Wirtschaft

Aufgepasst bei Investments Verschlafen Sie nicht den Ausstieg!

Immer schon wach bleiben am Markt. Oder gut absichern.

Immer schon wach bleiben am Markt. Oder gut absichern.

(Foto: picture-alliance / dpa)

Wer auf Einzelaktien setzt, muss auf der Hut sein - schnell verpasst man den richtigen Zeitpunkt, um sich zu trennen. Branchen- oder Sektor-Investments vereinfachen das Engagement. Hier kann man ganze Wirtschaftsbereiche abdecken.

STXE 600 HEALTH CARE
STXE 600 HEALTH CARE 1.133,07

Mit Aktien kann es ein bisschen so sein, als ob man beim Busfahren einschläft. Während man selig vor sich hin träumt, hat man die richtige Haltestelle verpasst und damit den richtigen Zeitpunkt, an dem man besser hätte aussteigen sollen. Wer in Branchen investiert, ist nicht frei vom richtigen Timing, erreicht aber eine gewisse Streuung, die das Risiko etwas abmildert. So stieg der Kurs des EuroStoxx 600 Healthcare Index mit zahlreichen europäischen Unternehmen aus dem Pharma- und Gesundheitssektor seit einem Jahr um fast 25 Prozent. Wer dagegen auf GlaxoSmithkline aus Großbritannien gesetzt hatte, die immerhin zehn Prozent am Sektor-Index ausmachen, verlor knapp zwölf Prozent.´

Auf Zyklen setzen

Bei der Auswahl einer geeigneten Branche kommt es neben der Risikoeinstellung des Investors auch auf den Zeitpunkt im Wirtschaftszyklus an. Denn manche Branchen schwanken über längere Zeiträume stärker als andere. Das sind meist sogenannte zyklische Sektoren wie Konsumdienstleistungen, IT, Industrie, Finanzen oder Rohstoffe. Andere Sektoren wie Energie, Gesundheit, Basiskonsumgüter, Versorger oder Telekommunikation gelten als defensiv. Warum das so ist? Selbst in einer Krise wird telefoniert oder zum Arzt gegangen. Erlahmt dagegen die Konjunktur, leidet die Industrie und es werden weniger Rohstoffe zur Fertigung gebraucht. Auf die Einzelsektoren gibt es auch Subindizes von MSCI oder dem europäischen STOXX, die immer eine bestimmte Branche abdecken.

Jede Branche hat ihre Zeit

Wer in Sektoren investieren will, muss aber die die unterschiedlichen Wirtschaftszyklen in den verschiedenen Regionen beachten. Derzeit erlebt zum Beispiel die USA einen kräftigen Aufschwung, während Europa und Japan am Rande der Rezession hängen. Das bedeutet gleichzeitig, dass von Krisenjahren ausgenommen, die Schwankungen innerhalb eines Sektors unterschiedlich stark ausfallen. Daher spielt der geeignete Zeitpunkt für ein erfolgreiches Brancheninvestment ebenfalls eine große Rolle, um keine hochbewerteten Aktien oder Sektoren aufzunehmen, sondern günstig bewertete Titel oder Sektoren mit potenziellem Aufwärtspotenzial.

Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis, kurz KGV, ist eine Kennzahl zur Bewertung von Aktien. Hier wird der Kurs einer Aktie in Relation zum dem für den Vergleichzeitraum gegebenen bzw. erwarteten Gewinn je Aktie gesetzt.

Kurs einer Aktie / Gewinn je Aktie

Der Quotient gibt Auskunft darüber, mit welchem Vielfachen des Ergebnisses des letzten Geschäftsjahres die Aktie an der Börse zurzeit bewertet wird. Anders gesagt drückt das KGV aus, wie viele Jahre es dauern würde, bis das Unternehmen den Wert seiner Aktie als Gewinn erwirtschaftet hat.

Wer hierfür Branchen und Unternehmen weltweit vergleicht, braucht viel Zeit. Außerdem wird das Ganze auch noch erschwert, weil die Bilanzierungsstandards von Land zu Land variieren und das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) einer Aktie aus Land A mit dem KGV der Aktie aus Land B im etwa so gut vergleichbar ist, wie ein Apfel mit einer Birne. Es existieren daher auch Analyse- und Auswahlverfahren, um die Arbeit an dieser Stelle zu erleichtern. Ein Beispiel ist das CROCI-Analyseverfahren der Deutschen Bank, das seit 1996 existiert und die Bilanzdaten eines Unternehmens durchforstet. CROCI steht für Cash Return on Capital Invested. Durch dieses Verfahren werden die vielen verschiedenen Bewertungsfaktoren auf einen Nenner gebracht, um tatsächlich unterbewertete Aktien mit Aufwertungspotenzial zu finden. Das Ergebnis ist das ökonomische KGV, mit dem sich Aktien und Branchen besser miteinander vergleichen lassen.

Die Berechnungsmethode ist entscheidend

Dass KGV nicht gleich ökonomisches KGV ist, zeigt ein Beispiel. 2007 lag das KGV der American-Airlines-Aktie bei 11,4. Nach der CROCI-Methode kam ein deutlicher höheres ökonomisches KGV heraus: 25,5, weil diese Methode auch die Pensionsverpflichtungen des Unternehmens berücksichtigt hatte. Die Aktie war nicht unterbewertet, wie der niedrige Wert von 11,4 annehmen ließ. "Im Gegenteil, das Unternehmen musste 2011 Insolvenz anmelden", erläutern die CROCI-Experten der Deutschen Bank.

Die CROCI-Methode gibt es nicht nur für Aktien, sondern auch für Branchen. Diese Strategie hat zum Beispiel beim DB Platinum CROCI Sectors Fund I2C im vergangenen Jahr eine Performance von 22,14 Prozent erzielt. Dieser Fonds investiert in Unternehmen und Branchen aus den USA, Europa und Japan mit ausreichend Liquidität. Mit einer Gewichtung von fast 70 Prozent machen US-Aktien derzeit den Löwenanteil aus. Die Branchenschwergewichte sind IT, Gesundheit und Energie. Der Fonds ist allerdings nicht sparplanfähig und die Gebühren betragen 0,75 Prozent im Jahr.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen