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Klaus Hinkel Gold und Anleihen - jetzt noch einsteigen?

Viele Anleger lassen sich bei Investitionen von Nachrichten und Stimmungen beeinflussen. Dabei gibt es ein hervorragendes Mittel gegen solche Bauchentscheidungen: die Charts. Nur wer die bisherigen Kursverläufe von Dax und Co. zur Kenntnis nimmt, kann Parallelen zwischen heute und der Vergangenheit erkennen. Leider weist der aktuelle Höhenflug von Gold und Anleihen starke Ähnlichkeiten mit dem Crash-Jahr 2008 auf, meint Klaus Hinkel.

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Spulen wir zurück ins Jahr 2008: Mit dem Beginn des neuen Jahres kommen die Aktienmärkte erheblich unter Druck. Der Euro Stoxx 50 als Index der 50 Schwergewichte im Euro-Raum stürzt bis Juli 2008 um rund 30 Prozent ab. Dies ist etwa der Zeitpunkt, an dem Gold (in Euro notiert) und das Anleihebarometer Bund Future zu ihrem Höhenflug ansetzen. Das Edelmetall zieht von 560 auf knapp 800 Euro im Februar 2009 nach oben – ein Zugewinn von etwa 40 Prozent. Der Bund Future, der sich im Prinzip umgekehrt verhält wie die Rendite auf zehnjährige deutsche Staatsanleihen, jagt von 105 auf rund 120 Prozent hoch. Während des Höhenflugs von Gold und Anleihen gehen die Aktienmärkte in die Knie: Der Euro Stoxx 50 stürzt um weitere 40 Prozent ab.

Kursgewinne mit Gold von 36 Prozent

„Fast-Forward“ ins Jahr 2010: Der Aktienindex hat seit Jahresbeginn knapp zehn Prozent eingebüßt, nachdem er im Mai auch schon mal fast 20 Prozent unter Wasser war. Der Bund Future indes legt von 119 auf bis zu 134 Prozent zu, weil viele sicherheitssuchende Investoren trotz extrem niedriger Zinsen bereit sind, bestimmten Regierungen Geld zu leihen. Aktuell notiert das Rentenbarometer in der Nähe seines Allzeithochs. Und Gold? Das Edelmetall startet zeitgleich mit den Anleihen durch: Bei 770 Euro liegt der Preis zu Beginn des Jahres; im Juni markiert Gold ein bisheriges Allzeithoch bei 1050 Euro und verbucht damit in der Spitze einen Zugewinn von 36 Prozent. Aktuell notiert es bei rund 970 Euro.

Erstaunliche Parallelen zu 2008

Unser Vergleich zwischen dem Jahr 2008 und dem bisherigen Jahr 2010 zeigt: Die Ähnlichkeit zwischen den Kursverläufen von Aktien, Staatsanleihen und Gold ist frappierend. Bleibt die Frage, ob, wie im Jahr 2008, in naher Zukunft ein Einbruch bei den Aktienkursen bevorsteht? Auszuschließen ist es nicht – zumal mit den Monaten September und Oktober die saisonal schwächsten Monate für Dividendentitel bevorstehen. Aktienanleger könnten daher gut beraten sein, ihre Positionen relativ eng mit Stopp-Loss-Kursen abzusichern. Für mittelfristig agierende Investoren könnten sich etwa die Tiefs aus den Monaten Mai und Juli dazu eignen.

Anleihen wirken überkauft

Mancher wird sich fragen: Lohnt jetzt der Einstieg bei Anleihen und Gold? Anleihen wirken derzeit sehr überkauft, was den zehnjährigen Staatsanleihen mit 2,09 Prozent die bislang niedrigste Rendite seit Bestehen der Bundesrepublik Deutschland beschert hat. Zwar weist der Trend beim Bund Future klar nach oben, doch die Kurse haben sich erheblich von ihrem 50-Tages-Durchschnitt wie auch der jüngsten Aufwärtstrendgeraden entfernt.

Gold erobert 50-Tages-Linie zurück

Und Gold? Wer Gold als Absicherung gegen Währungsrisiken und andere Unwägbarkeiten kauft, muss sich um das Timing keine Gedanken machen. Anders sieht es bei spekulativen Käufen aus, die schnell Kursgewinne bringen sollen. Das in Euro notierte Edelmetall hat jüngst seinen 50-Tages-Durchschnitt zurückerobert, was als positives Zeichen zu sehen ist. Zudem rückt mit dem Herbst die saisonal stärkste Zeit für das Metall näher. Ein guter Stopp-Loss-Punkt für spekulative Käufer könnte das Ende Juli erreichte Tief bei rund 880 Euro sein.

Der Autor Klaus Hinkel ist Vorstand der Vermögensverwaltung Artus Direct Invest und Experte des Internetportals Vermögensprofis.de.

Quelle: ntv.de

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