Wirtschaft

Aktien bleiben aussichtsreich Dax-Korrektur lädt zum Einstieg ein

Anleger können sich auf eine sommerliche Schaukelbörse einstellen.

Anleger können sich auf eine sommerliche Schaukelbörse einstellen.

(Foto: imago/Rolf Zöllner)

Der Dax verliert seit April rund 1300 Punkte an Wert. Gleichzeitig fallen auch die Anleihekurse. Grund sind steigende Inflationserwartungen. Diese sprechen deutlich mehr für Aktien als für Renten.

Die zurückliegenden Wochen verliefen alles andere als nach Lehrbuch. Erstens gaben Aktien und Anleihen gleichzeitig nach. Normalerweise korrelieren die beiden Anlageklassen negativ. Das heißt, wenn Aktien steigen, fallen Anleihen und umgekehrt. Parallel gewann der Euro an Wert, obwohl die Investoren – vor allem angelsächsische - europäische Aktien, also Euro-Investments, verkauften.

Der jüngste Gleichschritt von Aktien und Anleihen erklärt sich im Wesentlichen wie folgt: Hohe Bewertungen und eine gestiegene Risikowahrnehmung haben die Investoren an den Aktienmärkten zu Gewinnmitnahmen veranlasst. Wenn Gefahren für Aktieninvestments wieder stärker adressiert werden, erfolgt normalerweise eine Umschichtung in die vermeintlich sicheren Rentenmärkte. Das war dieses Mal jedoch nicht der Fall.

Die Anleger trennten sich sowohl von Aktien als auch von einem Teil ihrer Anleihebestände. Denn die erhöhte Risikoaversion wurde von der Erwartung steigender Inflationsraten überlagert. In der Eurozone ist die Teuerungsrate von -0,6 Prozent im April auf +0,3 Prozent im Mai angesprungen. Absolut betrachtet ist die Geldentwertung zwar noch immer gering. Die Inflationsrate ist aber innerhalb weniger Wochen um fast einen ganzen Prozentpunkt gestiegen – und damit förmlich explodiert. Wenn die Teuerung steigt, erhöhen sich auch die Zinsen. Die Renditen zehnjähriger deutsche Bundesanleihen schossen von 0,049 auf zwischenzeitlich mehr als ein Prozent nach oben. Die Folge waren entsprechend schmerzhafte Kursverluste bei den Bunds.

Euro steigt, obwohl Euro-Aktien fallen

Thomas Wukonigg verantwortet bei der Capital-Forum AG u.a. das Portfoliomanagement. Der Bankkaufmann verfügt über 28 Jahre Berufserfahrung.

Thomas Wukonigg verantwortet bei der Capital-Forum AG u.a. das Portfoliomanagement. Der Bankkaufmann verfügt über 28 Jahre Berufserfahrung.

Das zweite Kuriosum der vergangenen Wochen war, dass trotz des Verkaufs europäischer Aktien der Euro aufgewertet hat. Hierfür waren vor allem Anleger aus dem angelsächsischen Raum verantwortlich. Diese hatten bis zum Frühjahr dieses Jahres bei Dax & Co. kräftig zugelangt. Da sie mehrheitlich mit einer weiteren Abwertung des Euro gerechnet hatten, hatten sie die Wechselkurse am Terminmarkt abgesichert.

Als sich die außereuropäischen institutionellen Anleger zuletzt wieder von einem Teil ihrer europäischen Aktien getrennt haben, lösten sie auch ihre Währungssicherungen auf: Sie verkauften Dollar gegen Euro, der Greenback gab nach, die europäische Gemeinschaftswährung wertete auf. Dazu kam, dass das Wirtschaftswachstum in den USA möglicherweise seinen Höhepunkt schon wieder überschritten hat. Die Konjunktur in Euroland kommt dagegen immer besser in Schwung.

Umfeld spricht für europäische Aktien

Der Aufwertungsdruck auf den Euro dürfte jetzt aber nachlassen. Denn die amerikanische Notenbank Fed könnte schon bald ihre Pläne zu einer möglichen ersten Anhebung der Leitzinsen konkretisieren. Dies sollte den US-Dollar wieder unterstützen. Die Eurostärke sollte damit nach der jüngsten Aufwertung von 1,05 auf 1,13 Dollar begrenzt bleiben. Europäische Exportunternehmen dürften wieder verstärkt von einem schwächeren Euro profitieren.

Gleichzeitig sind weiter fallende Anleihekurse zu erwarten. Die verbesserten Konjunkturaussichten in der Eurozone und der zuletzt wieder gestiegen Ölpreis erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass sich die EZB ihrem Inflationsziel von knapp zwei Prozent weiter nähert. Eine höhere Geldentwertung bedeutet höhere Zinsen und damit weiter fallende Kurse am Rentenmarkt. Aktien bleiben damit im Vergleich zu Anleihen alternativlos. Dazu kommt, dass die Korrektur wieder für realistische Aktienbewertungen gesorgt hat. Das Umfeld für Dividendentitel sieht mittlerweile wieder positiv aus.

Charttechnisch ist zudem das weitere Korrekturpotenzial begrenzt. Der Dax kann möglicherweise noch bis auf seine 200-Tage-Line abtauchen. Diese verläuft aktuell im Bereich von 10.500 Punkten. Beim K-Dax, der die Dividenden wie international üblich nicht mit einrechnet, bewegt sich die 200-Tage-Line derzeit bei knapp 5400 Punkten. Aus technischer Sicht dürfte sich damit eine weitere Abwärtsbewegung auf maximal drei bis fünf Prozent belaufen.

Es sieht also derzeit eher danach aus, dass die Aktienkurse wieder in den Haussemodus wechseln. Allerdings war die jüngste Korrektur voraussichtlich nicht die letzte, die wir in diesem Jahr gesehen haben. Denn Aktien sind absolut betrachtet auch nach der jüngsten Konsolidierung noch nicht wirklich preiswert. Die Kurse hätten durchaus ein wenig weiter fallen dürfen. Außerdem ist das Konjunkturwachstum weiterhin schwach. Die Weltbank revidierte gerade erst ihre Prognose für die Expansion der Weltwirtschaft in diesem Jahr von 3,0 auf 2,8 Prozent. Schließlich kann es jederzeit zu exogenen Schocks kommen. Der wahrscheinlichste ist derzeit wohl ein möglicher Grexit.

Schaukelbörse wahrscheinlich

Unter dem Strich zeichnet sich in den kommenden Monaten eine volatile Aufwärtsbewegung ab. Langfristig orientierte Anleger setzen darauf am einfachsten mit dem Kauf von passiven Indexfonds, die verschiedene Länder-Indizes abdecken. Investoren, die nicht nur long gehen und ausschließlich von steigenden Kursen profitieren möchten, bieten sich Short-ETFs an, mit denen sie – zum richtigen Zeitpunkt gekauft – auch in den Abwärtsphasen Geld verdienen.

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Quelle: ntv.de

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