Wirtschaft

Wohin mit dem Geld? Indexfonds sehen Rekordzuflüsse

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(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Anleger stecken derzeit viel Geld in börsengehandelte Investmentfonds. Besonders beliebt sind ETFs, die ein US-amerikanisches Börsenbarometer abbilden. Als Anlegemagnet präsentiert sich aber auch China.

2014 ist jetzt schon ein Rekordjahr für die ETF-Industrie. Fast 8 Milliarden Euro konnten Exchange Traded Products (ETPs), also ETFs und ETCs, an neuem Geld allein im Juli für sich verbuchen. Und die Zuflüsse dürften anhalten. Das geht aus den Erhebungen der verschiedenen ETF-Anbieter sowie des unabhängigen Analysehauses ETFGI hervor. 2014 sind die in Europa handelbaren ETFs nun 467 Milliarden US-Dollar schwer.

Nach Angaben von Blackrock, dem Eigentümer der ETF-Plattform iShares, entspricht der Zufluss einem Plus von 13 Prozent. Der Juli bescherte dem europäischen ETF-Markt die höchsten Zuflüsse der vergangenen zwölf Monate und doppelt so viel wie im Vormonat.

Laut einer Analyse des ETF-Anbieters db X-trackers nimmt dabei die Popularität von Aktien als Basiswert zu. Von den 10,4 Milliarden Euro an Zuflüssen gingen 5,4 Milliarden in Aktien-ETFs - fast 2 Milliarden Euro mehr als noch im Juni. "In Europa waren vor allem ETFs auf den breiten Markt gefragt. Dieser Kategorie flossen 770 Millionen Euro zu", heißt es in der Analyse weiter. Besonders hoch in der Anlegergunst standen ETFs, die den S&P 500 und damit die 500 größten US-amerikanischen Unternehmen abbilden.

"Im Juli haben die Anleger das meiste neue Geld in Aktienprodukte investiert, weil das Vertrauen in die Märkte den ganzen Monat über positiv war. Der S&P 500 hat im Juli ein Allzeithoch erreicht", sagt Deborah Fuhr, ETF-Expertin von ETFGI. Das Hoch hielt aber wegen der Unruhen in der Ukraine und im Irak nicht lange vor. Der ETF mit den meisten Zuflüssen war der Vanguard S&P 500 ETF mit 2,8 Millionen Euro, dicht gefolgt vom iShares Core S&P 500 UCITS ETF mit 2,4 Millionen Euro. Das meiste Geld abgezogen wurde aus dem iShares S&P 500 UCITS ETF, weil der ETF mit dem iShares Core S&P 500 UCITS ETF verschmolzen wurde.

Lieber Unternehmens- als Staatsanleihen

Noch etwas fällt auf, wenn man sich die Top-Ten-Listen der Zu- und Abflüsse für den europäischen ETF-Markt anschaut: Unternehmensanleihen wurden gekauft und Staatsanleihen verkauft. Unter den ETFs, die die meisten europäischen Anlegergelder anlocken konnten, findet sich ein Unternehmensanleihen-ETF mit der höchsten Bonität "Investment Grade" sowie ein hochverzinslicher und damit risikoreicher Unternehmensanleihen-ETF.

Unter den ersten drei ETFs, aus denen Gelder abgezogen wurden, ist dagegen ein Renten-ETF, der in deutsche Staatsanleihen investiert. Staatsanleihen werfen aktuell nichts ab und das war am Investorenverhalten deutlich zu sehen. Schließlich liegen die Anleihenrenditen deutscher Staatsanleihen mit einer zehnjährigen Laufzeit bei lediglich einem Prozent und damit unterhalb der Inflationsrate.

Im Vergleich mit dem weltweiten Anlegerverhalten fällt auf, dass Europas Anleger eher auf die Industrienationen setzen. Wer allerdings über den Tellerrand hinaus auf die weltweiten Zuflüsse schaut, sieht China wieder ganz weit oben. Den Grund dafür sehen die Analysten von Deutsche Bank Research in der zuletzt positiven Wertentwicklung. Wegen der Lockerung der Geldpolitik verbuchten Chinas Aktienindizes ein Plus. Gefragt war der db x-trackers Harvest CSI300 Index UCITS ETF, über den Anleger direkten Zugang zu chinesischen A-Aktien aus dem CSI300 Index haben. Frisches Geld floss ebenfalls in den Lyxor ETF China Enterprise. Dieser ETF bildet die Entwicklung des Hang Seng China Enterprises Index nach. Verkauft wurden dagegen weltweit Aktien-ETFs auf Russland.

Wie viele ETFs haben deutsche Anleger?

Aktuell werden 70 Prozent der ETFs von institutionellen Anlegern gehandelt. Wie schaut es mit den Privatanlegern aus? Sie nutzen immer stärker ETFs, die nach Aktien am häufigsten in den Depots von Selbstentscheidern zu finden sind. Und auch die Auswahl wird zunehmend breiter, Anleger haben die Qual der Wahl. Laut ETFGI gibt es in Europa aktuell 2070 ETFs und ETCs von 50 Anbietern, die an 26 Börsen auf dem alten Kontinent gelistet sind. Der Trend zeigt eindeutig nach oben: Innerhalb von fünf Jahren hat sich die Produktanzahl – 2009 gab es noch 1108 ETPs – so gut wie verdoppelt. Das gleiche gilt für das verwaltete Vermögen. ETFs dürften in der Gunst der Anleger weit vorne bleiben.

Quelle: ntv.de

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