Wirtschaft

Investments auf ETFs Wenn es nicht allein auf die Größe ankommt

Wie der eine, so der andere: ETFs können nicht besser sein als der entsprechende Index, der ihnen zugrunde liegt.

Wie der eine, so der andere: ETFs können nicht besser sein als der entsprechende Index, der ihnen zugrunde liegt.

(Foto: REUTERS)

Exchange Traded Funds oder kurz: ETFs sind immer nur so gut wie der Index, den sie abbilden. Mit sogenannten Smart-Beta-Konstruktionen soll Schwung in die Indexkonstruktion kommen. Der Markt hierfür wächst.

Exchange Traded Funds (ETFs) sind kein Buch mit sieben Siegeln. Für den Anleger lassen sie sich leicht auf einen Punkt bringen: Mitgegangen, mitgefangen. Diese Papiere profitieren nämlich annähernd 1:1 von der Wertentwicklung ihres zugrunde liegenden Index - in guten wie in schlechten Zeiten. Das heißt, wenn die Kurse steigen, gewinnen Anleger und wenn die Kurse fallen, entstehen Verluste. Das ist relativ simpel und bedeutet nichts anderes, als dass ETFs nicht besser sein können als der entsprechende Index. Genau deshalb ist die Indexkonstruktion und -zusammensetzung für den Anlageerfolg entscheidend. Genau hier setzt das Smart-Beta-Konzept an.

Verschiedene Ansätze

Bei vielen großen Indizes wie etwa dem Dax, S&P 500 oder dem EuroStoxx 50 werden die Titel nur nach der Größe (Marktkapitalisierung) und ausreichender Handelbarkeit ausgewählt und gewichtet. Qualitätskriterien fehlen in diesem Indexkonzept.

"Der marktkapitalisierungsgewichtete Index ist ein aktueller Ausschnitt, mit einem gewissen Blick nach hinten, weil dort eben reflektiert wird, dass ein Unternehmen schon groß geworden oder ein großes Unternehmen klein geworden ist", sagt Martin Weithofer, Strategic Beta-Experte bei der Deutschen Asset & Wealth Management. Seiner Ansicht nach hat das einen entscheidenden Nachteil: Manche Gewichtungskomponenten reflektierten nicht "die Unternehmen, die Investoren im Index haben möchten", so Weithofer weiter.

Das gilt auch für Länder. Ein Blick auf den MSCI World illustriert das: Der Anteil an Unternehmen aus den USA liegt hier bei über 50 Prozent. Ein Anleger, der einen ETF auf diesen Index kauft, geht im Grunde davon aus, dass die USA auch in Zukunft der weltweite dominante Konjunkturmotor bleiben. China ist in diesem Index unter "ferner liefen" abgebildet.

Was ist nun "smart" am Beta?

Die Smart-Beta-Alternative zu den alten Indexkonzepten, die ursprünglich tatsächlich nur den Durchschnitt einer Wirtschaftsleistung bemessen sollten und lediglich als Vergleichswert, nicht aber als Portfoliokonstruktion gedacht waren, hat viele Namen: Smart Beta, Strategic Beta, Intelligent Beta, Alternative Beta, Scientific Beta - um nur einige zu nennen.

Das Beta steht für das Marktrisiko. Beim Smart-Beta-Konzept sollen Anleger also von einem schlauen, besseren Marktrisiko als bei herkömmlichen Indexkonstruktionen profitieren. Smart Beta umfasst vieles - Dividendenstrategien, Rolloptimierung bei Rohstoffen, Value-Strategien, Volatilitätsverminderung, Risikoreduzierung oder auch komplexe Hedgefondsstrategien. Indizes nach dem Smart-Beta-Prinzip gibt es von einfach bis komplex.

Auch ein gleichgewichteter Dax fällt genauso unter eine Smart-Beta-Strategie wie ein Index, der zum Beispiel nach Quality-Value-Kriterien gewichtet wird. Das sind zum Beispiel Kennzahlen wie Kurs-Buchwert- oder Kurs-Gewinn-Verhältnisse. Noch schwieriger wird es, wenn nicht nur eine Strategie, sondern mehrere Strategien in einen Index verpackt werden. Auch den legendären Warren Buffett gibt es als ETF - zumindest seine Lieblingsstrategie. Buffett ist ein Value-Investor und so lässt sich ein Value-Index bauen, der nicht nach der Marktkapitalisierung gewichtet ist.

Smart-Beta-Produktpalette wächst

Lyxor zum Beispiel bietet fünf ETFs an, in die eine Value-Strategie verpackt wurde. Eine von ihnen ist der LYXOR Ucits ETF SG Global Value Beta. Db-x-trackers hat erst vor kurzem vier Smart-Beta-ETF - oder Strategic-Beta-ETF - aufgelegt, bei denen die Portfoliorendite in eine Reihe von Komponenten aufgeteilt wird. Diese vier ETFs basieren auf den Strategien Value, Momentum, Low-Beta und Quality.

Wie Isabelle Bourcier vom ETF-Anbieter Ossiam, der sich auf Smart-Beta-Konzepte spezialisiert hat, herausstellt, sucht der Markt systematische regelbasierte Konzepte. Dadurch lassen sich Fundamentaldaten berücksichtigen, die den Wert eines Unternehmens besser widerspiegeln als allein seine Größe. Diese Vorgehensweise berücksichtigen viele aktive Fondsmanager, die nach Erfolgsbringern im Portfolio suchen. Wenn man die mögliche Erfolgsstrategie klar definiert hat, lassen sich dafür Regeln entwickeln. Die aktive Leistung eines Portfoliomanagers lässt sich auf diese Weise automatisieren und auf einen ETF anwenden.

"Strategic Beta ist ein Überbegriff und bildet sozusagen die Schnittmenge zwischen aktiv und passiv", erklärt daher Martin Weithofer. Das hat Charme und daher wächst der Markt für diese Produktpalette hierzulande stark. Bevor Anleger aber in diese Strategien investieren, sollte hinterfragt werden, ob die jeweiligen Smart Beta-Ansätze verstanden wurden und mit dem eigenen Anlageprinzip vereinbar sind.

Quelle: ntv.de

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