Wirtschaft

Nach dem chinesischen Kursrutsch "Bei Emerging-Market-Fonds Ruhe bewahren"

"Streuen, Streuen, Streuen" – das ist der ultimative Anlagetipp der Stiftung Finanztest.

"Streuen, Streuen, Streuen" – das ist der ultimative Anlagetipp der Stiftung Finanztest.

(Foto: imago/Xinhua)

Wer beim Investieren in Schwellenländern einige Faustregeln eingehalten hat, muss jetzt keine schlaflosen Nächte haben, meint Yann Stoffel, Projektleiter bei der Stiftung Finanztest. Es kann sich aber lohnen, seine Fonds-Portfolio noch mal genauer anzuschauen. Denn nicht immer steht drauf, was genau drin ist.

n-tv.de: Emerging Markets-Fonds sind auch bei Anlegern in Deutschland sehr beliebt. War das in den vergangenen 6 bis 12 Monaten noch durch die Performance gerechtfertigt?

Shanghai Composite
Shanghai Composite 3.065,26

Yann Stoffel: Das kommt darauf an, welchen Zeitraum man betrachtet. China lief noch bis Juni diesen Jahres hervorragend, vor allem, wenn man auf die Inlandsaktien, die A-Aktien, schaut. Da war noch viel Musik drin. Der große Absturz trat erst Mitte Juni ein. Ein anderes Beispiel: Indien. In unseren Analysen für 2014 war das Land mit einer in Euro gerechneten Performance von ungefähr 40 Prozent der absolute Highflyer. Die BVI-Statistiken des Fondsverbandes zeigten deutlich, dass die tolle Performance im Jahr 2014 im ersten Halbjahr 2015 zu deutlichen Mittelzuflüssen in Indien-Fonds geführt hat – hier ging prozentual gesehen das meiste Geld hin. Aber in diesem Jahr ist die Performance des Landes nur durchschnittlich. Im Allgemeinen gab es bei den Emerging Markets im ersten Halbjahr leichte Mittelabflüsse. Im Juli und August war die Performance dann bekanntermaßen desaströs.

In den vergangenen beiden Tagen ging es nun wieder ein Stück weit nach oben für die chinesischen Märkte. Können Anleger mit Asien im Depot wieder ruhiger schlafen?

Wie es genau weitergeht, können wir leider nicht sagen! (lacht) Worauf wir Wert legen, wenn wir für unsere Leser schreiben, ist, dass man Gelder in Schwellenländer anlegen kann, aber nur als Beimischung und auch dort breit gestreut. Wer das beherzigt, den sollten die Verluste, die man dort gesehen hat, nicht allzu schlaflose Nächten bereitet haben.

Was wäre denn eine gute Größenordnung für eine Beimischung? Haben Sie da eine Faustregel?

Im weltweit streuenden Index von MSCI, dem All Country World Index, der immer ein ganz guter Referenzwert ist, sind die Schwellenländer mit ungefähr zehn Prozent gewichtet. Wer es risikoreicher mag und an die Emerging Markets glaubt, kann auch bis 20 Prozent hochgehen.

Worauf sollten die Anleger noch achten?

Es gibt neben Fonds, wo groß "Schwellenländer" drauf steht, auch ein paar Fonds, die zu den Aktienfonds "Welt" gehören und die relativ stark in Schwellenländer engagiert sind. Ein bekanntes Beispiel ist der Carmignac Investissement, der über die Jahre fast immer zu 20 Prozent in den Emerging Markets investiert war. Das sind so ein bisschen die Fallstricke für die Anleger. Wer ein Produkt mit dem Etikett Emerging Markets kauft, der weiß leicht Bescheid und kann entsprechend reagieren. Es gibt aber halt auch Fonds, die ein höheres Gewicht in Schwellenländern haben, als es dem Anleger recht ist. Aber zehn bis 20 Prozent – breit gestreut – sind in Schwellenländern vertretbar.

Angenommen, der Anleger liegt jetzt in dieser Spanne, betrachtet aber dennoch mit Sorge die Märkte – soll er raus aus den Investments oder die Nerven behalten?

Absolut die Nerven behalten. Wie das Beispiel Indien zeigt, rechnet sich das hektische Hin und Her, also den Trends hinterherzulaufen, nicht. Wer vergangenes Jahr die tolle Performance gesehen hat und dieses Jahr eingestiegen ist, hat nichts davon gehabt. Wer vergangenes Jahr die China-Performance gesehen hat und Anfang des Jahres in die über ETFs nun auch für Otto Normalanleger handelbare A-Aktien eingestiegen ist, hat anfangs noch eine tolle Performance miterlebt, aber eben auch den doch beachtlichen Kurseinbruch in den vergangenen Monaten. Einem Trend hinterherlaufen ist absolut kontraproduktiv für eine Geldanlage. Also ganz klar: Wenn man seine Aufteilung mit Bedacht gewählt hat und kein Übergewicht in Schwellenländern hat, dann ist es in Ordnung, dass man dort investiert ist. Das sollte man dann einfach so beibehalten.

Mit Yann Stoffel sprach Samira Lazarovic

Mehr Informationen der Stiftung Warentest zu Geldanlagethemen finden Sie hier: Finanztest 09/2015

Quelle: ntv.de

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