Wirtschaft

Wo fließt das ganze Geld hin? Professionelle Anleger stehen auf Europa

Die Aussicht auf die Lockerung der Geldpolitik führte dazu, dass Investoren europäische Aktien-ETFs bevorzugten, heißt es.

Die Aussicht auf die Lockerung der Geldpolitik führte dazu, dass Investoren europäische Aktien-ETFs bevorzugten, heißt es.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die USA sind hop und Europa ist top – so sehen es offenbar die großen professionellen Investoren im Februar. Der Trend der vergangenen Jahre hat sich damit gedreht. Außerdem zeigt die Entwicklung der ETFs eine Flucht in den Hochzinsbereich.

Das Hin und Her bei den ETFs hinterlässt ziemlich zuverlässige Spuren der Handelsaktivitäten der großen Marktakteure. Sie machen etwa 90 Prozent des Handels von börsennotierten Indexfonds aus. "Die Aussicht auf die Lockerung der Geldpolitik in Europa führte dazu, dass Investoren europäische Aktien-ETFs bevorzugten. Diese verzeichneten im Februar Nettomittelzuflüsse in Höhe von 5,3 Milliarden Euro. Im Gegensatz dazu kam es bei ETFs auf US-amerikanische Aktienindizes zum ersten Mal seit drei Jahren zu Rückflüssen in Höhe von 682 Millionen Euro", fasst Heike Fürpaß-Peter vom ETF-Anbieter Lyxor den vergangenen Monat zusammen.

US-Börsen im Abseits, deutsche ETFs im Aufwind

ETFs - Exchange Traded Fonds

ETFs sind eine preiswerte und transparente Alternative zu gemanagten Fonds. Grundsätzlich versuchen ETFs die Wertentwicklung von Indizes abzubilden. Das könnten Aktienindizes wie der Dax, aber auch Renten-, Rohstoff- oder Strategiebarometer sein. Auf diesem Weg sollen die Vorteile von Fonds wie etwa die breite Risikostreuung mit niedrigen Kosten verbunden werden. Doch Anleger partizipieren nicht nur bei steigenden Kursen annähernd 1:1 am Index, auch bei Kursrückgängen sind sie voll dabei - der Schutz eines aktiv gemanagten Fonds entfällt.

Stellt sich die Frage, warum der US-Markt auf der Verkaufsliste so weit oben stand? Ein Blick auf den Chart des S&P 500, der die USA abbildet, zeigt das ganz deutlich. Bis exakt Ende Februar zeigte die Kurve durchgehend nach oben und danach ging es langsam bergab. Die Antwort heißt Gewinnmitnahmen und ganz offensichtlich haben die Profis den richtigen Ausstiegszeitpunkt geschafft.

"Auf Länderebene verzeichneten Aktien-ETFs auf den deutschen Aktienmarkt die höchsten Zuflüsse", schreiben die Analysten der Deutschen Bank. Hier lagen die Zuflüsse laut dieser Erhebung bei satten 1,1 Milliarden Euro. Den großen Anlegern war offensichtlich bewusst, dass der Dax noch Luft nach oben hatte, obwohl er schon zu Beginn dieses Jahres über 11.000 Punkte geklettert war.

Mit Blick auf das Niedrigzinsumfeld gibt es außerdem kaum Alternativen zum europäischen Aktienmarkt, wenn man Renditen erzielen will. Doch auch ETFs auf europäische Staatsanleihenindizes und Unternehmensanleihen profitierten von der lockeren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank und verzeichneten Zuflüsse in Höhe von 711 Millionen Euro beziehungsweise 1,2 Milliarden Euro, wie aus der Erhebung von Lyxor hervorgeht.

Niedriger Ölpreis bietet Einstiegschance

Das Niedrigzinsumfeld macht aber auch High-Yield-Anleihen immer interessanter. Hochzins-ETFs wurden weiterhin wegen ihres Renditepotenzials von Investoren nachgefragt und verzeichneten Rekordzuflüsse in Höhe von mehr als einer Milliarde Euro. Renditen sind auch in Schwellenländern noch zu ergattern, weshalb auch ETFs auf Anleihe-Indizes von Schwellenländern Zuflüsse von 711 Millionen Euro hatten.

Dass die globalen Krisen noch nicht ausgestanden sind, zeigt der Zufluss in Sachwerte. Wie das Research des ETF-Anbieters Amundi zeigt, waren im Februar Immobilienaktien ganz oben auf der Wunschliste institutioneller Anleger zu finden. Hier flossen 362 Millionen Euro rein. Auch Öl- und Gas wurde für 173 Millionen Euro gekauft – der niedrige Ölpreis bot im vergangenen Monat also immer noch eine gute Einstiegschance. Verkauft wurden dagegen ETFs auf Finanzaktien und IT. Hier traut man dem Braten wohl nicht mehr.

Quelle: ntv.de

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