Wirtschaft

Politische Unsicherheit Athener Börse bricht ein

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(Foto: REUTERS)

Es soll ein Zeichen zur Überwindung der Unsicherheit sein: Doch der Schritt sorgt zunächst für ein kleines Börsenbeben. Die vorgezogenen Präsidentenwahl in Griechenland schürt bei Anlegern massive Sorgen. Das Vertrauen der Märkte steht auf dem Spiel.

Mit kräftigen Kursverlusten am Aktienmarkt und steigenden Renditen am Anleihemarkt reagieren de Finanzmärkte in Griechenland auf die überraschend von der Regierung vorgezogene Präsidentenwahl. Das Problem dabei: Sollte die Wahl scheitern, deren erste Runde nun am 17. Dezember stattfinden soll, drohen bereits zu Beginn des kommenden Jahres Parlamentswahlen. Und aus diesen dürfte nach aktuellen Wählerbefragungen die linksgerichtete und reformfeindliche Syriza-Partei als Sieger hervorgehen. Eine Regierungsbildung dürfte ihr aber schwer fallen. Das sorgt an der Börse für starke Verunsicherung. Der Index der Athener Börse bricht um 13 Prozent ein.

"Das wäre ein Desaster für das Land, jetzt wo das Ende des Bailout näherrückt", sagt Craig Erlam vom Londoner Broker Alpari. Denn die Oppositionspartei Syriza, die in den Wahlumfragen der Favorit sei, wolle die Ergebnisse der Regierung wieder umkehren. Damit aber würden ein Großteil der Abmachungen der Regierung unter Ministerpräsident Samaras mit den Gläubigern des Landes und auch künftige Verträge grundsätzlich in Frage gestellt. "Das würde alles Vertrauen zerstören, das sich an den Finanzmärkten aufgebaut hat", sagt der Marktstratege. Nun könne man nur noch hoffen, dass es im Parlament zur notwendigen Mehrheit von 180 Stimmen bei der Wahl des Präsidenten reicht.

Bankenwerte brechen weg

Wie die Regierung Vortag mitteilte, ist die Entscheidung mit dem Beschluss der internationalen Geldgeber verknüpft, das Hilfsprogramm für Griechenland um zwei Monate zu verlängern. Sollte die Wahl des neuen Staatsoberhauptes nach drei Runden misslingen, sind Anfang 2015 vorgezogene Parlamentswahlen fällig. Der griechische Regierungschef Antonis Samaras erklärte zur Begründung der vorgezogenen Präsidentschaftswahl, mit der "politischen Unsicherheit" müsse jetzt Schluss sein.

Mit der Aussicht auf baldige Neuwahlen sind unterdessen von der Syriza laut einer Einschätzung der Commerzbank zumindest moderatere Töne zu vernehmen als zuletzt. Ein Austritt aus dem Euro oder der EU würden nicht mehr gefordert. Auch beim angekündigten Schuldenschnitt klinge die Partei diplomatischer. Dieser solle im Einvernehmen mit den öffentlichen Gläubigern erfolgen. Auch das mit EU, IWF und EZB vereinbarte Reformprogramm lehne die Partei nicht mehr komplett ab. Dessen ungeachtet würden schwierige Verhandlungen anstehen.

Die Verunsicherung ist daher groß. Das spiegelt sich in den steigenden Risikoprämien für griechische Staatsanleihen wider: Die Zehnjahresrendte liegt wieder bei 7,751 Prozent, das sind etwa 40 Basispunkte mehr als am Vortag. Im Jahrestief hatte sie schon bei unter 5,6 Prozent gelegen, im Hoch im Oktober über 8,5 Prozent. Auch damals hatten vor allem innenpolitische Querelen die Renditen nach oben getrieben.

Am Aktienmarkt gehören Bankenakten zu den größten Verliereren, zumal sie auch von den Verlusten bei den Anleien am stärksten betroffen sind. Die Kurse der Alpha Bank, der National Bank, der Piraeus Bank und der Euro Bank verlieren jeweils mehr als acht Prozent.

Quelle: ntv.de, jwu/DJ

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