Wirtschaft

Enttäuschung in der Halbzeit Gibt der Dax nochmal richtig Gas?

Es ist Zeit, die Reifen zu wechseln und Bilanz zu ziehen.

Es ist Zeit, die Reifen zu wechseln und Bilanz zu ziehen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die ersten sechs Monate sind Geschichte, Zeit für einen Blick in den Rückspiegel. Im Vergleich zu anderen Indizes sah der Dax vielfach nur die Rücklichter. Doch einzelne Aktien sind gut dabei – und haben noch Potenzial.

So mancher Anleger setzt große Hoffnungen auf ein lebhafteres zweites Halbjahr an den Börsen. Gefühlt hat sich der Dax zwischen Januar bis Ende Juni nur seitwärts bewegt, die eher enttäuschende Performance von knapp drei Prozent seit Jahresbeginn bestätigt die Vermutung. Unter den deutschen Indizes entwickelte sich nur der MDax mit knapp ein Prozent noch schlechter, hingegen legte der SDax um gut neun und der TecDax sogar um 13 Prozent zu. Im ersten Chart ist die prozentuale Entwicklung von TecDax (schwarz), SDax (grün), Dax (rot) und MDax (blau) seit Jahresbeginn dargestellt.

Chart 1. Tradesignal® ist eine eingetragene Marke der Tradesignal GmbH. Nicht autorisierte Nutzung oder Missbrauch ist ausdrücklich verboten.

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(Foto: Tradesignal®)

In den nun bevorstehenden Wochen bietet sich den Käufern auf Basis statistischer Daten noch einmal eine gute Gelegenheit, die Muskeln etwas spielen zu lassen. In einer Rückrechnung bis 1971 kletterte der Dax im Juli um rund 1,56 Prozent (Chart 2). Lediglich für Dezember und April ist die Statistik noch positiver. Zuletzt konnten sich Anleger auf die Tendenz verlassen. In fünf der vergangenen sechs Jahre behielten im Juli die Käufer die Oberhand.

Chart 2

Chart 2

Charttechnisch punktet der Dax unverändert mit intakten Aufwärtstrends im mittel- bis langfristigen Bereich. Kurzfristig gönnt sich der Markt hingegen eine kleine Pause und pendelt auf erhöhtem Niveau seitwärts. Mehr Schwung bieten einige Einzelwerte. Nur knapp die Hälfte der Werte liegt seit Jahresbeginn im Plus. Bemerkenswert ist aber die enorme Spannbreite. Deutsche Bank und Adidas sackten im laufenden Jahr bisher um gut 20 Prozent ab, SAP steht auf Platz 28 mit minus neun Prozent. Hingegen legten mit ThyssenKrupp, RWE und Infineon bereits drei Werte um mehr als 15 Prozent zu. Besonders die Versorger dürfte vor wenigen Monaten wohl kaum ein Stratege auf dem Einkaufszettel gehabt haben. Unter den richtungsweisenden Schwergewichten verbuchte lediglich BASF nennenswerte Gewinne.

Deutsche Bank auf dem letzten Platz

Kurzfristig ein wenig angeschlagen, langfristig alles im grünen Bereich, diese Einschätzung wird auch durch die dritte Grafik bestätigt. Angezeigt wird die Anzahl der Aktien über ihrem 21-, 100- und 200-Tage-Durchschnitt. 13 Werte behaupten ihren kurzfristigen Gleitenden Durchschnitt. RWE und Eon weisen derzeit die größte positive Differenz auf. Je längerfristig der Mittelwert ausgewählt ist, desto positiver das Gesamtbild. Infineon, RWE und Eon liegen mit zehn bis 16 Prozent am deutlichsten über ihrer 200-Tage-Linie, während die Deutsche Bank bereits gut 22 Prozent unter dem Durchschnitt notiert. Kein anderer Wert weist aktuell einen größeren negativen Abstand auf.  

Chart 3

Chart 3

Bald fallen die Würfel

Die Trendstärke-Matrix haben wir entwickelt, um das komplexe Trendverhalten aller Dax-Aktien auf einen Blick erfassbar zu machen (Chart 4). Wer es eilig hat, sieht sofort, in welcher Verfassung sich der Markt befindet. Dazu sind nur vier Dinge zu prüfen:

Chart 4

Chart 4

1) Gesamtmarkt-Frühindikator: Befinden sich die meisten schwarzen Punkte rechts oder links von den grauen Punkten? Letztere zeigen den Vorwochen-Mittelwert. Dadurch ist sofort erkennbar, in welche Richtung die Reise aktuell geht. Notieren viele schwarze links von den grauen Punkten, ist der Markt schwächer geworden - umgekehrt dagegen zieht die Relative Stärke an. Diese Entwicklung kündigt als Erste einen bevorstehenden Umschwung an.

2) Chancen durch extreme Ausreißer: Haben sich schwarze Punkte bei einzelnen Aktien weit von der Mitte entfernt? Dies würde auf eine zu hohe Nachfrage (Punkt rechts von der Mitte) oder einen zu hohen Abgabedruck (Punkt links von der Mitte) bei dem jeweiligen Papier hin deuten. Aktuell ist das bei keinem Indexmitglied mehr der Fall, seit Lufthansa sich wieder stabilisiert hat. Hier war der Vorwochenwert (grauer Punkt) sehr weit in die überverkaufte Extremzone eingelaufen - ein Signal für eine kurzfristige Erholung oder zumindest vorüber gehende Stabilisierung/Abwärtstrendpause.

3) Gesamtmarkt überkauft/überverkauft: Befinden sich sehr viele schwarze Punkte auf derselben Seite von der Mittellinie? Derzeit tendieren 15 von 30 Dax-Mitgliedern nach rechts, liegen also über ihrem Vier-Wochen-Durchschnitt. Damit ist noch kein überverkaufter Extremzustand des Index erreicht. Erst wenn nur noch zwei bis fünf Aktien auf einer Seite der Grafik liegen, steht erfahrungsgemäß der Umschwung des Marktes zurück in die jeweils andere Richtung bevor.

4) Gesamtmarkt-Trend: Welche Farbe dominiert die Grafik? Der vielleicht wichtigste Gesamtmarktindikator: Aktuell sind nur drei Balken grün, nur noch bei diesen Aktien steigen die Vierwochen-Durchschnitte. Sechs Papiere fallen im Durchschnitt, der große Rest hat keinen klaren Trend. Damit ist die Tendenzprognose für den Dax passend zum Sommerloch neutral bis leicht negativ. Was ist in diesem Fall zu tun? Ganz einfach: Neue Signale sind abzuwarten, bestehende Positionen können gehalten werden.

Quelle: ntv.de

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