Wirtschaft

Investoren freuen sich auf Renditen Öl-Riesen sagen Niedrigpreis den Kampf an

Wenn die OPEC nicht aktiv wird, werden halt die Bohrtürme stillgelegt.

Wenn die OPEC nicht aktiv wird, werden halt die Bohrtürme stillgelegt.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die großen Öl-Multis reagieren auf den gesunkenen Ölpreis. Die Rezepte sind nicht neu, das große Ölangebot soll reduziert werden. Das kommt bei den Investoren gut an – vor allem, weil die Dividenden hoch bleiben sollen.

Einen derart tiefen Fall des Ölpreises haben sich wohl nur wenige Investoren vorstellen können: Mit Kursen von rund 50 Dollar je Barrel ist die US-Sorte WTI um mehr als 50 Prozent gegenüber dem 52-Wochen-Hoch vom Juni 2014 eingebrochen. Das ist der größte Rückgang seit dem Untergang von Lehman Brothers. Bei der nordeuropäischen Sorte Brent sieht es nicht viel besser aus. Viele Händler am Rohstoffmarkt fragen sich, wann die Notierungen ihren Boden finden werden. Dagegen spricht der Standpunkt der erdölexportierenden Länder OPEC. Etliche Mitglieder wollen die Produktion nicht kürzen, selbst wenn der Preis auf 40 Dollar je Barrel fallen sollte.

Ölmultis drosseln Produktion

Da die großen Ölmultis zu wesentlich höheren Kosten Öl gewinnen, reagieren sie bereits auf die Krise und drehen den Ölhahn etwas zu. Laut dem wöchentlichen Bericht des Ölzulieferers Baker Hughes ist die Zahl der in den USA aktiven Ölbohrtürme in den vergangenen vier Wochen um rund 100 auf zuletzt rund 1800 gesunken. Das ist der zweitstärkste Rückgang seit dem Jahr 2001. Wenn die Entwicklung aus den Jahren 2008/09 nachvollzogen wird, als das Öl letztmalig so stark eingebrochen war, wird die Zahl der aktiven Bohrtürme in den USA zügig auf 1400 und darunter sinken.

Wegen der Aussicht auf eine derart drastische Produktionskürzung sollte der Preisverfall des Rohstoffs allmählich zu Ende gehen. "Die großen Ölfirmen müssen sich schnell auf das neue Umfeld einstellen", schreiben daher die Analysten der Citigroup. Die Profis haben die Gewinnschätzungen für die führenden Multis um durchschnittlich 29 Prozent für den Zeitraum bis 2017 gesenkt.

Dividenden oberste Priorität

Die hiesigen Unternehmen treten ebenfalls deutlich auf die Ausgabenbremse. Total hat angekündigt, die Investitionen in der Nordsee über die nächsten zwei Jahre zu kürzen. BP-Chef Bob Dudley will die ursprünglich geplanten 2015er-Investitionen von 24 bis 26 Milliarden Dollar um ein bis zwei Milliarden Dollar kürzen. Um die Kostennachteile gegenüber den Wettbewerbern zu verringern, restrukturiert Dudley das Geschäft energisch und hat dafür Kosten von rund einer Milliarde Dollar bis Ende 2015 prognostiziert.

Royal Dutch und Eni hatten ebenfalls angekündigt, die Investitionen zu reduzieren. Die Vorstände der Ölmultis werden die kommenden Wochen bis zur Vorlage der neuesten Geschäftszahlen nutzen, um sämtliche Ausgabenpläne für die nächsten Jahre noch einmal gründlich zu überarbeiten. Energische Maßnahmen sollten Investoren überzeugen. Positiver Nebeneffekt der Kostensenkungen: Die Dividenden bleiben hoch. Derzeit liegt die Rendite bei BP bei 6,3 Prozent und bei Royal Dutch bei 5,7 Prozent. Selbst wenn die Ausschüttungen gekürzt werden sollten, liegt die Dividendenrendite noch immer weit über dem Niveau des breiten Aktienmarkts in Europa.

Alle in einem Branchenindex

Ein Investmentvehikel in diese Unternehmen ist der Branchenindex Stoxx Europe 600 Oil und Gas, der aber nicht nur die erwähnten großen Öl-Multis, sondern insgesamt 28 Unternehmen enthält. Dominiert wird der Index allerdings von einigen wenigen, die rund drei Viertel des Indexgewichts auf die Waage bringen. Der mit großem Abstand schwerste Wert ist der französische Multi Total mit 25 Prozent vor den Wettbewerbern BP und Royal Dutch Shell mit jeweils rund 16 Prozent. Auf den nächsten Plätzen folgen die italienische Eni und die britische Gasfirma BG Group, jeder mit rund 10 Prozent. Der Sektor ist im aktuellen Umfeld allerdings nur für risikobereite Anleger ein Investment wert, auch wenn mit dem Gesamtmarkt kurzfristig eine Wende eingeläutet wurde. Mit ETFs zum Beispiel lässt sich 1:1 am europäischen Öl- und Gassektor partizipieren.

Quelle: ntv.de

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