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Ralf Goerkes Aktienklima 05/10 Heftiges Hin und Her

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(Foto: dpa)

Ralf Goerke, Momentuminvestor.de

Ralf Goerke, Momentuminvestor.de

Wer in der Lage ist, das Aktienklima eindeutig zu bestimmen, kann sich entsprechend an den Börsen positionieren: In der Hausse wird das Depot zu 100% mit guten, trendstarken Aktien bestückt, in der Baisse ist man nicht mehr investiert oder setzt gar auf fallende Kurse.

lautete die Überschrift dieser Kolumne zum allgemeinen Aktienklima vor genau vier Wochen. In dem damals positiven Umfeld konnten Depotbestände mit der Konzentration auf momentumstarke Werte gehalten werden, war das Fazit (s. Archiv).

Neben dem an dieser Stelle regelmäßig unternommenen Versuch einer möglichst exakten Standortbestimmung, wo wir uns im Auf und Ab der Börsenzyklen befinden, ist eine Aussage über die Dauer und Länge der gerade vorherrschenden Tendenz umso schwieriger. So wurde die vor einem Monat beschriebene Hausse-Tendenz schon 1½ Wochen später jäh beendet.

Bis dahin konnten jedoch alle vier deutschen Teilindizes weiter zulegen: DAX (+2,5%), MDAX (+3,0), SDAX (+2,4%) und der TecDAX (+0,9%). Und trotz der inzwischen aufgetretenen Turbulenzen konnten auch im Monatsvergleich per 13.05. DAX (+1,2%) und MDAX (+1,4%) positive Ergebnisse erzielen.

Abb. 1: Aktienklima-Indikator (3 Jahre, Tagesbasis)

Abb. 1: Aktienklima-Indikator (3 Jahre, Tagesbasis)

 

In der letzten April- und in der ersten Mai-Woche gerieten die Märkte jedoch weltweit in turbulentes Fahrwasser und mussten kräftige Einbußen hinnehmen.

Abb. 2: Aktienklima-Indikator (5 Jahre, Wochenbasis)

Abb. 2: Aktienklima-Indikator (5 Jahre, Wochenbasis)

Dies hat die Bewertung des internationalen Aktienklima-Indikators in Abbildung 1 wieder verschlechtert. Der Indikator fiel nämlich unter seinen gleitenden Durchschnitt, der sich nun wieder nach unten neigt (s. Pfeil A). Das Ganze spielt sich nur noch knapp oberhalb des wichtigen Schwellenwertes (1,0) ab, so dass weitere Kursrückgänge an den Aktienmärkten und damit einhergehend ein weiterer Verfall dieses Indikatoren-Modells schon sehr schnell zu einer wesentlich negativeren Einschätzung der Lage führen könnten. Aktuell befinden wir und jedenfalls im Stadium einer internationalen Korrektur (magentafarben).

Der im unteren Chartfenster abgebildete MACD (rote Linie) ist inzwischen schon unter seinen Schwellenwert (Null-Linie) gefallen und liegt aktuell auch unter seiner (schwarzen) Trigger-Linie (s. Pfeil B). Dies ist eine Indikation, die ebenfalls zur Vorsicht rät.

 

Abb. 3: Global Market Indikator (3 Jahre)

Abb. 3: Global Market Indikator (3 Jahre)

Derselbe Indikator wird in der Abbildung 2 auf der nächsthöheren Zeitebene (Wochenbasis) abgebildet. Dies hat den Vorteil, dass man sich einen Eindruck von der längerfristigen Bewegung machen kann.

Dabei fällt auf, dass auf Wochenbasis die MACD-Linie schon seit Monaten unter ihrem Schwellenwert liegt und inzwischen ebenfalls wieder nach unten gedreht hat (gelber Kreis). Auch im Chart auf Monatsbasis (hier nicht abgebildet) kam es per Ende April zu einem Verkaufssignal. Damit läuft dieser Indikator insgesamt auf drei Zeitebenen in dieselbe Richtung. Dies ist ein seltener Zustand, der mich sehr nachdenklich stimmt und damit auch in meiner Einschätzung zur weiteren Tendenz sehr vorsichtig werden lässt.

 

Die kräftigen Einbrüche der vergangenen Wochen haben auch den „Global Market Indikator“ auf ein Niveau zurück fallen lassen, das er zuletzt Mitte April 2009 hatte (Abbildung 3)!

Dieser Indikator wird einmal pro Woche auf Basis der Schlusskurse errechnet und misst die technische Verfassung einer großen Anzahl deutscher und internationaler Aktien. Als einziger Indikator gibt er dabei noch – je nach Güte des Aktienklimas – eine Empfehlung hinsichtlich der Investitionsquote ab.

Ist die Trendtendenz an den Märkten aufwärts gerichtet und der Indikator steigt in den grünen Bereich, kann der Anleger mehr oder weniger Gas geben. Die Chance liegt auf seiner Seite. Fällt er hingegen in die untere (rote) Zone, sollte er mit seinen Investments auf die Bremse treten. So vermeidet er eine komplette Schieflage durch ein falsches Anlageverhalten. Da der Indikator einmal pro Woche errechnet wird, werden Signale sehr zeitnah evident.

Normalerweise tendieren die Märkte längerfristig unter moderaten Kursschwankungen in eine Richtung. Dass ein Index wie der DAX in neun Börsentagen in der Spitze 10,8% verliert und in den darauffolgenden vier Tagen wieder um 11,0% steigt, kommt selten vor. Ein derart heftiges Hin und Her an den Börsen hat natürlich auch Auswirkungen auf die Bewegungen eines Indikators. Er fiel zunächst in die neutrale Zone, was die Auflösung bestehender Positionen bedeutete. Dies war auch gut so, da im Falle weiterer Kursrückgänge eine deutlichere Reduzierung der seit dem letzten Kaufsignal (17.04.2009) aufgelaufenen Gewinne eingetreten wäre.

Die jüngste Erholung ließ ihn nun wieder in die grüne Zone steigen, so dass wir auch hier ein sehr kurzfristiges „Hin und Her“ wie zuletzt Mitte Oktober 2007 vorfinden. Aufgrund der Divergenz zu den Signalen des Aktienklima-Indikators (tendenziell eher negativ) und der Tatsache, dass die Abbildung noch nicht auf Basis der Schlusskurse dieser Woche berechnet worden ist, messe ich diesem Signal jedoch nicht allzu viel Bedeutung zu.

Fazit:

Trotz der Rally der letzten Tage befinden sich die Aktienmärkte weltweit immer noch im Stadium einer internationalen Korrektur. Der weitere Ausblick muss aufgrund der aktuell einheitlichen Trendrichtung in allen drei Zeitebenen (Tag, Woche, Monat) mit großer Vorsicht betrachtet werden. Anleger sollten sich deshalb mit Engagements erst einmal weitestgehend zurückhalten und ihre Investitionsquote entsprechend anpassen. Dies gilt solange, bis sich die technische Situation wieder verbessert hat.

Mehr Informationen zur Strategie von Ralf Goerke finden Sie unter: Momentuminvestor.de

 

 

Quelle: ntv.de

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