Wirtschaft

Wohin Anlegergelder fließen So reagieren die Profis auf Krisenherde

In der Ukraine stehen pro-russische Separatisten neben einem zerstörten Panzer der ukrainischen Armee.

In der Ukraine stehen pro-russische Separatisten neben einem zerstörten Panzer der ukrainischen Armee.

(Foto: REUTERS)

An den Märkten rüttelt es gewaltig - Geldlockerungspolitik hier, auf Krawall gebürstete Griechen da, starker Schweizer Franken dort. Wie reagieren die großen Investoren darauf? Das zeigt ein Blick auf die börsengehandelten Indexfonds.

Das Jahr hat alles andere als ruhig angefangen. Die Schweizer haben einen radikalen Kurswechsel eingeschlagen und die Untergrenze des Franken zum Euro abgekoppelt. Die Ukraine ist nicht befriedet, Griechenland droht aus dem Euro zu fliegen, der Ölpreis taucht ab und wieder auf, und die Europäische Zentralbank will mehr Geld durch Anleihenkäufe drucken. Daher schwächelt der Euro massiv, und an den Märkten spricht man bereits vom Währungskrieg. Die Industrienationen versuchen, ihre Währungen abzuwerten, um sich so zu entschulden und ihre Exportmacht zu stärken.

Kurzum: Seit Silvester ist so viel passiert, wie normalerweise in einem ganzen Jahr. Wo legt man in einem solchen Umfeld an und wo nicht? Große Investoren, also beispielsweise Pensionskassen, die ein Anlageversprechen einhalten müssen, geben eine Antwort auf diese Frage.

Dazu muss man sich die Bewegungen am ETF-Markt schauen. Denn diese börsengehandelten Indexfonds werden in Europa überwiegend von institutionellen Investoren eingesetzt, weil man hier schnell rein und raus kann und sofort auf Trends reagieren kann. Deswegen sind die Zu- und Abflüsse so etwas wie die Fingerabdrücke der "Großen" am Markt.

"Im Januar haben europäische Investoren in Aktien- und Renten-ETFs so viel angelegt wie seit drei Jahren nicht mehr. Interessant ist, dass sie vor allem in den entwickelten Ländern und damit auch in Europa investiert haben - und das, obwohl Sorgen um Griechenland und die Schweiz gerade in diesem Monat die Märkte bewegt haben", erläutert Heike Fürpaß-Peter, ETF-Expertin von Lyxor und fügt hinzu: "Aus den Schwellenländern hingegen haben die europäischen Investoren Geld abgezogen."

Franken wertet auf

Auch die Schweiz profitiert trotz Frankenaufwertung. In ETFs, die Schweizer Indizes abbilden, flossen wie aus einer monatlichen Erhebung für Januar vom ETF-Anbieter Amundi hervorgeht, 475 Millionen Euro. Dagegen verloren Schweiz-ETFs mit einer Währungsabsicherung Gelder, weil die Absicherung durch die Frankenaufwertung nicht mehr notwendig war.

In die Eurozone insgesamt flossen laut Amundi 2,62 Milliarden Euro und in Europa an sich, also inklusive Schweiz, Großbritannien, Norwegen, Schweden und Dänemark, waren es 573 Millionen Euro. Auch amerikanische Aktien waren beliebt. Hier flossen 820 Millionen Euro hinein. Hier macht sich aber der Abwertungswettbewerb unter den Währungen bemerkbar. Während die nicht-währungsgesicherten ETFs Zuflüsse zu verzeichnen hatten, floss Kapital aus den ETFs mit Devisensicherung ab. Auch der US-Dollar ist im Vergleich zum Euro kräftig gestiegen und institutionelle Investoren meinen, ohne Absicherung auszukommen.

Öl ist günstig

Wie schaut es bei den europäischen Großinvestoren mit Rohstoffen aus? Klare Antwort: Gold wurde verkauft, aber Öl gekauft. Offenbar wittert man beim günstigen Ölpreis eine gute Einstiegsmöglichkeit. In Öl-und-Gas wurden 29 Millionen Euro an frischem Geld angelegt, in Themen-ETFs auf Ölaktien noch mal zusätzliche 164 Millionen Euro. Dagegen wurde Gold für 305 Millionen Euro verkauft.

Wie aus dem ETF-Research der Deutschen Bank hervorgeht, steigen Rohstoffe aktuell wieder in der Anlegergunst. Waren demnach noch Ende 2014 lediglich 1,08 Milliarden Euro in Energie investiert, sind es nun 1,7 Milliarden Euro. Der Kauf von europäischen Aktien, Rohstoffen, insbesondere Öl, sind also deutliche Fingerabdrücke, die große Investoren am Tatort Börse hinterlassen haben.

Quelle: ntv.de

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