Wirtschaft

Wohin mit den Öl-Milliarden? Norwegen-Fonds sucht nach Investitionen

Mehr Länder, mehr Währungen, mehr Branchen - Norwegen streut seine Petro-Kronen breiter.

Mehr Länder, mehr Währungen, mehr Branchen - Norwegen streut seine Petro-Kronen breiter.

Der norwegische Staatsfonds verwaltet die Öl-Einnahmen des Landes. Mit einem Volumen von gut 650 Milliarden Dollar ist er bereits ein gewichtiger Marktspieler. Das könnte sich nochmals ändern - denn die Anlageoptionen werden massiv ausgeweitet.

In Norwegen spült das Öl Milliarden in den Staatsfonds. Dieses Geld will investiert werden. Mit mehr Manpower und Unterstützung von externen Managern plant das skandinavische Land nun seine Ölmilliarden in Schwellenmärkte und Immobilien zu stecken. Vor wenigen Tagen wurde dazu der Investitionsplan für die kommenden Jahre vorgelegt: Demnach soll das Ölgeld internationaler und stärker in Unternehmen angelegt werden. Das Engagement auf dem Immobilienmarkt soll ausgebaut werden, indem Anteile an Immobilienfirmen erworben werden. Norwegens Staatsfonds ist der größte der Welt und wird bezeichnenderweise gerne einfach nur der Öl-Fonds genannt.

Verwaltet werden die Petro-Kronen von der Investmentsparte der norwegischen Notenbank. Der rund 650 Milliarden Euro schwere Staatsfonds wurde vor Jahrzehnten aufgelegt, um Profit aus dem Öl- und Gasreichtum des Landes zu schlagen. Wegen seiner immensen Kapitalanlagen hat er einen beträchtlichen Einfluss auf die Finanzmärkte.

Börsenabschied als Option

In den kommenden drei Jahren wird der Fonds seine Mitarbeiterzahl von 370 auf 600 erhöhen. Bis 2016 wird die Hälfte von ihnen außerhalb Norwegens tätig sein. 200 Angestellte sollen sich allein um Immobilienbesitz kümmern, der derzeit rund ein Prozent des Fondsvermögens ausmacht.

Bisher hat sich der Öl-Fonds darauf begrenzt, über Joint Ventures in Luxusimmobilien in einigen der reichsten Märkte in den USA und Europa zu investieren. Jetzt rückt die Welt außerhalb Nordamerikas und Europas ins Blickfeld sowie der Erwerb von "größeren Beteiligungen an börsennotierten Immobilienunternehmen". Auch börsennotierte Unternehmen wieder von der Börse zu nehmen, wird laut einem Strategiepapier in Erwägung gezogen.

Mehr Länder - mehr Währungen

Darüber hinaus sollen auch mehr Frontier-Märkte - die kleineren, weniger bekannten Cousins der Schwellenländer - ins Portfolio aufgenommen werden. Und die festverzinslichen Anlagen um weitere Devisen ausgebaut werden.

"Investitionen mit einem langfristigen Horizont ermöglichen es uns, zeitlich veränderliche Investmentchancen zu nutzen", heißt es von den Öl-Fonds-Managern. "Wir werden unser Wissen vertiefen und Expertise aufbauen, um unseren dynamischen Kapitaleinsatz über Vermögenswerte, Länder, Währungen und Risikoprämien hinweg weiterzuentwickeln."

Beim Gros der Investitionen in Schwellenländer und allen Investitionen in Frontiermärkte stützt sich der Fonds auf das Knowhow von externen Aktienberatern. 2013 hat der Fonds im Vergleich zum Vorjahr seine Spannbreite von 52 auf 58 Finanzmärkte ausgeweitet: Kuwait, Oman, Tunesien, Vietnam, Slowakei und Pakistan kamen hinzu. Festverzinsliche Anlagen werden in 31 Währungen gehalten - eine mehr als 2012.

Fonds nimmt mehr Einfluss in Kauf

Die Zahl der Unternehmensbeteiligungen von mehr als fünf Prozent soll von 45 Ende vergangenen Jahres bis 2016 auf 100 steigen. Dies würden den Öl-Fonds auch als Eigner mehr in die Pflicht nehmen und eine stärkere Zusammenarbeit mit den Aufsichtsräten der Unternehmen bedeuten. Dementsprechend sollen auch die Zahl der Portfolio-Manager mit entsprechendem Fokus erhöht sowie 1.000 Unternehmen - doppelt so viele wie bisher - genau analysiert werden.

Im Kapital-Portfolio des Fonds befanden sich Ende vergangenen Jahres 8.213 Unternehmen. Global besaß der norwegische Staatsfonds Ende 2013 durchschnittlich 1,3 Prozent der Aktien von börsennotierten Unternehmen; europaweit waren es 2,5 Prozent. Die Ölmilliarden des Fonds waren zu 61,7 Prozent auf Aktien, zu 37,3 Prozent festverzinsliche Anlagen und zu 1 Prozent Immobilien verteilt. Zu den größten Kapitalbeteiligungen gehört der 9,4-Prozent-Anteil an der irischen Verpackungsfirma Smurfit Kappa Group, die 9,1-Prozent am niederländischen Immobilienunternehmen Eurocommercial Properties sowie Beteiligungen von mehr als 8 Prozent an den britischen Unternehmen Great Portland Estates, Telecity Group und Monitise.

Quelle: ntv.de, jwu/DJ

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