Wirtschaft

Gleichberechtigung im Fonds Investieren in Frauenpower

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(Foto: REUTERS)

Frauen zu fördern, das ist gut für den Unternehmenserfolg. Der German Gender Index listet deshalb Firmen auf, die sich um Gleichberechtigung bemühen. Noch ist er auf Talfahrt. Doch das könnte sich bald ändern.

Es ist eine Krux mit der Gesetzgebung in Deutschland: Was dabei herauskommt, ist meist ein komplizierter Kompromiss, der nur mit erhöhtem bürokratischen Aufwand umzusetzen ist. So auch bei der Frauenquote. Es ist natürlich nicht einfach so, dass ab Januar 2016 in den Führungsetagen der großen Konzerne ein Drittel der Posten mit Frauen besetzt wird. Das wäre zu simpel.

Vor vier Wochen sollten 3500 Unternehmen ihre Zielgröße einreichen, eine Art freiwilliger Verpflichtung zu einer Frauenquote, die nicht unter dem aktuellen Status Quo liegen soll. Das müssen nur diejenigen machen, die entweder nur börsennotiert oder mitbestimmt sind. Wer am Kapitalmarkt platziert ist und einen Aufsichtsrat hat ist per Gesetz verpflichtet, ab 2016 30 Prozent der Spitzenpositionen an Frauen zu vergeben. Das trifft in Deutschland auf etwa hundert Firmen aus der Dax-Familie zu.

Und ob die noch männlich dominierten Platzhirsche in Deutschland das hinbekommen werden, darf bezweifelt werden. Ein Barometer dafür ist der German Gender Index, den die Börse Hannover im Frühjahr lanciert hat. Der Index bildet 50 Unternehmen ab, die besonders viele Frauen in Führungspositionen haben. "Etwa ein Viertel der 50 besten Unternehmen, die im Index sind, haben jedoch die Frauenquote noch nicht erreicht", sagt Hendrik Janssen, stellvertretender Geschäftsführer der Regionalbörse. Allerdings bewege sich etwas: Bei der letzten Überprüfung der Index-Zusammensetzung, die halbjährlich stattfindet, hat die Börse zehn Unternehmen ausgetauscht. Das sind außergewöhnlich viele.

Skeptische Manager

Im German Gender Index sind nur Unternehmen aufgelistet, die sich bereits um Frauenförderung bemüht haben. Die Hanns-Böckler-Stiftung hat im Juli eine Umfrage veröffentlicht, die zeigt, dass der Acker der Gleichberechtigung darum herum nur mäßig bestellt ist: Lediglich 22 Unternehmen erfüllten im Frühjahr des Jahres die Quote und unter den Dax-Konzernen sind es sogar nur sieben Firmen: Telekom, Lufthansa, Deutsche Bank, Commerzbank, Deutsche Post und die Münchner Rück. Insgesamt müssen laut Studie bis zur Erfüllung des Gesetzes 171 Mandate weiblich besetzt werden – oder sie bleiben leer.

Für Karrierefrauen brechen also – zumindest im kleinen Rahmen – goldene Zeiten an. Das Gesetz bewirkt, was die Unternehmen bisher aus eigenem Antrieb nicht geschafft haben: Es bricht die Männerdominanz an den Unternehmensspitzen. Laut einer Umfrage des Frauenverbands Fidar aus dem Sommer stehen die meisten Vorstände der Firmen aus der Dax-Familie der gesetzlichen Quote allerdings skeptisch gegenüber. Sie würden Maßnahmen zur Vereinbarung von Familie und Karriere für zuträglicher halten. Doch freiwillig haben sich bisher eben nur die wenigsten Konzerne damit auseinandergesetzt. Ein Fehler? "Der Erfolg unseres Global Challenge Index, einem Nachhaltigkeitsindex, der seit dem Start etwa doppelt so gut gelaufen ist wie der Dax, hat uns eines gezeigt: Sobald sich ein Unternehmen mit seiner Kultur beschäftigt und etwas ändert, kann sich das positiv auf seine Performance auswirken", sagt Janssen.

Aber nicht nur das trägt dazu bei, dass Unternehmen, die auf weibliche Führungskräfte setzen, erfolgreicher sind. Eine Studie des Karlsruher Instituts für Technologie und der Uni Göttingen im Auftrag des Familienministeriums hat gezeigt, dass Frauen in der Führungsspitze unter zwei Voraussetzungen den Unternehmenserfolg verbessern. Erstens: Wenn viele der Beschäftigten Frauen sind. Das habe eine motivierende Wirkung auf Frauen, weil sie innerhalb der Unternehmensstruktur stärker mit ihren Interessen vertreten werden, so die Studienschreiber. Zweitens: Wenn der Konzern im Privatkundengeschäft tätig ist. Die Autoren führen hier die Deutsche Telekom als Paradebeispiel an und schreiben: "Frauen bringen hier marktseitige Kompetenzen ein, weil die Entscheider auf Kundenseite ebenfalls oft Frauen sind." Sprich: Ist die Konsumentengruppe eher heterogen, ist ein ebenfalls diverses Führungsgremium ein Erfolgsfaktor für die Kommunikation. Die Studienverfasser merken an: "Es besteht die begründete Hoffnung, dass sich dieser Aspekt zunehmend von B2C auf B2B-Unternehmen überträgt, indem Frauen dort eine immer wichtigere Rolle spielen."

Index macht Erfolg messbar

Eine Datenauswertung der Credit Suisse hat allerdings einen Zusammenhang gezeigt: Aktienkörbe von Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von mehr als zehn Milliarden Dollar und mit mindestens einer Frau im Vorstand haben den MSCI-Weltaktienindex in den vergangenen sechs Jahren um 26 Prozentpunkte geschlagen.

Ob Zufall oder auch nicht: Der Index bietet eine Ebene, die Wirkung der Frauenquote in den kommenden Monaten ausgehend vom Unternehmenserfolg zu messen. "Prognosen sind allerdings schwierig, da auch andere Faktoren eine Rolle spielen", sagt Janssen von der Börse Hannover.

Wichtig sei, so Janssen, dass der Index keine Unternehmen belohnt, die besonders viele Frauen beschäftigen und die Quote sogar übererfüllen. Entscheidend für die Aufnahme in den Index, der Ende April lanciert worden ist, ist ein ausgewogenes Verhältnis in Vorständen und Aufsichtsräten, ideal sei ein Verhältnis von 50 zu 50. Die Primusse sind übrigens Deutsche Lufthansa, Teléfonica, Siemens, Münchner Rück, Deutz und Henkel. Bei der Auswahl spielt zudem die Marktkapitalisierung eine entscheidende Rolle, nur die größten 300 deutschen börsennotierten Unternehmen kommen überhaupt in Betracht.

Derzeit sind 4,46 Millionen Euro über "Ampega GenderPlus Aktienfonds", der von Ampega Investments ausgegeben wird, in den Index investiert. Manfred Körberlein, Geschäftsführer der Fondsgesellschaft sagt: "Es gibt zwar keinen eindeutigen akademischen Beweis dafür, dass das einzelne Unternehmen mit paritätisch besetzten Führungspositionen an der Börse besser abschneidet als eines, das nur von Männern geleitet wird. Doch die Tendenz zur besseren Entwicklung in der Summe ist unverkennbar." Noch ist das am Index nicht zu erkennen, der hat seit April um 17 Prozent nachgegeben. Aber die Frauenquote ist ja auch noch nicht da. Erst im kommenden Jahr wird die Entwicklung interessant.

Quelle: ntv.de

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