Kolumnen

Markus Zschaber Raus aus der Krise: profitable US-Konzerne

Zwar verläuft die Konjunkturerholung verglichen zu vorherigen Rezessionsphasen nicht dynamisch, sondern eher moderat. Dies tut der Profitabilität der amerikanischen Global Player jedoch einen Abbruch. Ganz im Gegenteil: die Gewinnsituation und Kostenentwicklung stärken die Position der Unternehmen und unterstützen deren Aktienkurse. Doch dies gilt fast ausschließlich für die US-Schwergewichte, der dortige Mittelstand vegetiert weiter impulslos vor sich hin.

Die psychologische Hürde von 13.000 Punkten hat der amerikanische Leitindex Dow Jones Industrial nun überwunden und zwischenzeitlich den höchsten Stand seit Anfang 2008 markiert. Man könnte meinen, die Krise ist überwunden, die USA hätten die Wende geschafft.

Markus Zschaber

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Tatsächlich aber klafft eine große Lücke innerhalb der US-Unternehmenslandschaft zwischen den, wohlgemerkt im Leitindex notierten Großkonzernen und dem weiterhin maroden Mittelstandssektor. Somit lohnt sich derzeit eher der Blick auf die sogenannten Global Player, welche sich in der Rezessionsphase restrukturiert, sich sukzessive von ihrem Heimatmarkt als Absatzregion gelöst und sich vor allem auf der Kostenseite effizient aufgestellt haben. So zeigt die Entwicklung der Produktivität dieser Unternehmen beinahe eine normale Verlaufsstruktur infolge einer wirtschaftlichen Rezessionsphase. Die Kostenseite der Konzerne, beispielsweise bewertet anhand der Entwicklung der Lohnstückkosten, erhöht sich jedoch eher undynamisch, auch aufgrund der nach wie vor hohen US-Arbeitslosigkeit, wodurch deutliche Lohnerhöhungen kaum durchsetzbar sind. Diese Konstellation stellt sich als äußerst günstig dar, wodurch sich den Unternehmen eine exzellente Ertragssituation eröffnet und die Gewinne auf historischem Höchstniveau sprudeln.

Die wichtigste Entwicklung der US-Weltmarktführer ist zudem die hohe Partizipation an den globalen Trendthemen. Im Bereich der weltweiten Infrastrukturmaßnahmen, ein Trend mit milliardenschweren Projekten, sind US-Firmen sehr gut positioniert und vor Ort vertreten. Zudem füllen US-Unternehmen die Regalreihen der asiatischen Absatzmärkte und der zunehmend kauffreudige Schwellenländer-Konsument ist von starken US-Marken sprichwörtlich "gebranded". So sind weltbekannte Erfrischungsgetränke überall, meist eisgekühlt, erhältlich und stehen symbolträchtig für eine Reihe von westlichen Produkten, welche eine hohe Marktdurchdringung besitzen und somit den Herstellern starke Umsätze und Gewinne bescheren.

Die strategisch effektiv umgesetzte Produktplatzierung prägt mitunter soweit, dass beispielsweise in Indien der Begriff "to colgate" schlichtweg Zähneputzen bedeutet und somit den Namen des weltweit größten Herstellers von Mundhygieneartikel wiedergibt. Vornehmlich US-Firmen- bzw. Artikelnamen stehen somit für ein gesamtes Produktsegment, denn was selbst in unserem Sprachgebrauch funktioniert, "Pampers" für Kinderwindeln oder das "Tempo" als Synonym für ein Taschentuch, gelingt fast überall auf dem Globus und allemal in den, nach westlichem Luxus strebenden, globalen Emerging Markets.

Auch politisch steht die Stärkung des US-Exportsektors, gestützt durch Subventionen und Förderpaketen, weiter auf der Agenda, in Anbetracht der nach wie vor defizitären Handelsbilanz und mit Blick auf die sich zunehmend auftürmende Verschuldungssituation des amerikanischen Gesamtstaates. Zusätzliche Rahmenbedingungen, welche neben dem dargestellten, weiterhin vorhanden Kostenvorteil der Unternehmen und zusammen mit der beschriebenen hohen Partizipation dieser Unternehmen an globalen Trendzyklen, trotz des Kursanstiegs der letzten Handelswochen, weiterhin ein nachhaltig attraktives Potenzial für den Anleger bieten, der seine Depotstruktur diversifizieren und um interessante Aktienwerte jenseits des Atlantiks ergänzen möchte.

Ihr Dr. Markus Zschaber

Quelle: ntv.de, Dr. Markus C. Zschaber Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH, Köln

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