Wirtschaft

80 Jahre nichts tun Zen-Fonds entwickelt sich prächtig

Börsen-Guru André Kostolany empfahl: Aktien kaufen, schlafen und Jahre später nachsehen, was daraus geworden ist.

Börsen-Guru André Kostolany empfahl: Aktien kaufen, schlafen und Jahre später nachsehen, was daraus geworden ist.

(Foto: imago/UIG)

Er ist der Zen-Meister unter den Aktienfonds: Seit Jahrzehnten kauft ein US-Fonds keine neuen Titel – und schlägt mit dieser tiefenentspannten Strategie fast alle Wettbewerber.

In der Ruhe liegt die Kraft. Das gilt nicht nur für Buddhisten, sondern auch für Börsianer. Den eindrucksvollen Beweis tritt ein US-Fonds an, dessen Manager seit 1935 im Grunde nichts getan haben. Zumindest haben sie keine neuen Aktien gekauft. Und das Resultat? Der Voya Corporate Leaders Trust Fonds schlägt nicht nur den Standard-Index S&P 500 locker - er läuft auch besser als fast alle anderen so genannten Large Value Fonds.

Als der Fonds Mitte der 30er Jahre an den Start ging, hielt er zu gleichen Teilen Aktienpakete von 30 großen US-Firmen. Einige dieser Konzerne gibt es noch immer – beispielsweise General Electric, Procter&Gamble, DuPont und Union Pacific. Andere sind verschwunden, derzeit umfasst das Portfolio noch 22 Positionen.

Wenn Unternehmen aus dem Portfolio übernommen wurden oder mit anderen Firmen fusionierten, wurden die Aktien des neuen Mutterkonzerns gekauft. Deshalb besitzt der Fonds beispielsweise Aktien der Sportartikel-Filialen Foot Locker – sie sind das, was vom amerikanischen Einzelhandelspionier Woolworth in den USA übrig geblieben ist.

Auf diese Weise gerieten auch Aktien von Berkshire Hathaway ins Depot, dem Investmentvehikel des Milliardärs Warren Buffett. In ihm sind die Eisenbahnunternehmen Atchsion Topkea und Santa Fe Railway aufgegangen. Der Fonds ist auch an den Ölkonzernen Exxon Mobil und Chevron beteiligt, sie haben sich auch John D. Rockefellers Standard Oil entwickelt.

Die ursprüngliche Auswahl der Aktien scheint altmodisch, ist aber überaus erfolgreich: Nicht auf Banken oder High-Tech setzen, sondern auf Industrie- und Energiekonzerne. Oder wie es auf der Website des Betreibers heißt: Die Gründer seien davon überzeugt gewesen, dass Unternehmen, die sogar in der Großen Depression florieren, mit allen Bedingungen fertig werden.

Dem Analysehaus Morningstar zufolge hat sich der Fonds sowohl in den vergangenen fünf als auch in den vergangenen zehn Jahren besser entwickelt als 98 Prozent der vergleichbaren Large Value Fonds. Nach einem regelrechten Dornröschenschlaf wurde er Ende der 80er Jahre von Fondsgesellschaft Lexington Management wiederentdeckt. Damals waren den Angaben der Betreiber zufolge 60 Millionen Dollar darin investiert, heute ist er 1,7 Milliarden Dollar schwer.

Dass Fonds nicht aktiv gemanagt werden, ist zwar nicht ungewöhnlich. Doch diese Fonds bilden in der Regel einen Index ab. Deshalb müssen sie gelegentlich angepasst werden, wenn sich dort die Zusammensetzung oder Gewichtung ändert. 80 Jahre lang im Grunde nichts zu tun, ist etwas anderes.

Quelle: ntv.de

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