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Ralf Goerkes Aktienklima 07/10 Sommerdelle hält an

Flaute - oder Ruhe vor dem Sturm?

Flaute - oder Ruhe vor dem Sturm?

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Ralf Goerke, Momentuminvestor.de

Ralf Goerke, Momentuminvestor.de

Wer in der Lage ist, das Aktienklima eindeutig zu bestimmen, kann sich entsprechend an den Börsen positionieren: In der Hausse wird das Depot zu 100% mit guten, trendstarken Aktien bestückt, in der Baisse ist man nicht mehr investiert oder setzt gar auf fallende Kurse.

"Märkte in der Krise" lautete die Überschrift dieser Kolumne zum allgemeinen Aktienklima vor fünf Wochen. Damals lautete das Fazit, dass das Chance/Risiko-Verhältnis an den Aktienmärkten nicht mehr stimmt und dass Anleger deshalb zurzeit nicht investiert sein sollten (s. Kolumne vom 11.06.).

Seither haben die fünfzig weltweit wichtigsten Indizes im Durchschnitt 2,6% zugelegt. Dabei profitierten insbesondere die osteuropäischen Börsen wie der Czech Traded Index CTX (+8,7%), der Budapester BUX (+7,7%) und der Polish Traded Index PTX (+6,7%), die die Tabelle der Kursgewinner anführen. Die deutschen Indizes liegen mit ihren Zuwächsen im Mittelfeld: TecDAX (+3,8%), SDAX (+2,9%), DAX (+2,7%) und MDAX (+1,7%). Das Verhältnis der Gewinner- zu den Verliererindizes betrug 40:10. Summa summarum muss festgehalten werden, dass die Mitte Juni abgegebene Einschätzung zur weiteren Entwicklung an den Börsen zu vorsichtig gewesen ist.

Allerdings reichten die erzielten Kursaufschläge in den Indizes nicht aus, um das indikatorentechnische Gesamtbild wesentlich zu ändern.

Abb. 1: Aktienklima-Indikator (3 Jahre, Tagesbasis)

Abb. 1: Aktienklima-Indikator (3 Jahre, Tagesbasis)

Genau wie vor einem Monat liegen der Aktienklima-Indikator und sein gleitender Durchschnitt (Abbildung 1) unter ihrem Schwellenwert (1,0). Das ist die schlechtest mögliche Konstellation, die dieses Modell zulässt (rote Phase). Damit ist das durchschnittliche Momentum, also die Schwungkraft der internationalen Indizes, immer noch auf einem Niveau, das wir vergleichbar Anfang Januar 2008 hatten (s. Baisse-Pfeile). Natürlich muss das nicht bedeuten, dass sich die Entwicklung so wie im Jahr 2008 wiederholt. Vielleicht erweist sich ja auch alles im Nachhinein nur als eine für die Jahreszeit typische Sommerdelle. Unabhängig davon zeigt dieser Indikatorenstand Ihnen als Anleger auf jeden Fall, wie gefährdet das allgemeine Aktienklima immer noch ist.

Abb. 2: DAX mit Global Market Indikator (3 Jahre)

Abb. 2: DAX mit Global Market Indikator (3 Jahre)

Die für Aktien kritische Situation wird durch den Global Market Indikator (Abbildung 2) bestätigt. Dieser Indikator bewertet einmal wöchentlich die technische Verfassung einer großen Anzahl von deutschen und internationalen Aktien. Er ist der einzige Indikator, der dieses Ergebnis dann mit einer empfohlenen Investitionsquote verknüpft. Dadurch kann der Anleger in allgemein guten Zeiten (grüne Phasen) Aktien kaufen und halten, während er in roten Phasen draußen bleibt (oder auf fallende Kurse setzt).

Vor zwei Wochen war der Indikator schon in die vorletzte Zone gerutscht, konnte sich aber zuletzt minimal erholen. Alles in allem zeigt auch dieser Indikator eine derzeit heikle Situation (hellrote Zone).

Abb. 3: Dow Jones mit X-Ray Indikator

Abb. 3: Dow Jones mit X-Ray Indikator

Die Abbildung 3 zeigt Ihnen im unteren Fenster den X-Ray Indikator, der die wichtigsten Indizes weltweit nach Kaufsignalen untersucht. Dies geschieht auf Tages-, Wochen- und Monatsbasis, so dass die Struktur der Märkte durchdrungen wird, wie von Röntgenstrahlen. Auch dieser Indikator macht derzeit keinen Mut, liegt aber nur noch leicht unter seinem Schwellenwert (50%-Grenze).

Das obere Chartfenster macht ein Dilemma deutlich, das derzeit in den Charts etlicher Indizes evident wird: den Kampf um die 200-Tage-Linie (rot). Dieser gleitende Durchschnitt zeigt die langfristige Trendrichtung einer Aktie oder eines Marktes. Solange sie steigt und der Kurs darüber liegt, ist alles in Ordnung. Fällt sie jedoch, gerät der Trend ins wackeln.

In der zweiten Mai-Hälfte durchbrach der Dow Jones-Index erstmals nachhaltig diesen langfristigen gleitenden Durchschnitt (GD) nach unten. Damals stieg der GD noch. Inzwischen tendiert er nur noch seitwärts und das aktuelle Kursniveau liegt darunter (Pfeil). Dies gilt auch für den (breiter gefassten) S&P 500. Der Motor der "Schrittmacher-Börsen" gerät ins Stottern.

Fazit:

Trotz der noch insgesamt akzeptablen Performance seit der letzten Analyse geben die hier verwendeten Indikatoren noch keine Entwarnung. Zwar ist eine bloße Sommerdelle an den Aktienmärkten nicht auszuschließen, aber die Gefahr, dass es mehr werden könnte, ist nicht von der Hand zu weisen. Dies sollte Sie weiter abwarten lassen.

Mehr Informationen zur Strategie von Ralf Goerke finden Sie unter www.momentumstrategie.de.

Quelle: ntv.de

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