Kolumnen

Frank Meyer Die USA drucken sich reich

Seit Wochen rechnet der Markt fest mit einer weiteren Geldspritze der US-Notenbank. Doch ein solches Vorgehen der Währungshüter stieße bei weitem nicht überall auf Zustimmung. Telebörse-Moderator Frank Meyer sagt deutlich, was er von dem Kurs der US-Währungshüter hält.

Frank Meyer

Frank Meyer

Die armen Kinder, die am Wochenende durch die von Zwangsversteigerungen heimgesuchten US-Straßen zogen und nach Süßem oder Saurem fragten. Ihnen soll geholfen werden - bald schon, denn am Mittwoch ist in den USA Weihnachten angekündigt. Dann gibt es neues Geld von der Fed, neue Hoffnung und vielleicht auch bald wieder Licht in den dunkel gewordenen Häusern und Gassen - den Überresten einer sogenannten Blase.

Haben Sie zufälligerweise etwas von den Herren Mammon und Plutos gehört? Man hat sie schon länger nicht gesehen. Vielleicht haben sich die Götter des Geldes auch versteckt, seit sich US-Notenbankchef Ben Bernanke um die Sache mit den Krediten und Zinsen kümmert. Dabei versucht er ja nur Gottes Werk zu verrichten. Oder war das Lloyd Blankfein? Bernanke will die Welt in dem ertränken, was sie glücklich macht und in die Nähe des Abgrundes führt: Kredit. Die Finanzmärkte warten sehnsüchtig auf das frisches Geld, das der US-Wirtschaft frischen Wind einhauchen soll. Der erste billionenschwere Versuch versickerte in den US-Bankbilanzen. Moderne "Finanz-All-Chemie" knallt und stinkt - und misslingt. Irgend etwas wird auch diesmal kaputtgehen, wenn sich die Flut aus den Schleusentore ergießt.

Die Märkte verhalten sich derzeit so, als würde die Fed mit dem Einkaufskorb unterwegs sein. Manch Kommentator spricht von "Freudensprüngen", wenn Dax, Dow & Co. steigen. Bei den Haltern dieser Papiere macht sich dann ein nicht unangenehmer Wohlstandseffekt breit. Ach, das mit dem Geld drucken ist wie sich in die Hose zu machen. Erst ist es angenehm warm - aber dann ...

Absichten hinter der Fassade

Was der Unterstützung der Wirtschaft dienen soll, ist weit mehr, als der Konjunktur ein Schnäpschen zu servieren: Es ist eine Bankrotterklärung in Tateinheit mit Betrug. Durch den Aufkauf von Staatsschulden manipuliert die Fed in größerem Maße an den Zinsen herum, während das Gefasel von einer "Konjunkturhilfe" eher ein Alibi ist. Es geht vielmehr darum, dass der Staat Finanzierungshilfen erhält.

Das " 2.0" lässt vermuten, dass die Investoren wegen des Ausfallrisikos der Staatsanleihen weniger gern bereit sind, neue Schuldtitel zu kaufen - und schon gar nicht für Minizinsen. Dabei liegt es im ureigenen Interesse des US-Schatzamtes, die Kosten für neue Schulden so niedrig wie möglich zu halten. Bei knapp 13,7 Billionen US-Dollar Schulden macht ein Zehntel Prozent mehr oder weniger Zinsen weit mehr aus als nur eine warme Brotsuppe. Finden sich keine neuen Schuldner, kauft eben die Fed die Titel auf. So einfach ist das - wie in Simbabwe.

Der 100-Dollar-Schein im Negativ: Dieses Material diente Fälschern zur vollkommen unerlaubten Ausweitung der Geldmenge.

Der 100-Dollar-Schein im Negativ: Dieses Material diente Fälschern zur vollkommen unerlaubten Ausweitung der Geldmenge.

(Foto: REUTERS)

Zudem sind die Zinsen schon länger nicht mehr marktgerecht, sondern manipuliert - von einem privaten Club, deren Chef vom Staat berufen wird. Ha! Rechnen Sie nicht damit, dass die Anleiheblase platzen wird. Jedenfalls nicht jetzt. Solange man das Anleihezeug aufkauft, bleibt die Luft in der Blase - notfalls ersetzt man Luftpumpen durch Kompressoren. Yes, they can.

Und wem hilft es noch? Sie ahnen es - den Banken. "QE 2.0" drückt die Zinsen am kurzen Ende gegen Null - am langen Ende bleiben sie oben. Eine steile Zinskurse ist für Banken wie Ostern, Kirmes, Weihnachten, Silvester und Kindergeburtstag zugleich. Sie können kurz borgen und lang verleihen. Ganz automatisch sprudeln Gewinne.

Wie viel darf's denn sein?

Die Experten von Goldman Sachs haben nachgerechnet. Eine Billion Dollar aufzukaufen, drückte die Zinsen um 0,75 Prozent nach unten. Die Fed dürfte beim "QE 2.0" rund zwei Billionen locker machen, schreiben die Goldleute. Daher auch das Wort "Geldlockerung". Da man nun täglich davon redet, steigen die Kurse allein schon aus Vorfreude auf das Fest. Am 3. November gibt es vielleicht auch eine Enttäuschung, denn ...

... wieso sollte die Fed das ganze Pulver sofort verschießen? Vielleicht hat sie ja nur noch einen Schuss? Wenn ja, muss der sitzen. Manche Schätzungen gehen davon aus, dass es auch nur 100 Mrd. Dollar pro Monat werden könnten. Zufälligerweise entspricht das dem, was das US-Schatzamt monatlich an frischen Anleihen herausgibt. Die Schulden der USA zu finanzieren bleibt meines Erachtens das Hauptziel von "QE 2.0", wie es eben bei einer Konkursverschleppung der Fall ist.

Mann im Schattenriss: Ben Bernanke beim Nachdenken.

Mann im Schattenriss: Ben Bernanke beim Nachdenken.

(Foto: dpa)

Noch eine Kleinigkeit ... Der arme Ben Bernanke rief neulich nach einer höherer Inflation. Haben Sie das schon mal von einem Notenbankchef gehört, dessen Aufgabe es doch wäre, für Geldstabilität zu sorgen? Und deshalb gehe ich in Deckung - auch aus dem Grund, dass nach den statistischen Berechnungsgrundlagen aus den 80er Jahren die heutige US-Inflationsrate bei circa 7 Prozent liegt.

In seltsamen Zeiten passieren eben seltsame Dinge. Und seltsame Leute treffen noch seltsamere Entscheidungen. Goldman Sachs geht davon aus, dass die Fed zur Erreichung ihrer Ziele für Inflation und Arbeitsmarkt bis zu vier Billionen Dollar spendieren müsste. Soviel könnte es werden, wenn die Wirtschaft überhaupt nicht anspringen will. Vielleicht werden auch 40 oder 400 Billionen? Wer weiß? Bei so viel Nullen, die sich darum kümmern und sie erzeugen, kommt auf eine weitere auch nicht mehr an. Die armen Sparer ...

Quelle: ntv.de

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