Rohstoffgeschäft zurückgezogen. Andere – allen voran Goldman Sachs – wollen weiter in dem Sektor aktiv bleiben.

Quelle: ntv.de

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