Wirtschaft

Der Ölpreis in der Chartanalyse Erdöl-Zyklus im Rückwärtsgang

Robert Rethfeld, Wellenreiter-Invest

Robert Rethfeld, Wellenreiter-Invest

Die Ölpreise befinden sich seit Tagen auf Talfahrt. Rohstoffexperten wollen weitere starke Preisrückgänge mit Blick auf die zuletzt schwächeren Wachstumsprognosen für die Weltwirtschaft nicht ausschließen. Aber was sagt die Charttechnik? Robert Rethfeld von Wellenreiter-Invest analysiert.

Ohne den Aufstieg Chinas hätte der Rohstoff- und Ölpreisboom der vergangenen 10 Jahre schlichtweg nicht stattgefunden. China - und in geringerem Maße Indien - sind für die weltweiten Wachstumsraten im Ölverbrauch verantwortlich. In den USA ist der Ölverbrauch rückläufig. Er befindet sich auf dem Niveau des Jahres 1998. Deutschland verzeichnete bereits in den 1970er Jahren das Verbrauchshoch.

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Der Langfristtrend des Ölpreises bleibt intakt. Unter zyklischen Gesichtspunkten lassen sich Hochpunkte in Abständen von etwa 30 Jahren einzeichnen. Gemäß diesem Zyklus müsste das Jahr 2008 einen wichtigen, für mehrere Jahre gültigen Hochpunkt angezeigt haben (rote Linien folgender Chart).

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(Foto: Robert Rethfeld, Wellenreiter-Invest)

Der nächste Chart verdeutlicht die Stufigkeit des Anstie gs.

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(Foto: Robert Rethfeld, Wellenreiter-Invest)

Eine über einen längeren Zeitraum laufende Seitwärts-Abwärtsphase unterhalb der 150 US-Dollar-Marke erscheint deshalb wahrsch einlich.

Der Preis der Erdöl-Sorte Brent entwickelt sich seit Anfang 2011 positiver als derjenige der Sorte WTI-Crude (folgender Chart).

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(Foto: Robert Rethfeld, Wellenreiter-Invest)

Der internationale Benchmark bleibt der Preis für Brent. Dieser Preis bleibt für 70 Prozent des internationalen Geschäfts bestimmend. Der Spread zwischen WTI-Crude und Brent ist aktuell auf 10 US-Dollar geschrumpft. Wir nehmen an, dass sich dieser Spread langfristig als Anomalie erweisen wird.

Das saisonale Muster für den Ölpreis hat sich in den vergangenen Jahren verändert. Stieg der Ölpreis in der ersten Dekade dieses Jahrhunderts meist bis in den Herbst an, so fand in den vergangenen drei Jahren jeweils ein April/Mai-Abverkauf statt (orangefarbene Linie folgender Chart).

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(Foto: Robert Rethfeld, Wellenreiter-Invest)

Der April/Mai-Abriss ist gut zu erkennen. Er deutet auf e ine übergeordnete Öl-Preis-Schwäche hin.

Eine Erklärung dieses Phänomens bietet die hohe positive Korrelation zum S&P-500, bei dem sich in den letzten drei Jahren im April Hochpunkte bildeten und der Mai deutliche Preisschwäche mit sich brachte.

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(Foto: Robert Rethfeld, Wellenreiter-Invest)

Nach der jüngsten Unterschreitung der 100-Dollar-Marke dürften einige Opec-Mitglieder miteinander telefonieren, um über die wei tere Vorgehensweise zu diskutieren. Pläne für ein Treffen gibt es angeblich noch nicht. Zunächst einmal wurde das Ziel, den Ölpreis der Sorte Brent auf die 100-Dollar-Marke zu drücken, erreicht. Spätestens bei einem Fall auf 90 Dollar dürfte eine Diskussion über die Verknappung des Angebots entbrennen. In einer solchen Diskussion wird der stete Anstieg der Ölproduktion in den USA und Kanada zu berücksichtigen sein. Das bedeutet: Die Verknappung des Angebots der Opec-Mitglieder müsste stärker ausfallen, als es ohne eine sich ständig erhöhende US-Öl-Produktion notwendig wäre.

Fazit: Der Ölpreis (Brent) befindet sich seit Februar in einem intakten Abwärtstrend. Dieser wurde durch die Osterfeiertage (Anfang April) nur kurz unterbrochen. Der Abwärtstrend dürfte weiter fortgesetzt werden. Eine größere Unterstützung ergibt sich bei 93 US-Dollar. Erst eine Rückeroberung der 100-Dollar-Marke hätte das Potential, das Blatt zu wenden.

Quelle: ntv.de

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