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Ralf Goerkes Aktienklima 02/10 Fehlstart

Ralf Goerke, Momentuminvestor.de

Ralf Goerke, Momentuminvestor.de

Wer in der Lage ist, das Aktienklima eindeutig zu bestimmen, kann sich entsprechend an den Börsen positionieren: In der Hausse wird das Depot zu 100 Prozent mit guten, trendstarken Aktien bestückt. In der Baisse ist man nicht mehr investiert oder setzt gar auf fallende Kurse.

lautete die Überschrift dieser Kolumne zum allgemeinen Aktienklima vor genau einem Monat. Zu diesem Zeitpunkt war die Börsenwelt noch in Ordnung. Die Börsen hatten den Schwung, der zum Jahresende 2009 eingesetzt hatte, mit ins neue Jahr genommen. Diese Entwicklung setzte sich auch noch bis Mitte Januar fort, so dass die damalige Einschätzung einer robusten Verfassung des allgemeinen Aktienklimas durchaus berechtigt war.

In der zweiten Januar-Hälfte geriet dann zunehmend eine Diskussion um die Verschuldung Griechenlands in den Fokus der Berichterstattung über die Finanzmärkte. Diese Diskussion hat sich inzwischen auch auf andere Länder wie Spanien und Portugal ausgeweitet. Die Sorge um die Zukunft des europäischen Finanzsystems und die damit verbundene Schwächung des Euro brachten die Börsen auf Talfahrt.

Seither haben die 50 wichtigsten Börsenindizes weltweit im Durchschnitt 6,2 Prozent verloren. Dabei können nur noch zwei (!) dieser Indizes seit Mitte Januar eine positive Performance vorweisen (Ägypten und Chile). Dies soll Ihnen einmal vor Augen führen, wie stark sich diese Krise auf das weltweite Kursniveau ausgewirkt hat. Dass dabei gerade die Indizes der angesprochenen Länder in diesem Jahr besonders unter die Räder kamen und schon prozentual zweistellige Verluste hinnehmen mussten, verwundert nicht.

War das Kursniveau der fünfzig wichtigsten Börsenindizes weltweit seit Jahresende bis Mitte Januar noch um durchschnittlich 2,9 Prozent gestiegen, so endete der Monat Januar insgesamt schließlich doch noch mit einem Minus von 2,4 Prozent. Damit legten die Börsen rund um den Globus einen klaren Fehlstart ins neue Jahr hin.

Die genannten Kursrückschläge ließen den Aktienklima-Indikator in der Abbildung 1 wieder unter seinen Schwellenwert bei 1,0 fallen (Pfeil A). Auch der MACD im unteren Fenster liegt weit unter seiner Null-Schwelle und bestätigt das schlechte Aktienklima (Pfeil B).

Bild 1: Allgemeiner Aktienklima-Indikator 3 Jahre Tagesbasis.jpg

Im Nachhinein muss allerdings auch klipp und klar zugegeben werden, dass sich die hellgrüne Phase im Indikator und auch der Bruch des Null-Niveaus beim MACD zu Jahresbeginn als klare Fehlsignale herausgestellt haben, die zu einer falschen Einschätzung der Lage führten.

Sollte der gleitende Durchschnitt des Aktienklima-Indikators in dem Tempo wie zurzeit fallen, würde er in circa einem Monat ebenfalls den Schwellenwert durchbrechen, was dann nach den Regeln des Modells die Phase einer weltweiten Baisse einläuten würde.

Das Balkendiagramm in Abbildung 2 zeigt Ihnen das Kräfteverhältnis von Bullen und Bären für die 30 Dax-Werte auf den unterschiedlichen Zeitebenen.

Bild 2 Goerkes Bull Bear Indikation für die Dax-Werte.jpg

Der Vorteil dieser Darstellungsweise liegt darin, dass sie sehr viele Informationen auf einmal enthält. Auf der einen Seite können Sie hier erkennen, wie stark sich die beiden Gruppen (Bullen und Bären) prozentual auf die 30 Dax-Aktien verteilen.

Hierbei spiegeln die weißen Flächen die Kraft der Bullen und die schwarzen Flächen die Kraft der Bären wider. Zusätzlich wird dieses Kräfteverhältnis noch auf den drei Zeitebenen der täglichen, der wöchentlichen und der monatlichen Betrachtung dargestellt.

Die jüngste Erholungstendenz der aktuellen Woche hat das Verhältnis von Bullen und Bären kurzfristig zu Gunsten der Bullen ausfallen lassen (Tag). Diese Indikation ist allerdings aufgrund ihrer Fristigkeit sehr schwankungsanfällig und kann bei kleinen Kursrückgängen schnell wieder umschlagen.

Deutlicher ins Kontor schlägt da schon der mittelfristige Ausblick (Woche), der ein eindeutiges Übergewicht des Bärenlagers zeigt. Der Monatsbalken ändert sich nur zum Monatsende mit den entsprechenden Schlusskursen. Er zeigt hier noch das Verhältnis per Ende Januar, das - langfristig gesehen - zu dem Zeitpunkt noch in Ordnung war.

Fazit:

Die Märkte sind deutlich angeschlagen. Das zeigen die hier verwendeten Modelle sehr klar. Lassen Sie sich also nicht von kurzfristigen Erholungsversuchen (technische Reaktionen) irritieren, denn die gibt es immer mal wieder. Es geht um die grundsätzliche Trendrichtung und die ist zurzeit klar negativ, und zwar weltweit!

Nach einem freundlichen Börsenstart ins neue Jahr in den ersten beiden Januarwochen muss dieser Start in der Beurteilung nach sechs Wochen jedoch als gründlich misslungen angesehen werden. Ich empfehle dem mittelfristig orientierten Anleger deshalb, sich mit Neuengagements zurückzuhalten.

Mehr Informationen zur Strategie von Ralf Goerke finden Sie unter www.momentumstrategie.de.

Quelle: ntv.de

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