Griff in die Speichen Yellen will keinen starken Dollar
09.10.2014, 13:10 UhrDer Einfluss von Notenbanker wie Mario Draghi oder Janet Yellen auf die Währungspolitik ist groß. Derzeit noch größer als sonst. So lässt sich jüngste Fed-Protokoll gut am Dollar ablesen. Der Chart zeigt steil gen Süden.
So sichtbar wie in diesem Jahr war der Fußabdruck der Notenbanken in die Währungspolitik selten. Im Mai griff EZB-Präsident Mario Draghi in die Speichen und drehte den Anstieg des Euro um. Die Amerikaner nahmen dies zunächst hin. Jetzt aber reicht es der US-Notenbankchefin Janet Yellen. Euro und Yen haben aus Sicht der Amerikaner ausreichend abgewertet. Amerika lehnt – auch wenn es oft anders verlautbart wird – eine Politik des starken Dollar ab.
Im am Mittwoch veröffentlichten Protokoll der jüngsten Fed-Sitzung wurde die Sorge geäußert, dass ein starker US-Dollar das US-Wirtschaftswachstum gefährden könnte. Auch wurden von Fed-Mitgliedern Bedenken bezüglich einer schwächelnden US-Inflationsrate vorgetragen.
Die Marktteilnehmer werteten das Protokoll als Hinweis auf eine Verschiebung einer ersten Zinserhöhung vom Frühjahr auf den Sommer aufgrund von Sorgen um die US-Wirtschaft. Deshalb fielen die Renditen am kurzen Ende deutlich (von 0,52 Prozent vor dem Protokoll auf 0,44 Prozent zum Handelsschluss). Auch die Rendite 5jähriger US-Anleihen war rückläufig. Die Rendite 10jähriger US-Anleihen erreichte sogar ein neues Jahrestief.
Die weiter abflachende US-Zinsstrukturkurve ist Ausdruck der steigenden US-Wirtschaftsängste.
Wenn sich eine Notenbank sich Sorgen um ihre Währung macht, hat dies Auswirkungen auf den Wechselkurs.
Dies lässt sich auf dem folgenden Chart gut erkennen. Der US-Dollar fiel am Mittwoch nach 20:00h – dem Zeitpunkt der Veröffentlichung des Fed-Protokolls - wie ein Stein.
Entsprechend profitierten der Euro und der Yen. Weitere Profiteure sind die Rohstoffe und damit auch die Edelmetalle. Gerade die Gold- und Silberminen stiegen gestern deutlich.
Aus Sicht des Realzinsvergleichs verengte sich gestern die Zinsdifferenz zwischen den USA und Deutschland (In den USA fielen die Renditen, in Deutschland wurde das Niveau in etwa gehalten). Diese Annäherung unterstützt den Euro gegenüber dem US-Dollar.
Die Folge: Die Rohstoffbaisse müsste abgemildert werden. Dies würde für die USA die Gefahr einer importierten Deflation verringern. In Euroland, das in den vergangenen Monaten durch die Euro-Abwertung von einer importierten Inflation profitierte, dürften die konjunkturellen Sorgen größer werden. Grund: Die Deflationstendenz verstärkt sich bei einem steigenden Euro (importierte Deflation). Mit einem wieder steigenden Euro würde der EZB ein wichtiges Instrument im Kampf gegen eine schwache europäische Wirtschaft aus der Hand genommen.
Wie man es auch dreht und wendet: Sollte die Konjunktur auf weltweiter Basis schwächer werden, würden den Amerikanern – Dollar hin oder her – wichtige Absatzmärkte fehlen.
Quelle: ntv.de