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Goerkes Chartsignale Willkommen in der Baisse!

Wo liegt die 200-Tage-Linie?

Wo liegt die 200-Tage-Linie?

(Foto: REUTERS)

Angst an den Aktienmärkten, verunsicherte Analysten und weltweit fallende Kurse: Für Charttechniker Ralf Goerke kommt das alles nicht überraschend. In seiner aktuellen Analyse bietet er Anlegern eine klare Handlungsempfehlung - und sieht ein Todeskreuz im TecDax.

Die technische Analyse hat den nicht zu unterschätzenden Vorteil, dass sie Sachverhalte sehr schön verdeutlichen kann. So steht derzeit fest, dass sich die technische Situation in den Börsenindizes weltweit durch die Kursrückgänge dramatisch verschlechtert hat. Dies geht soweit, dass ein Crash nicht mehr ausgeschlossen werden kann.

Ralf Goerke, Momentuminvestor.de

Ralf Goerke, Momentuminvestor.de

Billigt man den Börsen einen Antizipationsmechanismus zu, der wirtschaftliche Veränderungen vorwegnimmt, dann lässt die derzeitige Situation den Schluss zu, dass wir möglicherweise in den Industrienationen am Beginn einer Rezession stehen.

Die technischen Signale in einzelnen Indizes, die das Ausmaß des ganzen Dramas vor Augen führen, lassen sich beispielhaft wie folgt darstellen: Im Dax hat sich etwas Wichtiges getan: Seit gestern fällt die 200-Tage-Linie wieder! Schauen Sie auf die nachfolgende Abbildung. Sie sehen hier den Dax in seiner Entwicklung der letzten fünf Jahre. Dazu ist die 200-Tage-Linie (rot) eingetragen.

Dieser gleitende Durchschnitt (GD) bildet in der technischen Analyse ein wichtiges Kriterium, ob ein Markt in einem gesunden Trend ist oder nicht. Dabei gilt, dass der Aufwärtstrend intakt ist, solange sich der Index oberhalb seines langfristig gleitenden Durchschnitts bewegt. Dies ist jedoch seit einigen Tagen nicht mehr der Fall. Am 01. August hat der Dax diesen GD von oben nach unten durchbrochen und jetzt neigt sich die Linie auch noch! Im unteren Fenster des Chartbildes sehen sie einen einfachen Indikator, der den Wert "1" annimmt, solange der GD steigt. Fällt er, geht der Indikator auf Null (s. Pfeil).

Dax mit 200-Tage-Linie und 200-Tage-Linien--Indikator (zum Vergrößern bitte anklicken)

Dax mit 200-Tage-Linie und 200-Tage-Linien--Indikator (zum Vergrößern bitte anklicken)

Hieran können Sie erkennen, dass ein Wechsel in diesem langfristigen Durchschnitt erstens nicht alle Tage erfolgt und zweitens auch ein Signal bildet, dass zu einer längerfristigen Kursveränderung im Index führen kann, und zwar in die Richtung die der 200-Tage-GD vorgibt! In jedem Fall ist es ein bedenkliches Signal für unseren heimischen Markt.

A propos "heimischer Markt". Der TecDax hat vorgestern als erster der deutschen Aktienindizes ein so genanntes "Todeskreuz" ausgebildet! Eine solche Formation entsteht, wenn der 50-Tage-GD die 200-Tage-Linie von oben nach unten durchbricht. Dies ist in der folgenden Abbildung gut zu erkennen (gelber Kreis). Im umgekehrten Fall spricht man übrigens von einem Gold-Kreuz. Beides soll den mittelfristigen Ausblick in einer Aktie oder einem Index verdeutlichen.

Ein Überkreuzung dieser GDs in den anderen deutschen Teilindizes Dax, MDax und SDax steht nicht akut an, könnte aber durchaus in den nächsten beiden Wochen ebenfalls eintreten. Dass der TecDax hier schon quasi "vorgeprescht" ist, liegt daran, dass er durch die vielen schwachen Solarwerte zuletzt sehr viel schlechter gelaufen ist als die anderen Indizes.

TecDax mit Todeskreuz (zum Vergrößern bitte anklicken)

TecDax mit Todeskreuz (zum Vergrößern bitte anklicken)

Schauen Sie auch bitte immer über den Tellerrand hinaus! Es reicht nicht – wie in der Chartanalyse leider immer wieder anzutreffen – sich nur einen Markt anzuschauen und daraus dann seine Schlüsse zu ziehen! Alle Märkte sind weltweit eingebettet und miteinander verflochten. Wir leben hier in Deutschland mit Dax & Co. nicht auf einer Insel, und ein Dax wird sich einem schwachen Umfeld nicht so ohne weiteres längere Zeit entziehen können. Schauen Sie also erst immer auf die allgemeine Verfassung der Märkte, bevor sie sich einzelnen Indizes oder gar Aktien zuwenden!

Aber wie sieht es nun an den Märkten im Allgemeinen aus? Ich sage es Ihnen vorweg: grottenschlecht! Aber bitte: Bilden Sie sich selbst eine Meinung und schauen Sie auf die folgende Grafik:

Erstmals seit vielen Monaten ist die Anzahl der fallenden 200-Tage-Linien in den wichtigsten internationalen Indizes wieder größer als die Anzahl der noch steigenden 200-Tage-Linien (s. Balken links außen). Die kurz- und mittelfristigen GDs sind sowieso schon seit einigen Tagen "unter Wasser". Und auch bei den Gold- und Todeskreuzen gibt es derzeit weitaus mehr Todes- als Gold-Kreuze – wen wundert’s?

Die aktuelle Entwicklung verdeutlicht noch einmal sehr schön den Wert des Aktienklima-Indikators, der bereits Ende Juni ein Verkaufssignal für die Aktienmärkte ausgab (s. vorherige Analysen).

Verhältnis steigender zu fallenden GDs in den 50 wichtigsten internationalen Indizes (zum Vergrößern bitte anklicken)

Verhältnis steigender zu fallenden GDs in den 50 wichtigsten internationalen Indizes (zum Vergrößern bitte anklicken)

Ich hoffe, dass Sie die Signale des Indikators ernst genommen haben und bereits seit einigen Wochen in Geldmarktfonds investiert sind. Dann können Sie die aktuelle Entwicklung entspannt abwarten. Da die Dämme vorerst gebrochen sind, heißt das aber trotzdem weiter für Sie klipp und klar: Finger weg von diesen Märkten! Es sei denn, Sie gehen short.

Mehr Informationen zur Strategie von Ralf Goerke finden Sie unter www.momentumstrategie.de

Quelle: ntv.de

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